Das Wing 4 Syndrom
ist, nicht verübeln, aber Sie befinden sich jetzt in einer bedauernswerten Lage.“
Keth wartete. Besorgnis erfüllte ihn.
„Ich nehme an, Sie wissen, daß die Eingeborenen uns nicht auf Malili haben wollen. So sauber das Mädchen zu sein scheint, muß man doch vermuten, daß sie eine Feindin von Kai ist. Admiral Vorn hat ihren Besuch arrangiert, weil wir Informationen über die Eingeborenen brauchen, aber er hat auch die Schiffswache alarmiert. Man hat sie beobachtet. Ihre Wohnung ist heute morgen durchsucht worden. Man fand Spuren einer illegitimen Psychochemikalie. Man wird Sie auffordern, ihre Wirkungen zu schildern.“
„Sir …“ Keth versuchte, seine Stimme zu beherrschen. „Wo ist sie?“
„Sie wissen es nicht?“ Die finstere Miene des Kommandanten verdunkelte sich. „Die Schiffswache hatte gehofft, daß Sie das sagen könnten.“
„Ist ihr etwas passiert?“
„Wenn Sie es nicht wissen …“ Der Kommandant blickte verblüfft und unzufrieden. „Die Schiffswache hat die Wohnung schon seit einiger Zeit beobachtet und auf die Durchsuchungsgenehmigung gewartet. Man hat Sie gestern dabei beobachtet, wie Sie die Wohnung betraten, und Sie heute morgen allein wieder herauskommen sehen.
Der Durchsuchungsbefehl kam heute durch. Die Offiziere fanden eine reichhaltige Sammlung von Informationen über Kai – Kunstgegenstände und Bänder über alle möglichen Themen. Sie fanden ihren importierten Vorrat an Eingeborenennahrung und ein paar Kilogramm der Goldnuggets, die sie verkaufte, um ihre Aktivitäten zu unterstützen. Das Mädchen selbst war verschwunden.“
Die Beamten der Schiffswache erwarteten ihn in einem anderen Raum. Männer mit müden Gesichtern und harten Augen. Und sie wollten mehr von ihm wissen, als er über Nera Nyin wußte, schienen aber fast nichts von dem zu glauben, was er ihnen sagte. Sie schrien mehr Fragen, als er beantworten konnte, Fragen, die Cyra und seinen Vater betrafen.
Wo sie jetzt seien? Ob sie mit Nera Nyin in Verbindung gestanden hätten? Was sie damit im Sinn gehabt hätten, so zwischen Kai und Malili hin und her zu pendeln? Woher sie ihre Mittel bekamen? Welche Verbindung zwischen ihnen und Bosun Brong bestand, und weshalb er selbst ein Geschenk von Brong bekommen habe?
Sie zeigten ihm den goldenen Kelch, den sie in seinem Zimmer gefunden hatten, und wollten mehr darüber wissen. Was die Symbole bedeuteten, die in ihn eingehämmert waren? Wofür er bestimmt war? Wie man ihn bei welchen Eingeborenenzeremonien benutzte? Und wenn er schon behauptete, dies nicht zu wissen – wie erklärte er dann die Spuren des verbotenen Feyolins, die sie in dem Becher und auch in dem durchsuchten Raum gefunden hatten?
Keth sagte so wenig er konnte und sagte es oft. Das Verhör dauerte an, bis seine erste Verwirrung in kochenden Zorn umgeschlagen, der Zorn in wilden Haß auf die Schiffswache abgekühlt und der Haß schließlich zu totaler Erschöpfung erstorben war.
Endlich verließen sie ihn. Er saß allein da, in einen Stuhl gelehnt, zu ausgepumpt, um auch nur darüber nachzudenken, was als nächstes kommen würde, und sich doch an einen Faden heimlicher Befriedigung klammernd. Sie hatten sich nicht nach dem Mono-Pol erkundigt, und er hatte es ihnen nicht gesagt.
Zuletzt kam der Kommandant zurück. Er schien ein wenig erleichtert zu sein.
„Sie sind frei, Kyrone. Die Schiffswache ist überzeugt, daß Sie ihnen alles gesagt haben, was Sie wissen.“ Er zögerte, und seine Augen musterten Keth besorgt.
„Einer von ihnen nimmt an, daß sie die Droge zu ihrer Flucht eingesetzt hat. Ein rätselhaftes Zeug ist das, das wissen Sie ja. Reagiert chemisch ganz eigenartig. Man sagt den Leleyos nach, daß sie glauben, die Droge verliehe ihnen übernatürliche Kräfte.“ Er sah Keth aus zusammengekniffenen Augen erwartungsvoll an. „Was meinen Sie?“
„Ich habe sie versucht.“ Keth zuckte die Schultern. Er sagte nichts von Brongs ebenfalls unerklärlichem Verschwinden. „Ich kann nicht beschreiben, wie mir danach war, aber wir haben das Zimmer nicht verlassen. Sie hat nichts von Flucht gesagt. Ich glaube nicht, daß sie mit einer Durchsuchung rechnete, und ich habe keine Ahnung, was aus ihr geworden ist.“
„Ein anderer Wachmann glaubt, Sie hätten das Mädchen ermordet und ihre Leiche irgendwie hinausgeschmuggelt.“ Der Kommandant hielt inne und sah ihn an. „Aber er kann weder etwas zum Motiv noch zur Methode sagen. Die ganze Geschichte ist immer noch ein einziges Rätsel.
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