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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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als ihr aufging, wem sie dieses fast geschenkt hätte. Sofort wurde ihre Miene abweisend, und während sie sich ins Gedächtnis rief, wo sie sich befand, richtete sie sich mühsam auf. Sie saß zu Pferde, erinnerte sie sich, und so gut wie auf Sherwells Schoß.
    „Habt Ihr gut geschlafen?“
    Sie ließ die Frage unbeantwortet und mühte sich um eine gerade Haltung. Ihr war bewusst, dass es ihn überrascht hatte, als sie vorhin wieder aufs Pferd gestiegen waren und sie sich dazu durchgerungen hatte, gelöst dazusitzen und sich an ihn zu lehnen. So war sie in seinen Armen eingeschlafen, und obwohl sie sich eben dies vorgenommen hatte, verwunderte sie doch, dass es ihr gelungen war. Als sie erst einmal Gedanken und Körper zur Ruhe gezwungen hatte, war sie durch den einlullenden Rhythmus des Pferdes in Schlaf geglitten.
    „Jedenfalls scheint Ihr gut geschlafen zu haben. Ihr habt geschnarcht“, teilte Sherwell ihr mit. „Und gesabbert“, fügte er liebenswürdig an.
    Seonaid griff sich an die Wange und stellte beschämt fest, dass er recht hatte - ihre Wange war feucht. Missmutig wischte sie sich mit der Hand darüber und richtete sich kerzengerade auf. Als sie sich umsah, stellte sie fest, dass ihr der Hügel, den sie gerade erklommen, sehr vertraut war.
    „Wir sind zu Hause“, murmelte sie verblüfft, als sie die Kuppe erreichten und Dunbar Castle in Sicht kam. Freudige Erregung erfasste sie beim Anblick der Burg, in der sie aufgewachsen war. Diese Empfindung überkam sie stets, wenn sie hierher zurückkehrte, ganz gleich, weshalb oder wie lange sie fort gewesen war. Dort warteten ihr Vater und ihr Bruder, Cousin Allistair, Aeldras und Allistairs Tante Giorsal und seit Kurzem auch ihre Schwägerin Iliana - ihre Familie.
    Ihr glückliches Lächeln verblasste, während sie sich der Brücke über den Burggraben näherten und verkohlte Leichen und Trümmer vor der Wehrmauer erspähten. Seonaid erstarrte und fragte sich verzweifelt, was geschehen sein mochte. Als sie die Männer erkannte, die auf dem Wehrgang Wache hielten, entspannte sie sich ein wenig, ließ den Blick schweifen und bemerkte die Spuren, die von einer Schlacht zeugten.
    Dunbar war angegriffen worden. Lord Rolfe, der Bischof und Little George trieben ihre Pferde neben das von Sherwell.
    „Was meint Ihr, wer war das?“, fragte Lord Rolfe.
    „Greenweld?“, mutmaßte Sherwell, während sie die Brücke querten und in den Burghof ritten. „Sieht so aus, als habe es eine Belagerung gegeben.“
    Seonaid hörte ihnen kaum zu; sie sah selbst, was geschehen war. Es stimmte, die Burg war belagert worden. Jemand hatte angegriffen und brennende Geschosse über die Mauern katapultiert. Einige Gebäude im Innern waren beschädigt worden. Im Burghof jedoch lagen keine Toten. Natürlich nicht - um die würde man sich zuerst gekümmert haben.
    Die Toten vor den Mauern hingegen würde man sich zuletzt vornehmen - sofern deren Sippe nicht um Erlaubnis bat, sie mitnehmen zu dürfen.
    Sherwell hatte sein Pferd gezügelt, als sie den Burghof erreicht hatten, sodass sie sich nun im Schneckentempo vorwärtsbewegten. In der Mitte des Hofs hielt Seonaid es nicht länger aus, schwang ein Bein über den Hals des Pferdes und stieß sich ab.
    Überrascht keuchte Sherwell auf und ließ das Tier halten, um sie nicht über den Haufen zu reiten, doch er hielt sie nicht zurück.
    Sie landete auf der festgetretenen Erde und rannte los, auf den Wohnturm zu. Während sie die Stufen nach oben nahm, ging das Portal auf, und der kleine Willie, der Sohn des Stallmeisters, trat heraus und lächelte, als er sie sah.
    „Seonaid!“, rief er.
    Sie blieb vor ihm stehen und bemerkte den Verband um seinen Arm. „Willie?“ Sanft strich sie ihm über den unversehrten Arm, während sie den verletzten eingehend musterte. „Bist du wohlauf, Junge?“
    „Aye. “ Sein Grinsen wurde breiter. „Ist nur eine kleine Brandwunde. Lady Iliana hat sie behandelt.“
    „Sind alle ...? Wurde irgendwer ...?“, stammelte sie. Es fiel ihr schwer zu erfragen, was sie wissen wollte. „Vater?“, brachte sie endlich heraus.
    „Hatte einen Pfeil in der Schulter“, teilte er ihr mit, das sommersprossige Gesicht mit einem Mal ernst.
    „Einen Pfeil?“, wiederholte sie entsetzt.
    „Aye, aber Lady Iliana hat ihn im Nu entfernt und meint, das wird schon wieder.“
    „Oh, gut“, hauchte sie. „U...und Duncan?“
    „Dem geht’s gut. Er war fort, um Euch vor den Colquhouns zu retten.“
    „Den Colquhouns?“

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