Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
Vom Netzwerk:
gesetzt hatte, würde sie ihre nächste Reise nach Gabun führen. Sie wandte sich ab und ging zurück zu dem großen, rechteckigen Schreibtisch, der bis auf den letzten Quadratzentimeter gefüllt war. Sorgsam geordnet, lagen zahlreiche Listen mit Gegenständen, die sie und ihre Reisegenossen benötigen würden, neben Landkarten, Stapeln mit Büchern und Zeitschriften. Mary nahm einen Bleistift und ließ ihren Blick über die Listen gleiten. Botanische Ausrüstung, Kleidung, Waffen, haltbare Lebensmittel, Medikamente, Fotoapparate – die Liste schien kein Ende zu nehmen.
    Es klopfte leise an die Tür, und Hilda, die alte Magd, die schon im Dienst ihrer Eltern gestanden hatte und Mary schon ihr ganzes Leben lang begleitete, streckte ihren Kopf herein.
    »Mary? Lord Covington wünscht dich zu sprechen.«
    »Aber natürlich«, antwortete Mary, »bitte ihn herein. Und bring uns etwas Tee und ein paar deiner wunderbaren Scones.«
    Hilda zwinkerte verschwörerisch. »Ich werde sehen, ob noch welche übrig sind. Der alte Paul ist vorhin schon durch die Küche gestrichen …«
    Mary lachte. »Du musst die guten Sachen eben besser verstecken, Hilda. Du weißt doch, wie Paul ist.«
    »Wer ist Paul?«
    Lord George Covington III., seines Zeichens zweiter Vorsitzender der Britischen Museumsbehörde, war in die Bibliothek getreten und schaute die beiden Frauen interessiert an.
    »Unser alter Mäusefänger, Mylord«, erklärte Mary. »Er liebt Hildas Scones. Letzte Woche hat er ein ganzes Tablett davon verputzt, das wir unvorsichtigerweise in der Küche stehen ließen.«
    »Von Ihren Scones, Miss Hilda, spricht ganz Cambridge. Wenn Sie jetzt keine mehr für mich haben, bin ich zu allem fähig.« Lord Covington schaute die Haushälterin mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Hilda kicherte und deutete einen Knicks an. »Aber natürlich, Mylord. Ich werde sehen, was ich tun kann.« Damit schloss sie die Tür.
    »Bitte, Mylord. Setzt Euch.« Mary dirigierte den Lord zu einem Sessel nahe dem Kamin und nahm ihm gegenüber Platz. »Was verschafft mir die Ehre Eures Besuches?«
    Lord Covington musterte sie einen Moment schweigend. »Sie haben viel von Ihrem Vater«, stellte er fest. »Die gleiche Entschlossenheit, das gleiche Feuer, wenn es darum geht, Neuland zu betreten. Ich kannte ihn gut, sein Tod hat uns alle sehr erschüttert. Doch Sie sind eine würdige Nachfolgerin, das muss ich sagen.«
    »Danke, Mylord.«
    »Sie werden das Buch vollenden, das Ihr Vater begonnen hat?«
    »Über religiöse Fetische in Afrika? Selbstverständlich. Es gibt in dieser Hinsicht noch so viel zu entdecken, ich weiß nicht, ob ein Menschenleben dafür überhaupt ausreicht.« Mary machte eine Geste, die die gesamte Bibliothek umfasste. »Allein in diesem Raum steht so viel Wissen, gesammelt aus der ganzen Welt – doch Afrika ist ein Kontinent, der nichts so einfach preisgibt. Man muss seinem Zauber erliegen, dann lüftet er die Schleier.«
    Sie unterbrach sich, plötzlich verlegen. »Bitte verzeiht, Mylord. Ich weiß, dass eine Forscherin mehr Distanz zeigen sollte. Doch allein der Gedanke, dass ich in einigen Wochen wieder den Boden Afrikas unter meinen Füßen spüren werde, lässt mich vor Freude erzittern.«
    Lord Covington lächelte. »Das ist es, was Sie auszeichnet, meine Liebe. Wir kennen Ihre Begeisterung und schätzen sie auch.« Er machte eine Pause. »Das ist allerdings nicht der Grund meines Besuches. Ich komme heute zu Ihnen …«
    In diesem Moment erschien eine lächelnde Hilda mit einem Tablett voller Scones und einer Kanne Tee. »Bitte sehr, Mylord«, strahlte sie und zwinkerte Mary noch einmal zu, bevor sie wieder verschwand.
    Der Lord verspeiste mit seligem Gesichtsausdruck einen ersten Scone, bevor er erneut zu sprechen begann. »Ich komme heute aus einem anderen Grund zu Ihnen, Miss Kingsley. Als Erstes bitte ich Sie um absolutes Stillschweigen, denn dieses Treffen heute findet offiziell gar nicht statt.«
    Mary schaute ihn mit großen Augen an, nickte jedoch. »Selbstverständlich, Mylord, Ihr könnt Euch meines Stillschweigens sicher sein.«
    »Gut.« Lord Covington biss zufrieden in seinen nächsten Scone. »Ich habe nämlich einen Auftrag für Sie. Doch bevor ich weiterspreche, lesen Sie bitte dies.« Damit zog er aus seiner Brusttasche einen Umschlag, der ein zusammengefaltetes Blatt enthielt. Covington reichte es Mary. Das Papier, eng mit blauer Tinte beschrieben, war alt und brüchig und knisterte in ihren Fingern.
    Mary

Weitere Kostenlose Bücher