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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hat Geld wie Heu. Denzil hat mich mit ihm bekannt gemacht.« Verstohlen sah Robin sich im Saal um. Sie konnte Denzil Farr nirgends entdecken.
    »Den hast du wohl in Tanger gelassen, Mutter?« In Francis' Stimme lag ein boshafter Unterton.
    »Der arme Schatz mußte sich um Geschäfte kümmern.«
    »Hübsche Knaben und die gelegentliche Prise Haschisch.«
    »Aber nein, Darling. Denzil ist wirklich ein Schatz. Ich wünschte, ihr beide würdet versuchen, besser miteinander auszukommen.«
    Viviens Stimme war nur ein wenig gereizt. Sie trug an diesem Abend ohne jede Rücksicht auf Francis' Thema des Schauerlichen ein nach der neuesten Mode gearbeitetes hautenges cremefarbenes Seidenkleid, das ihr helles Haar und ihre helle Haut betonte. An ihren Ohren und ihrem Hals funkelten Brillanten. Im Vergleich mit Vivien kam Robin sich plump und bieder vor.
    Nach dem Essen wurde getanzt. Kerzen brannten in den Wandleuchtern; eine von Robins Papierspinnweben fing Feuer, das mit Champagner gelöscht werden mußte. Der Wein floß in Strömen. Als Robin viel später über den langen schleppenden Saum ihres schwarzen Gewandes stolperte, wurde ihr bewußt, daß sie ziemlich betrunken war. Taumelnd fiel sie Joe in die Arme.
    »Du siehst aus wie ein kleiner Vampir«, sagte er.
    »Und du siehst sehr betrunken aus, Joe.«
    »Ja, weil ich sehr betrunken bin.« Seine dunklen, tiefliegenden Augen blitzten. »Verdammt alberne Kostüme, findest du nicht?«
    Robin lächelte. »Schwarz steht dir, Joe. Das paßt zu deinem düsteren, ausgehungerten Aussehen.«
    Während sie tanzten, sah sie nicht Joe an, sondern sie durchforschte mit suchendem Blick den ganzen Saal, musterte jedes Paar und jede Gruppe schwatzender Menschen, die irgendwo beisammenstanden.
    »Er ist im Salon«, sagte Joe, der sie beobachtete.
    Er hatte zu tanzen aufgehört. Sie sah ihn an. Seine Hände lagen noch an ihrer Taille. »Francis?« fragte sie.
    »Natürlich.«
    Mitleid und Spott mischten sich in seinem Blick. Er sagte: »Du hast doch nach Francis gesucht, nicht wahr?«
    Sie nickte stumm.
    Joe zündete sich eine Zigarette an. »Keine Sorge. Er versucht irgendeinen Kerl mit dicker Brieftasche zu verführen. Du kannst ja selber nachsehen.«
    Vivien forderte Joe zum Tanz auf, und am Ende des Foxtrotts stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn.
    »Ich brauche unbedingt etwas frische Luft, Joe.«
    Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn aus dem Ballsaal durch das Gewirr kleiner Zimmer im hinteren Teil des Hauses. In einem Raum, von dem er vage vermutete, daß er früher einmal die Waffenkammer gewesen war, der jetzt aber voller Gummistiefel und alter Regenmäntel und angeknackster Schirme war, blieb sie stehen, wandte sich ihm zu und begann sehr zielstrebig, sein Hemd aufzuknöpfen.
    »Du siehst so göttlich aus, Joe, daß ich dich am liebsten fressen würde. So düster romantisch. Ich habe immer dunkle Männer bevorzugt. Francis' Vater war eine Ausnahme.«
    Hinter jeden ihrer Sätze setzte sie einen Kuß. Er erwiderte die Küsse; selbst wenn er es gewollt hätte, war er viel zu betrunken, um protestierend auf die Art ihrer Beziehung hinzuweisen, das Unpassende dieses Techtelmechtels. Er drückte sie an die alte klapprige Kommode, und sie stöhnte vor Wonne, als er ihre Brüste, ihren Bauch und ihr Gesäß bearbeitete. Die Kommode begann zu wackeln, und eine alte Donnerbüchse, die jemand achtlos dorthin gelegt hatte, fiel scheppernd zu Boden. Viviens Augen glänzten, und ihre Lippen öffneten sich. Aus dem Ballsaal konnte er die fernen Klänge von Musik und Gelächter hören. Mit ihren kleinen Fingern öffnete sie routiniert seine Kleider; Joe kämpfte vergebens mit ihrem engsitzenden Kleid und ihren komplizierten Unterkleidern. »Laß mich das machen, Darling«, flüsterte sie, und als er in sie eindrang, verspürte er vor allem eine ungeheure Erleichterung darüber, daß er doch nicht zuviel getrunken hatte.
    »– eine fabelhafte Inszenierung, Freddy«, sagte Francis gerade. »Die Beleuchtung – das Bühnenbild – einfach alles. So originell.«
    Robin war an der Tür zum Salon stehengeblieben. Francis ging mit einem hochaufgeschossenen glatzköpfigen Mann mittleren Alters im Zimmer umher. Der Mann – Freddy – trug die gleichen wallenden Gewänder wie Francis. Doch er wirkte lächerlich und gar nicht romantisch.
    »Das war meine zweite Produktion«, sagte er. »Mitte der zwanziger Jahre habe ich eine kleine Revue finanziert – daran werden Sie sich nicht

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