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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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anderen Lauf genommen, und er gab sich alle Mühe, den Blick von ihr zu wenden, aber es gelang ihm nicht.
    „Du bist schön!“ flüsterte er.
    „Es freut mich, daß ich dir gefalle.“ Nera drehte sich ein wenig zur Seite, um ihren goldenen Glanz zu zeigen. „Zuerst dachte ich, es sei dir unangenehm.“ Sie zog ein gespielt verblüfftes Gesicht, setzte dann aber gleich wieder eine fragende Miene auf. „Es gibt so viel, was ich dich fragen muß. In bezug auf die Zone, eure Pläne für weitere Todesmauern, euren Schutztrupp und diese Humanoiden, die ihr so zu fürchten scheint.“
    Er wartete, versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu halten und wunderte sich plötzlich: Wenn sie als Leleyo-Agentin nach Kai gekommen war, war es dann möglich, daß sie die Art von Spion war, die sein Vater fürchtete? Von ihrer Schönheit berauscht, wollte er sie nicht verdächtigen, und doch …
    „Sprechen wir doch von diesen Humanoiden.“ Nera lehnte sich fast hypnotisch gegen ihn, ihre großen Augen suchten die seinen, und dabei war sie ihm so nahe, daß er ihren schwachen, nach Sauberkeit duftenden Geruch wahrnahm. „Fürchtet ihr sie wirklich? Oder ist all das Gerede über sie nur eine raffinierte Lüge, die den Mord an Malili tarnen soll?“
    Verwirrt versuchte Keth, ihrem Blick auszuweichen, sich ihrem Zauber zu entziehen, aber es gelang ihm nicht.
    „Wir haben Angst“, flüsterte er. „Einige wenige von uns haben Angst.“
    „Wir haben keine Maschinen auf Malili“, beharrte Nera mit weicher Stimme. „Was wir fürchten, sind eure Todesmauern und der Staub, der von ihnen herüberweht. Aber wenn die Furcht vor den Humanoiden euch dazu bringen könnte, eure gestohlene Zone zu verlassen …“
    Ihre Augen leuchteten freudig bei dem Gedanken daran.
    „Auf jenen alten Welten waren sie echt und schrecklich.“ Er zuckte ein wenig vor ihrer Lieblichkeit zurück. „Unsere Ahnen hatten großes Glück, ihnen zu entkommen. Ich glaube, sie haben den Drachen erreicht. Wenn ihr noch keine Angst habt, solltet ihr sie bekommen.“
    „Warum?“ Sie zuckte die Schultern, und ihre feuchten Augen sahen ihn groß an. „Ich denke, man hat sie erfunden, um den Schwierigkeiten ein Ende zu machen, die euch auf Kai bedrohen. Vielleicht solltet ihr sie einladen …“
    „Damit sie unsere Freiheit beenden?“
    „Wollen wir an andere Dinge denken?“ Sie deutete auf das Tablett. „Wenn du keine Angst hast, ein Stück Binya Ling zu probieren?“
    Keth konnte an nichts anderes denken als an die Humanoiden, aber sie wählte jetzt ein kleines braunes Etwas von der Platte. Mit blitzenden Zähnen biß sie davon ab und reichte ihm kameradschaftlich den Rest.
    „Was ist das?“
    „Wenn du nicht gefragt hättest, würde es dir vielleicht noch besser schmecken. Aber weil du schon fragst: Es ist ein getrocknetes Sekret des Binya-Baumes. Ursprünglich ist es giftig und dient dazu, wilde Tiere anzulocken und zu töten, deren Kadaver sich dann auflösen und den Baum düngen. Wir altern es, bis das Gift nur noch als Aroma zurückbleibt.“
    Er mußte an Blutfäule denken und schüttelte den Kopf.
    „Es bringt dich nicht um.“ In ihren Augen tanzte herausfordernd der Spott. „Eure eigenen Inspektoren haben es getestet.“
    Er gab sich einen Ruck und biß das Stück ab, das sie ihm gezeigt hatte. Zuerst war das Zeug zäh und fast geschmacklos, aber dann wurde es süßlich und, als er eine Weile gekaut hatte, fleischig. Es hatte einen pfeffrigen Biß, den er für den Giftgeschmack hielt.
    „Das schmeckt“, entschied er.
    „Bevor eure Inspektoren es gekocht hatten, war es besser.“
    Er aß das Stück, das er abgebissen hatte und nahm sich dann noch eines. Sie zeigte ihm, wie man Kelabeeren schälte, und nannte ihm die Namen der verschiedenen Nüsse. Als die Schalen und die Plastikflasche leer waren, nahm sie sie und glitt im Aufstehen aus ihrem Uniformrock.
    „Eure geringere Schwerkraft gefällt mir“, murmelte Nera. „Man bewegt sich hier so leicht.“
    Ihre Bewegung verwirrte ihn, aber er gab sich Mühe, sich davon nicht überwältigen zu lassen. Als sie das Zimmer verließ, mußte er unwillkürlich wieder daran denken, daß sie eine Spionin sein könnte. Aber plötzlich war es ihm gleichgültig.
    Die Beleuchtung war jetzt schwächer geworden, und sie schwebte förmlich zu ihm herab. Nera hatte in einem gehämmerten goldenen Becher, der dem ähnlich sah, den Bosun Brong ihm gesandt hatte, eine sprudelnde, blutfarbene Flüssigkeit mitgebracht.

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