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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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selben Fleck stand und ihr hinterherstarrte. Aus Richtung Wohnturm kam Little George angestampft. Der Hüne war stark, aber nicht besonders schnell und hinter Sherwell zurückgefallen.
    Seonaid vergaß die beiden, als sie Aeldras gequälten Aufschrei vernahm und die Unterhaltung mitbekam, in die sie hineingeplatzt war.
    „Was? Aber Allistair ...“
    Giorsal unterbrach Aeldra. „Er hätte Laird werden sollen“, fauchte sie. „Wie euer Vater vor ihm. Angus und er waren schließlich Zwillinge. Er hatte ebenso ein Recht auf den Titel wie Angus - er hätte die Dunbars anführen sollen. Und Allistair hätte nach ihm Laird werden müssen.“
    „Aber Vater hat den Titel nicht gewollt. Er hat ihn bereitwillig an Onkel Angus ... “
    „Sie behaupten, Allistair sei von Greenweld getötet worden“, fuhr die alte Frau bitter fort, als habe sie Aeldra gar nicht gehört. „Aber das ist nicht wahr, weißt du. Greenweld hätte ihn niemals umgebracht, denn Allistair stand auf seiner Seite.“
    „Wie bitte?“ Aeldras Frage war ein entsetztes Keuchen. „Allistair stand auf Greenwelds Seite? Warum?“
    „Um sich zu holen, was ihm zustand“, erwiderte Giorsal unwirsch. „Greenweld wollte ihm helfen, Dunbar an sich zu reißen.“
    „Aber was hätte mit Onkel Angus und Duncan geschehen sollen?“
    Giorsal zuckte mit den Schultern. „Wären sie erst aus dem Weg gewesen, so wäre Allistair Laird geworden.“
    „Und Seonaid?“, fragte Aeldra, die Miene versteinert.
    „Er wollte sie heiraten. Meinte, dies würde seinen Anspruch stärken.“
    „Also hat sich Allistair mit diesem Scheusal Greenweld verschworen und alle verraten?“
    Giorsal nickte zufrieden. „Das war mein Einfall. Zunächst wollte Allistair nicht, aber ich habe ihn überzeugt. Die Notwendigkeit knüpft die seltsamsten Bündnisse, und ich wusste, dass Greenweld ihm helfen konnte, Burg und Titel zu gewinnen. Allistair hätte es verdient. Einverstanden war er allerdings erst, als ich ihm vor Augen gehalten habe, dass er auf diese Weise auch Seonaid bekäme, da Greenweld diesen Engländer hätte beseiti-gen können. Dann wäre sie frei gewesen, ihn zu heiraten, und in ihrer Trauer um Vater und Bruder hätte sie sich leicht in eine Ehe lenken lassen, wenn Allistair sich ihr als Stütze angeboten hätte. Es wäre gelungen“, stieß sie aufgebracht aus, „wenn Duncan nicht früher als erwartet zurückgekehrt wäre und meinen kleinen Jungen umgebracht hätte.“
    „Du hast ihn überredet, seine eigene Sippe zu verraten?“
    Bis jetzt hatte Seonaid wie gelähmt und voller Grauen die harten Züge der alten Giorsal angestarrt. Aeldras tonlose Stimme nun ließ sie den Blick senken. Als sie hereingestürzt war, hatte Aeldra zu Giorsals Füßen gekniet, den Rücken der Tür zugewandt. Nach wie vor kniete sie auf dem Boden, aber hatte sie eben noch zusammengesunken dagehockt, waren ihre Schultern nun gestrafft, als habe ihr jemand einen Stock in den Rücken geschoben. Sie hielt den Kopf aufrecht und das Kinn leicht gereckt. Ihr Tonfall war unbewegt, und doch schwang kalte Wut darin mit, bei der sich Seonaid das Herz zusammenzog. Allistair war gestorben in dem Versuch, sie alle zu hintergehen, aber er war von Giorsal dazu verleitet worden. Binnen weniger Augenblicke hatte die Cousine ihre engste Familie verloren, denn mochte die alte Frau auch noch leben, würde sie in Aeldras Herz doch tot sein.
    „Wen soll er denn verraten haben? Diesen aufgeblasenen alten Bastard Angus? Der in seiner Burg gesessen hat, während du, Allistair und ich wie Bauern in dieser winzigen Hütte hausen mussten?“, fragte Giorsal verbittert. „Wir hätten in der Burg leben sollen! Wir hätten ...“
    Blitzschnell sprang Aeldra auf und schlug ihre Tante. Seonaid wusste nicht, wer überraschter war - Giorsal oder sie selbst.
    Schweigend wandte sich Aeldra von der Frau ab, die sie aufgezogen hatte, und stürmte an Seonaid vorbei aus der Kate, ohne die Cousine auch nur anzusehen.
    Seonaid wollte ihr nach, verharrte jedoch noch einmal und wandte sich um. „Seit wann hasst du uns?“
    Verbittert verzog Giorsal den Mund. „Immer schon.“ Seonaid nickte nur und trat müde aus der Hütte, um sich  nach Aeldra umzuschauen, doch die musste davongerannt sein, kaum dass sie die Kate hinter sich gelassen hatte. Keine Spur war von ihr zu sehen - von Little George ebenso wenig, fiel ihr auf. Sherwell hingegen war noch da. Sie überlegte, ob sie ihm wohl entgehen könne, doch es schien ihr kaum möglich.

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