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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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der dramatischen Situation ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.
    »Genau da. Er ist in der glücklichen Lage, keiner geregelten Arbeit nachgehen zu müssen. Mit einem Wort – er hat viel Zeit …«
    »Woher kennst du ihn?«, fragte Kim, deren Augen beim Wort Herrenclub interessiert aufgeblitzt hatten.
    »Ich habe früher einmal für das Außenministerium gearbeitet«, antwortete Nicholas ausweichend. »Damals hat er den einen oder anderen Auftrag für mich erledigt. George besaß manchmal die besseren Kontakte …« Bilder blitzten in rascher Folge vor seinem inneren Auge auf: Algerien, Anfang der Neunzigerjahre … zwei junge Engländer, die sich für unverwundbar hielten … Die Flucht … Und immer wieder ein Gesicht, das Gesicht seines ehemaligen besten Freundes George Covington.
    Nachdem sich bei den Parlamentswahlen 1992 in Algerien ein Sieg der fundamentalistischen Islamischen Heilsfront abzeichnete, hatte das Militär geputscht und damit einen Abbruch der Wahlen erreicht. Die Heilsfront hatte danach zum bewaffneten Aufstand aufgerufen. Bei den Vorverhandlungen war Nicholas als Regierungsberater dabei gewesen, stand wenig später auf der Todesliste der Aufständischen und konnte es nur Georges inoffiziellen Verbindungen zur Familie des bisherigen Präsidenten Bendjedid verdanken, dass George und er eines Nachts, buchstäblich in letzter Sekunde, das Land verlassen konnten. Der britische Pilot, John Finch, der damals bereits seit Langem in Afrika lebte und für alle flog, die genug zahlten, hatte alle Warnungen und Todesdrohungen ignoriert und sie unversehrt nach England gebracht.
    Danach war George nie wieder derselbe gewesen. Und er, Nicholas? Er hatte diese Episode zum Anlass genommen, den Dienst im Außenministerium zu quittieren, sein altes gefahrvolles Leben hinter sich zu lassen und sich in Deutschland mit Anne ein neues, friedliches und unaufgeregtes Dasein aufzubauen. Die Abenteuer, die Einsätze an zwielichtigen Plätzen und die Aufträge, die manchmal eine Spur der Verwüstung hinter sich herzogen, waren vorbei. Sein altes Leben war passé.
    Zumindest hatte er das bis gestern Abend gedacht …
    »Dann treffen wir uns doch mit ihm«, schlug Kim vor und holte Nicholas mit einem Ruck in die Gegenwart zurück. »Kommt schon! Irgendwo müssen wir anfangen. Was kann es schon schaden, wenn wir ihn fragen?« Kims Augen leuchteten auf. »Findet man den im Telefonbuch?«
    Jenna schaute ihre Tochter mit zusammengekniffenen Augen an. »Indiana Jones, hm?«, murmelte sie vor sich hin. Sie hatte kaum einen Bissen von ihrem Frühstück heruntergebracht.
    Nicholas legte sein Besteck zur Seite. »Im Telefonbuch steht er sicher nicht, aber ich weiß, wie wir George finden können. Wenn ihr meint, das hilft uns weiter, dann versuche ich etwas zu arrangieren. Aber macht euch nicht zu viele Hoffnungen, ich habe seit Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich weiß nicht einmal, ob er mich sehen will.« Damit erhob er sich und griff nach seiner Jacke. »Ihr bleibt hier und rührt euch besser nicht von der Stelle.«
    »Nein, wir fahren zu Anne«, widersprach Jenna vehement. »Wir können ja ein Taxi nehmen und nicht mit der U-Bahn fahren, wenn dir das lieber ist.«
    Nicholas stützte sich mit den Händen auf die Stuhllehne und sah seine Freundin forschend an. Er sah nicht gerade überzeugt aus, doch er gab nach. »Ist gut, dann macht das und passt auf euch auf! Ich rufe an, wenn ich etwas Neues weiß.«
    Jenna nickte.
    Wenigstens in der Klinik würden sie und Kim für eine Weile sicher sein.
    Dr. Alexander Winters griff nach Geldbeutel und Handy, schob beides in die Manteltasche und wickelte sich in seinen Schal. Er hatte heute Frühdienst, und in einer halben Stunde erwarteten sie ihn auf der Station. Drei Operationen standen an, eine komplizierter als die andere.
    Alex hatte nicht gut geschlafen. Die Sorge um Kim hatte ihn immer wieder hochschrecken lassen. Seine Frau war vorhin am Telefon ganz ruhig gewesen, doch er hatte gespürt, dass sie ihm etwas verschwieg. Anne ginge es den Umständen entsprechend, hatte sie erklärt, aber keiner wisse, ob und wann sie wieder aufwache.
    Als er sich gerade die Schuhe zuband, klopfte es an seine Wohnungstür. Seit der Trennung von Jenna wohnte Alex in einer kleinen Zweizimmerwohnung in einem der großen Wohnblocks nahe des Klinikums rechts der Isar.
    »Ich komme gleich«, rief er, griff nach seinen Schlüsseln und öffnete Augenblicke später die Tür. Draußen standen

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