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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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erinnern.«
    Sie waren vor einem der Bilder an der Wand stehengeblieben. »Mein Großvater«, bemerkte Francis mit einer Geste zu dem Porträt.
    Freddy sah hinauf. »Sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm … ich glaube, es sind die Augen …«
    »Er war ein Höllenhund.« Francis lachte jungenhaft. »Der hat in seinem Leben alles ausprobiert.« Flüchtig legte er dem anderen Mann die Hand auf den Arm.
    Da wandte sie sich ab, aber seine Stimme folgte ihr.
    »Sie müssen Guys Stück einfach lesen, Freddy. Ich weiß, daß es Ihnen gefallen würde. Es hat eine fabelhafte Hauptfigur … ich habe natürlich nicht viel Schauspielerfahrung – nur ein bißchen Schultheater, und seitdem habe ich ab und zu einmal mit einer Amateurtruppe gespielt, aber ich bin überzeugt, ich würde es hinbekommen …«
    Vivien saß mit einem Becher Kakao vor sich und einem alten Dufflecoat um die Schultern an dem riesigen geschrubbten Küchentisch. Als sie zu Francis aufblickte, bemerkte er, daß ihr Make-up, stets so vollkommen, ein wenig verschmiert war, ihr blondes Haar eine Spur unordentlich, und er sah, vielleicht zum erstenmal, daß sie nicht mehr jung war. Sie tat ihm plötzlich leid.
    »Du siehst müde aus, Vivi.« Er drückte ihr einen Kuß auf den Scheitelpunkt.
    »Es ist fast zwei.« Vivien gähnte. »Aber es ist ein herrliches Fest, Francis. Danke dir tausend Mal.«
    Er setzte sich neben sie. »Ich glaube, dein Freund macht das Stück«, sagte er.
    »Oh, gut!« Sie strahlte ihn an. »Ich habe doch gewußt, daß man sich auf Freddy verlassen kann.«
    »Hast du Joe und Robin gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, Robin wäre mit dir zusammen, Darling. Joe ist mir vorhin in der alten Waffenkammer über den Weg gelaufen, aber ich weiß nicht, wo er jetzt ist.« Fröstelnd zog sie den Dufflecoat fester um sich. »Dieses Haus wird langsam wirklich unmöglich. Sogar im Juni ist es kalt, und ich habe eine halbe Stunde gebraucht, um mir auf diesem elenden Herd eine Tasse Kakao zu machen. Ich muß etwas unternehmen.«
    Francis zündete zwei Zigaretten an. »Verkaufst du?«
    »Wer würde schon kaufen?« Vivien zuckte resigniert die Achseln und zog an ihrer Zigarette. »Diese gräßliche Depression, Darling … mein Immobilienmakler hat mir gesagt, daß man Häuser wie dieses hier nicht einmal verschenken kann. Außerdem habe ich den alten Kasten eigentlich doch sehr gern. Er ist ein Ort, an den ich immer zurückkommen kann. Man muß nur ein bißchen Geld in ihn hineinstecken.«
    »Wenn das mit dem Theaterstück klappt – und ich bin ziemlich sicher, daß es klappen wird –, dann wird das zu anderen Dingen führen. Dann kann ich dir bestimmt etwas schicken. Das würde dir doch weiterhelfen, nicht wahr?«
    »Lieb von dir, Francis.« Sie tätschelte seine Hand. »Aber ich muß sehr schnell Geld auftreiben. Wir haben immer noch dieses lästige Problem mit den Abflußrohren.«
    Für Vivien hatte es immer nur einen Weg gegeben, um Geld aufzutreiben. Francis sagte bedrückt: »Du wirst doch nicht wieder heiraten, Vivien?«
    »Doch, vielleicht. Eine Arbeit kann ich mir ja wohl kaum suchen, hm, Darling?«
    Francis drückte seine Zigarette in einer Untertasse aus und begann ruhelos in der Küche hin und her zu gehen. »Aber um Gottes willen nicht Denzil Farr, Mutter!«
    Es war immer noch das alte Muster, das er aus seiner Kindheit kannte, dachte er, plötzlich sehr niedergeschlagen. Charmant und schön, immer in Begleitung eines Mannes, pflegte Vivien damals in unregelmäßigen Abständen in der Schule aufzutauchen und ihn mit Geschenken und Küssen zu überschütten. Dem flüchtigen Moment der Gewißheit, daß er ihre Liebe und ihre Aufmerksamkeit besaß, folgten unweigerlich lange Dürreperioden, in denen sie weder zu schreiben noch ihn zu besuchen pflegte. Manchmal meinte er, nur Joe habe es richtig gemacht, indem er sich für immer von seiner Familie gelöst hatte. Vorsichtig, weil er wußte, wenn er seinen Ärger zeigte, würde sie ihm nur ausweichen, sagte er: »Ich kann den Burschen eben einfach nicht ausstehen. Er ist nicht gut genug für dich. Heirate einen anderen – heirate meinetwegen Angus – heirate jeden, nur nicht Denzil Farr.« Er neigte sich zu ihr hinunter und küßte ihren Nacken. »Versprich es mir«, flüsterte er.
    »Ich verspreche es«, sagte Vivien und blickte zu ihm herauf. Francis sah die Aufrichtigkeit in ihren blauen Augen.
    Im Lauf der Nacht dehnte sich das Fest bis in den Hof aus. Die mächtigen

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