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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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gewöhnliche Universum, war der große, leere Raum kalt, düster und still. Jenseits des Thermofensters hatte ein grauer Rand von Mondzeiteis den schwarzen See eingesäumt, und der Zauber war aus Malilis Licht verblaßt. Der glühende Nachgeschmack auf seinen Lippen war bitter geworden, und sein Körper fühlte sich taub und schwer fällig an, bereitete ihm unerwartete Schmerzen.
    „Keth …“ Sie hauchte schwach seinen Namen, ohne richtig aufzuwachen, als er sich zu ihr beugte, um sie zu küssen, und das Geräusch war fast zu schwach, als daß sein betäubtes Gehör es hätte wahrnehmen können. „Komm zurück zu mir.“
    Er fand seine Uniform, schloß die Tür auf und ging. Durch den Unrat ungepflegter Tunnels und das gelegentliche Poltern und Dröhnen des Morgenverkehrs zurückkehrend, mußte er sich schmerzhaft aus jenem verlorenen Wunderland in die alten Realitäten zurücktasten, zu den beengenden Gebräuchen von Kai, den Erfordernissen seines Unterrichts und der unerträglichen Möglichkeit, daß sie vielleicht eine Agentin der Humanoiden sein könnte.
    Am Tor verlangte ein anderer Offizier seinen Passierschein, den er nicht besaß, und ließ ihn das Strafbuch abzeichnen. Als er wieder in seinem Zimmer war, saß er lange da und starrte seinen eigenen goldenen Becher an, träumte wehmütig von jenem Wunder, das verflogen war, und bedauerte alles, was er zu lernen versäumt hatte.
    Wo wuchsen die Hirnbäume? Was waren die Gebote des Feyoglaubens, von dem sie so wenig erzählt hatte? Wie lebte ihre Nomadenrasse in ihrer wolkenverhüllten Heimat, die kennenzulernen er nie hoffen durfte. Ohne Maschinen und Kleidung, ohne Werkzeuge, Wohnungen, Aufzeichnungen oder Fahrzeuge, ohne eine sichtbare gesellschaftliche Ordnung – wie schaffen die Leleyos es zu existieren?
    Weitere schmerzliche Fragen quälten ihn. Warum hatte sie gerade ihn für eine derart aufwühlende Freundschaft ausgewählt? Nur wegen des Namens Kyrone und der Information, die sie von ihm zu erhalten hoffte? Zuerst war es fast zu schmerzhaft für ihn, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, aber dann richtete er sich plötzlich auf und grinste sein niedergeschlagen wirkendes Gesicht im Rasierspiegel an. Selbst wenn sie nie wieder mit ihm sprach, würde die Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht für ihn ebenso unschätzbar wertvoll bleiben wie jener magische Mono-Pol.
    Seltsam vergnügt, von atemlosem Eifer erfüllt, ging Keth an jenem Tag ganz früh in seine Kai-Literaturvorlesung, saß da und heftete seinen Blick auf die Tür. Sein Herz pochte. Er wartete auf sie.
    Nera Nyin kam nicht.
    „Ich weiß es nicht und werde es auch nie wissen.“ Der alte Instruktor warf ihm einen durchbohrenden Blick zu, vielleicht aus Neid, als er nach der Vorlesung zu ihm ging, um sich nach ihr zu erkundigen. „So sind die Leleyos. Besser, Sie lassen sich nicht mit ihr ein, denn Sie werden sie doch nie verstehen.“
    Keth versuchte, sie anzurufen, aber ihre Holonummer war nicht registriert. Am Nachmittag, als er sich gerade fragte, ob er zu ihrer Wohnung zurückkehren, vielleicht das Risiko einer Zurückweisung eingehen sollte, rief ihn sein Tutor in das Büro des Kommandanten.
    Der Kommandant war ein hochgewachsener, schmallippiger Mann, der mit seinem Vater Schutztruppdienst in der Akademie geleistet hatte, ehe er den Trupp verließ, um auf der Schule zu bleiben. Er stand auf, als Keth sein Büro betrat, und sein steifes, kleines Lächeln wechselte in eine besorgte Miene über.
    „Kyrone, wo waren sie letzte Nacht?“
    „Draußen, Sir. Ich mußte mich ins Strafbuch eintragen.“
    „Mit wem waren Sie zusammen?“
    „Mit einem Mädchen, Sir.“ Seltsame Unruhe verwirrte ihn. „Einer Kommilitonin.“
    „Wie heißt sie?“
    „Nera Nyin.“ Der Kommandant wartete, bis er schließlich hinzufügen mußte: „Sie ist eine Leleyo.“
    „Was geschah?“
    „Wir haben uns unterhalten, dann haben wir gegessen – ihre Eingeborenennahrung.“
    „Ich nehme an, Sie sind intim geworden.“
    Er stand stumm da, das unhöfliche Eindringen in seine Privatsphäre beleidigte ihn.
    „Hat sie Ihnen eine Droge angeboten?“
    „Ja.“
    „Und Sie haben angenommen?“
    Er mußte nicken, und der Kommandant schaute finster drein.
    „Kyrone, Sie haben sich hier bisher sehr gut geführt. Ich kenne Ihren Vater und habe Respekt für Ihren Namen. Ich habe das Mädchen gesehen – sie brachte mir eine Tonkarte von Admiral Vorn. Weil ich sie gesehen habe, kann ich Ihnen das, was geschehen

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