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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)
Autoren: Tanja Frei
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ihrem Stein und fühlte eine vertraute Wärme zwischen ihren Fingern, aber nach Gwens Warnung versuchte sie hier oben, hoch in der Luft, nicht, gedanklich die Halle zu betreten, in der sie nach der letzten Hüterin gerufen hatte.
    Sie sah, wie Nicholas’ Kopf nach vorn sank, das gleichmäßige Brummen der Triebwerke hatte ihn müde gemacht. Doch keine zehn Minuten später schreckte er hoch und sah sich gehetzt um. Sein Blick fiel auf Jenna, und er seufzte erleichtert auf.
    »In fast jedem Traum kehre ich in die Klinik zurück. Mal ist alles, wie es vorher war und Anne liegt friedlich im Bett, mal ist alles voller Blut …« Er schluckte. »Ich hoffe nur, sie hat es nicht mehr gespürt«, sagte er leise, »ich hoffe so sehr, dass sie schon gegangen war.«
    Jenna dachte schaudernd an das Gefühl bestialischer Freude, das der Jäger ihr heute Morgen übermittelt hatte. »Ich hoffe es auch, Nick«, antwortete sie leise, obwohl sie nicht daran glaubte, und griff über den schmalen Gang nach seiner Hand.
    Sie flogen nun deutlich höher, bald hatten sie den Kanal überquert, und Frankreich lag unter ihnen. Lagardère presste seine Stirn an eines der kleinen Fenster und sah mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck nach unten, auf die Wolken, die große Schatten auf die Erde warfen. Was mochte in dem jungen Franzosen vorgehen? Jenna konnte es sich kaum vorstellen.
    Sie reckte den Hals, um nach Kim zu sehen. Die saß neben Lagardère, hatte sich Kopfhörer aufgesetzt und die Augen geschlossen. Langsam sank ihr Kopf nach rechts, und sie lehnte sich gegen Lagardère, der den Kopf wandte und sie amüsiert ansah, aber von nun an darauf achtete, sich nicht zu heftig zu bewegen.
    Jenna wechselte in die Reihe hinter den beiden. »Was haben Sie über diese Zahlen auf dem Stein herausbekommen, Antoine?«, fragte sie leise.
    »Ich glaube, es ist ein Hinweis, worauf die Verschlüsselung in dem Buch basiert«, antwortete er ebenso leise. »Wenn mich nicht alles täuscht, sind es Längen- und Breitenangaben, aber das lässt sich möglicherweise bei Ihnen zu Hause an dieser Wundermaschine feststellen. Vielleicht täusche ich mich aber auch … Bitte entschuldigen Sie, chère Jenna, mehr weiß ich noch nicht.« Er hatte ein Exemplar von Davidsons Buch offen vor sich auf dem ausgeklappten Tischchen liegen. Jenna spähte ihm über die Schulter und zuckte zusammen, als sich die Seiten wie von Geisterhand von alleine umblätterten und beim Kapitel über Mary Kingsley öffneten. Das Wispern, das Jenna schon kannte, ertönte erneut, ganz leise. Jenna war es plötzlich, als lauschte sie einem Gespräch, das gar nicht für sie bestimmt war. Das Wispern klang freundlich, zustimmend. Als hätte Jenna eine Aufgabe gut gelöst. Sie zog die Augenbrauen hoch und dachte: Ich habe schon verstanden.
    Das Wispern verklang. Lagardère drehte den Kopf nach hinten. »Das Buch ist magisch«, flüsterte er fasziniert und strich vorsichtig mit den Fingern über die Seiten. »Es hat euch nach England und uns gemeinsam nach Islay geleitet.«
    Jenna nickte. »Dieses Buch hat uns – mir – den Blick geöffnet. In all dem Schrecken hat es mir nie Angst gemacht. Vielleicht, weil es auf unserer Seite ist? Kein mörderischer Bote aus der Schattenwelt, keine Waffe des Jägers? Sondern etwas, das für mich gemacht wurde, das mir hilft…« Sie lehnte sich mit dem Kinn an den Sitz vor ihr. »Wenn man es genau nimmt, ist eigentlich Mary Kingsley das Bindeglied zwischen dem Buch, unserer Magie und der Schattenwelt. Ich habe es immer gespürt. Ohne sie wären wir nie zu George gekommen, hätten wir Sie, Antoine, nicht befreit … Hatte ich mir nicht einen magischen Leitfaden gewünscht? Vielleicht haben wir hier genau das.« Jenna lächelte schief und legte Lagardère eine Hand auf die Schulter. »Wir werden lernen müssen, Magie zu lesen.«
    Lagardère nickte, und seine Augen glitzerten unternehmungs lustig. »Es ist letztendlich wie eine Geheimschrift, n’est-ce pas? Ich bin sicher, dass wir noch eine ganze Menge mehr in diesem Buch finden werden.«
    Jenna strich Kim von hinten sanft übers Haar. »Sie wissen mehr, als Sie glauben, Antoine. Sie sind uns eine unschätzbare Hilfe, ist Ihnen das klar?«
    Später erhellten ein paar fahle Sonnenstrahlen die kleine Kabine, aber die Abenddämmerung zog am östlichen Horizont bereits auf. »Das Wetter über der Region Augsburg ist klar, aber kalt«, gab Nora Miller bekannt und begann mit dem Sinkflug.
    Alex Winters
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