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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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gewisser Weise ein Team.
    Wenn sie wieder gesund war, würden sie reden. Über sich und Kim und wie es weitergehen würde. Vorausgesetzt, diese merkwürdige Kette von Ereignissen, die ihr in letzter Zeit passiert war, endete mit diesem Unfall. Jenna ließ ihre Hand, wo sie war, und merkte gerade noch, wie ihr die Augen zufielen. »Bleibst du?«, murmelte sie undeutlich, dann war sie eingeschlafen.
    Kim steckte ihr Handy in die Tasche, als Alex ihr von hinten eine Hand auf die Schulter legte.
    »Ich wusste, dass ich dich hier im Café finde«, lächelte er. »Deine Mutter ist schon wieder im Traumland. Für ihre Heilung wahrscheinlich das Beste.« Er bestellte sich eine Cola, sah auf die Uhr und seufzte. »Ich muss gleich zurück in die Klinik. Kommst du klar, Kim? Ach, und soll ich dir für morgen eine Entschuldigung schreiben?«
    Kim sah ihn kopfschüttelnd an. »Morgen ist Sonntag.«
    »Dann eben für Montag«, gab Alex zurück. Er erbat sich vom Kellner ein Blatt Papier und kritzelte ein paar Zeilen darauf. Das hielt er Kim hin, die es nachlässig zusammenfaltete und in die Tasche steckte.
    »Mach dir keine Sorgen, Kleine. Jenna ist bald wieder auf den Beinen. Und dann schlaf dich richtig aus, du siehst auch ganz schön fertig aus.«
    »Alex!«
    »Ich darf dir das ja wohl noch sagen, oder?« Alex trank sein Glas in einem Zug aus, stand auf und zog seine Tochter in die Arme. »Ich meine es ernst. Schlaf dich mal aus. Und dann sollten wir beide uns mal länger unterhalten.«
    Kim entwand sich seinen Armen. »Wieso?«
    »Weil es nötig ist. Okay?«
    »Mir geht’s gut«, wehrte Kim ab.
    »Schon klar. Wir reden morgen darüber.« Alex küsste sie auf die Wange und lief mit wehendem Mantel davon, seinen Schal hinter sich herziehend wie eine Fahne. »Hab dich lieb, Kleines«, rief er über die Schulter zurück.
    »Dito«, rief Kim zurück, dann war er um die Ecke verschwunden. Sie stand auf, kaufte sich zwei Zeitschriften, ging zurück zur Station und ließ sich auf das freie Bett fallen.
    »Gute Nacht, Mam«, flüsterte sie und schaltete das Licht aus. Jenna war nicht mehr aufgewacht, sie atmete gleichmäßig und schien friedlich zu schlafen.
    Nur noch die Nachtbeleuchtung im Gang drang durch das große Glasfenster. Der Vorhang filterte das schwache Licht noch zusätzlich, doch die Umrisse im Zimmer waren noch klar erkennbar. Leises Piepsen ertönte immer wieder, die Schritte auf dem Flur wurden weniger. Selbst in einem großen Krankenhaus wie diesem hielt die Nacht Einzug.
    Irgendwann wurde es still.
    o
    Die Schatten schliefen nicht.
    Sie wisperten und raunten jede Nacht und jeden Tag. Sie warteten, bis die Ewigkeit vorüber war.
    Irgendwann.
    Dann würde ihre Zeit kommen.
    Manche der Schatten allerdings wussten, dass es einen Weg gab.
    Einen Weg hinaus, zurück ins Licht, wo die Farben wieder leuchteten und die Nebel sich hoben. Es war ein Tor für manche von ihnen. Einige hatten ihre Aufgabe noch nicht erfüllt. Sie gingen nicht weiter, sondern warteten.
    Auf eine Gelegenheit, die sich vielleicht ergab.
    Einer von ihnen war einmal Antoine Lagardère gewesen. Auch er wartete darauf, dass in diesem unablässigen Grau etwas geschah.
    Irgendetwas.
    Wenn sich das Tor öffnete, würde er bereit sein.
    Doch er kannte den Zeitpunkt nicht. Er wusste, dass es nur ein Lebender öffnen konnte. Jemand ganz Besonderes. Und Angst war der Schlüssel, so viel wusste er.
    Der Preis dafür würde hoch sein.
    Nur wenige waren bereit, ihn zu zahlen.
    o
    Sonntag, 5. Februar
    Kim stieg langsam die Stufen hoch. Vierter Stock, kein Aufzug. Ihre Mutter sagte immer, das mache die Miete bezahlbar und außerdem ersetze es das Fitnessstudio. Sie hörte die Glocken der nahen Paul-Gerhardt-Kirche neun Uhr schlagen. Es war Sonntag. Was sollte sie den ganzen Tag mit sich anstellen?
    Jenna hatte die Nacht über friedlich geschlafen. Nach dem Frühstück hatte sie erholt gewirkt und Kim heimgeschickt.
    »Geh nach Hause, mein Schatz. Ich komm hier schon klar.«
    »Wirklich? Soll ich nicht noch bleiben?«
    Jenna hatte den Kopf geschüttelt. »Siehst du? Keine Gehirnerschütterung. Und wegen einer gebrochenen Rippe behalten die mich nicht lange hier. Das heilt von allein. Also Abmarsch. Wir sehen uns spätestens morgen zu Hause.«
    Kim hatte eingewilligt, und so stand sie nun vor ihrem Kleiderschrank, holte ziemlich wahllos eine Jeans, ein T-Shirt und einen grauen Kapuzenpulli heraus und zog sich an. Bevor Jenna wieder nach Hause kam, musste sie

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