Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
Vom Netzwerk:
entfaltete es und warf einen neugierigen Blick darauf. Es waren höchstens zwanzig Zeilen Text, von gezeichneten Symbolen umrahmt. Zwei fünfzackige Sterne, zwei stilisierte Hände, die eine Schale darstellten. Darunter etwas, das wie eine Welle aussah.
    Beim Lesen wechselte ihre Miene von höflichem Interesse zu offener Verblüffung. Nach einer Minute hob sie den Kopf und fragte: »Woher kommt das?«
    »Das kann ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.«
    »Aber Ihr glaubt daran?«
    Covington nickte. »Ja, das tue ich – und nicht nur ich.«
    »Warum kommt Ihr damit zu mir, Mylord?«
    »Wir sind auf der Suche nach ihr . Dieses Papier ist ein Hinweis, dem wir nachgehen müssen.«
    »Warum ich, Mylord?«, wiederholte Mary ihre Frage und reichte ihm das Papier zurück.
    Covington hüstelte und nahm einen Schluck Tee. »Nun, es besteht die Möglichkeit, sie in Afrika zu finden. Wir wissen es zwar nicht genau, aber wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Sie reisen an die richtigen Orte, und deshalb möchte ich, dass Sie die Augen offen halten und nach ihr suchen.«
    »Aber warum?« Mary griff nach ihrem langen blonden Zopf, der ihr über den Rücken hing, und zog ihn nach vorn. Eine Geste, die höchste Konzentration ausdrückte. »Ihr seid Wissenschaftler, Mylord, und die Suche nach … solchen Dingen … Ich wage gar nicht, es auszusprechen, nach … Geistern  … gehört sicher nicht in Euer Aufgabengebiet. Ich wusste jedenfalls nicht, dass sich die Museumsbehörde damit beschäftigt.«
    »Sie haben recht, Miss Kingley, das tut die Behörde auch nicht. Dies hier ist mein ganz persönlicher Auftrag an Sie. Hier geht es um mehr als um Wissenschaft. Es geht auch nicht um Geister. Es geht um die Menschheit. Um unser aller Seelenheil.«
    Mary sagte nichts und sah ihren Auftraggeber verblüfft an.
    »Und im Übrigen«, fuhr Covington fort und griff nach seiner Teetasse, »bin ich sicher, dass Ihr Vater Ihnen Hamlet zu lesen gab. Wissen Sie noch? ›Es gibt mehr Dinge zwischen Him mel und Erde, als Eure Schulweisheit sich erträumen lässt.‹ Das hier ist kein Humbug. Es ist bitterer Ernst.«
    Mary drehte ihren Zopf in den Händen und schwieg eine Zeit lang. Eine Geistersuche? Noch vor Kurzem hätte sie diese Idee verächtlich ins Reich der Kindermärchen verwiesen. Doch ihre Begegnung mit dem schwarzen Kontinent hatte sie verändert, stellte sie verblüfft fest. Wissenschaft hin, Glaube her … Zudem konnte sie keinem Rätsel widerstehen. Entschlossen warf sie ihren Zopf nach hinten. »Schön. Wenn Ihr glaubt, Mylord, dass ich Euch helfen kann, dann werde ich das tun. Aber Afrika ist groß, sehr groß. Die Chancen, ausgerechnet diese – Hüterin zu finden, die Ihr sucht, sind verschwindend gering.«
    »Ich weiß. Ich bitte Sie nur darum, es zu versuchen.« Es entstand eine Pause, dann fragte Covington wie nebenbei: »Hat Ihr Vater Ihnen je von den Schatten erzählt?«
    »Den Schatten?«, wiederholte Mary leise. »Nein. Was meint Ihr genau? Welche Schatten?«
    »Eine Theorie«, winkte er ab und blickte sie forschend an.
    »Wusste mein Vater mehr darüber?«
    »Nein«, gab Lord Covington nachdenklich zurück. »Ihr Vater war ein begnadeter Reisender und Entdecker – doch dies war nichts, was ihn wirklich interessierte. Wir haben nur einmal darüber gesprochen.« Er sah die junge Frau eindringlich an. »Nein, Ihr Vater war nicht Teil unseres Kreises. Sie hingegen – vielleicht liegt es daran, dass Sie eine Forscherin sind – und eine Frau. Ich vertraue Ihnen.«
    Mary stand auf und wanderte unruhig durch den Raum. Hunderte Fragen gingen ihr durch den Kopf, während sie mit den Fingern über die Bücherrücken strich. Draußen war die Dämmerung hereingebrochen, schemenhaft sah man die Schneeflocken vor den großen Fenstern tanzen.
    »Gibt es zu dieser Frau irgendwelche Aufzeichnungen? Briefe? Botschaften? Irgendeinen Beweis? «, fragte sie unvermittelt.
    »Nein«, antwortete Covington aufrichtig und trank einen weiteren Schluck Tee. »Was ich Ihnen gerade gezeigt habe, ist das einzige schriftliche Dokument, das es gibt. Es gibt noch den einen oder anderen Brief, Beobachtungen … Aber das meiste beruht auf Hörensagen. Oder ist sehr persönlicher Natur und für die Wissenschaft nicht geeignet.« Er stellte die Teetasse zurück und erhob sich. »Mary, verstehen Sie mich bitte richtig«, sagte er leise, aber entschieden, »wenn es möglich ist, ja, wenn wir überhaupt in Betracht ziehen, dass es

Weitere Kostenlose Bücher