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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Achseln. »Nur ein geringer Prozentsatz unserer Kunden sind Konteninhaber.«
    »Aber es sind die wohlhabenden Kunden. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren.«
    »Sie werden schon wieder zurückkommen, wenn sie merken, daß sie anderswo nicht so gut bedient werden. Sie dürfen sich deswegen kein Kopfzerbrechen machen, Maia.«
    »Sie sind sehr rücksichtsvoll, Liam. Aber es ist doch möglich, daß bei dem Entschluß dieser Leute andere Erwägungen mitgespielt haben als der eigene Vorteil.« Sie sah ihm in die Augen und sagte seufzend: »Sie gehen doch in die Klubs, die Pubs und die Restaurants, Liam. Was wird da über mich geredet?«
    Er stand auf und begann im Zimmer hin und her zu gehen. »Nichts«, log er.
    Sie zog den Brief aus ihrem Schreibtisch. Als sie ihn an diesem Morgen geöffnet hatte, hatte sie sich übergeben müssen.
    »Es ist der dritte«, sagte sie. »Die anderen habe ich verbrannt.«
    Sie beobachtete ihn, als er den Bogen billigen Papiers herauszog und das eine obszöne Wort las. Er wollte etwas sagen, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Also – was redet man über mich?«
    Einen Augenblick blieb es still, dann sagte er: »Es wird getuschelt, daß der Tod Ihres Mannes nicht … daß Sie – äh – daß Sie die Hand im Spiel gehabt hätten.«
    Sie erschrak. Stumm starrte sie ihn an.
    »Ich meine – daß Sie geflirtet haben, daß er deshalb trank und so weiter.«
    »Ist das alles?« Maias Stimme war eisig.
    »Daß Sie froh waren über seinen Tod.« Liam runzelte die Stirn. »Es tut mir leid, Maia. Ich hab dem Kerl, der mir das zugeflüstert hat, natürlich eins auf die Nase gegeben.«
    Sie erkannte, wie naiv von ihr es gewesen war, zu glauben, sie könnte jemals sicher sein. Man traf Entscheidungen, die einem im Moment vielleicht nicht bedeutsam erschienen, und dann holten sie einen ein. Jede Handlung hinterließ ihre Spur.
    Es war eine Fehleinschätzung gewesen zu glauben, sie könnte die beiden Stränge ihres Lebens getrennt halten. Sie existierten so dicht nebeneinander, daß das Dunkle immer wieder bedrohlich durch den glitzernden Glanz brach.
    »Als ich Ihnen das erstemal begegnete«, hörte sie Liam hinter sich sagen, »habe ich Sie für ein verwöhntes und eingebildetes kleines Mädchen gehalten, das noch nie in seinem Leben einen Strich gearbeitet hatte. Als dann Mr. Merchant starb und Sie die Firmenleitung übernommen haben, habe ich Ihnen zwei Monate gegeben – allerhöchstens sechs. Ich arbeite jetzt seit vier Jahren mit Ihnen zusammen und habe festgestellt, daß Sie zwar wie eine Porzellanpuppe aussehen mögen, daß Sie es aber in der Arbeit mit jedem Mann aufnehmen können. Sie müssen mir meine Direktheit verzeihen, Maia, aber Sie sollen wissen, daß es nicht nur Leute gibt, die Sie herabsetzen müssen, sondern auch solche, die Sie bewundern.«
    Sie drehte sich herum. Sie war ihm mindestens ein gewisses Maß an Ehrlichkeit schuldig.
    »Sie werden Ihre Meinung vielleicht ändern, Liam. Ich wollte Ihnen das nicht sagen, aber ich glaube, ich muß es. Es gibt leider noch andere Gerüchte, die nicht nur mich, sondern auch Sie betreffen. Die uns beide auf häßliche Weise miteinander in Verbindung bringen. Ich würde es verstehen, wenn Sie den Wunsch haben zu gehen … wenn Sie den Wunsch haben, Ihre Kündigung einzureichen …« Sie stockte. Sie hatte Angst, er würde ihre Verzweiflung sehen.
    Er kam durchs Zimmer und blieb vor ihr stehen. »Möchten Sie denn, daß ich gehe, Maia?«
    »Nein.« Maia schüttelte heftig den Kopf. »Natürlich nicht.«
    »Dann bleibe ich.« Er nahm ein Feuerzeug aus seiner Tasche und zündete eine Ecke des Briefs an. »Haben Sie eine Ahnung, wer Ihnen diese reizenden Briefchen schreibt?« Liam warf das brennende Papier in den Aschenbecher, wo es sich aufrollte und grau in sich zusammenfiel.
    »Ja, ich denke schon. Sicher bin ich nicht. Aber ich kann mir denken, wer die Gerüchte in die Welt gesetzt hat.«
    »Ich kenne da ein paar Männer, Maia …«, sagte er wie beiläufig. »Die sind darauf spezialisiert, sich um anderer Leute Probleme zu kümmern.«
    Sie starrte ihn an. Dann schüttelte sie lächelnd den Kopf. »Nein, nein. Nichts dergleichen, Liam.«
    An diesem Abend sprach Maia mit Hugh über die Firma. Sie erzählte ihm von Edmund Pamphilon und dann von Lord Frere. Sie erzählte ihm, wie sie ihn abgewiesen und beleidigt hatte und daß sie nun den Verdacht hatte, er gebrauche seinen Einfluß, um ihren Ruf in den Schmutz zu ziehen. Sie

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