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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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Spuren zu erhalten. Aber hier gab es keine Spuren zu erhalten, der Fall lag klar auf der Hand.
    Sein Gefühl sagte ihm, dass der Fremde nicht nur ein Einbrecher war. Nettgen behielt Recht. Unter dem Umhang trug der Mann auf der rasierten, muskulösen Brust dieselbe Tätowierung, die sie bei Hasan Ab Abduram gesehen hatten. Löffler wurde schlecht. Nun kam auch der Professor dazu.
    „Professor“, meinte Nettgen , „ s chauen S ie sich doch bitte das mal an . “
    Dabei wies er auf die Tätowierung und beobachtete den Professor, wie er sich hinkniete und das Bild begutachtete.
    „Hm“, machte der Professor. „Auf den ersten Blick würde ich sagen, dieses Symbol könnte durchaus einen Kult symbolisieren. Jedoch ist er mir nicht bekannt.“
    „Was erkennen S ie, Professor?“ , fragte Nettgen.
    „Nun, ich sehe die Herz- und Luftröhre mit einem Schakalkopf, ein menschliches, wachendes Auge und eine Waage. Soviel zur reinen Optik. Ich könnte mir jedoch nach allem, was ich diese Nacht in der Kammer gesehen habe und worüber ich mir die letzten zwei Stunden den Kopf zerbrochen habe gut vorstellen, dass wir es hier mit so genannten Wächtern zu tun haben könnten. Ich sehe auf diesem Bild das wachende Auge von Anubis. Ein Bild für die Psychostasi - Das Wiegen der Seele.“
    So langsam dämmerte es Nettgen, dass Bahabi wohl nicht seinen Bodyguard gemeint hatte, als er von den Wächtern sprach. Bahabi wusste, was hier gespielt wurde, da war er nun sicher.
    „Jetzt verraten S ie mir endlich, warum S ie in der Kammer in Panik geraten sind. Was in Gottes Namen ist dort geschehen?“
    Der Professor richtete sich auf und sah Nettgen mit verständnisvoll an. Nettgen spürte, wie der Professor krampfhaft versuchte, die richtigen Worte zu finden. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck begann er zu erzählen:
    „Jack Crampton hat vor langer Zeit, ich schätze vor etwas mehr als zehn Jahren, eine unglaubliche Entdeckung gemacht. Er fand bei Ausgrabungen in einem Grab eines Pharaos einen Totenbrief. Er war von Priestern verfasst worden und besagte, dass ein Grab existiere, das auf ewige Dauer von Anubis bewacht werde. Es handele sich dabei um das Grab eines Priesters, der angeblich das altägyptische Totenbuch entweiht hatte und daraufhin in alle Ewigkeit keinen Frieden finden sollte. Vermerkt war in diesem Brief auch die Existenz eines Totenbuches, das von Anubis selbst verfasst worden sei. Damals hat Jack mich angerufen und nach meiner Meinung gefragt, wie ich I hnen bereits erzählt habe, Kommissar Nettgen. Ich sagte ihm damals, dass es sich dabei meiner Meinung nach um einen Mythos handele, ähnlich, als wenn man in einer Grabstätte unserer Zeit ein Buch mit Grimms Märchen finden würde. Jack wollte das nicht hören und brach den Kontakt zu mir für längere Zeit wieder ab. Wie ich hörte, hat er lange gebraucht, um einen Investor für seine Expedition ausfindig zu machen. Ich selbst habe bis letzte Nacht nicht daran geglaubt. Ich hielt es nur für eine altägyptische Sage . “
    Der Professor sammelte für einen kurzen Moment seine Gedanken und erzählte dann weiter: „Nachdem ich mir letzte Nacht das Ritualbett angeschaut hatte, wurde ich auf die daneben stehende Wächterstatue aufmerksam. Eine solch große und bösartig anmutende war mir bis dato nicht zu Gesicht gekommen. Sie hielt in der rechten Hand einen goldenen Dolch und stützte den linken Arm auf einen durchbrochenen Schild. Dann las ich die Inschrift auf dem Schild.“
    „Was für eine Inschrift?“, wollte Nettgen wissen.
    Noch einmal atmete der Professor tief durch. Er schluckte schwer so, als blockiere ein Wollknäuel seine Luftröhre. „Wer diese Stätte entweiht und die Kammern betritt, der ist zum Tode verurteilt . “
    Nettgen und Löffler blickten sich schweigend an. Das konnte doch nicht wahr sein. So was gab es doch sonst wirklich nur bei Indiana Jones. Irgendjemand trieb hier wirklich üble Scherze mit ihnen.
    Nettgen ging ins Badezimmer, um sich das Blut des Toten von den Fingern zu waschen. Er hatte beim Herabziehen der Kapuze die Stirn berührt, an der die Blessur wie ein aufgeschnittenes Cordon Bleu stark blutete. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Was ihm der Professor zuvor erzählt hatte, klang wie ein Märchen. Andererseits waren die ganzen Vorkommnisse, die er in den letzten Stunden – ach was, in den letzten Monaten erlebt hatte, ziemlich real. Das machte ihm Angst. Als er aus dem Bad zurück am Bett vorbei kam, warf er einen

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