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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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diesen Ort am Arsch des Reichs geführt, um ihn sauber zu wischen, mein ermüdender, gesprächiger Freund.«
    » Wirklich?« Torpeth nickte und kaute einen Moment lang auf seinem Daumen herum. » Ich verstehe. Dein Glaube und das Reich beschäftigen sich also mit seltsamen Belangen, Belangen, die nicht gar so erhaben sind, was? Aber was dich betrifft, kann ja ohnehin nichts erhaben sein, wo du doch ein Flach länder bist, hm?«
    Vielleicht sollte ich diesen elenden Kerl vom Berg stürzen. Nein, denn dann würde das Maultier aufbegehren, und der Prediger brauchte den » elenden Kerl« schließlich noch eine Weile als Führer. » Wortspiele wie auf dem Schulhof, Heide?«
    » Achtung! Pass auf!«, schrie Torpeth.
    Plötzlich erschrocken, wandte Prediger Praxis den Kopf hin und her.
    Torpeths Hinterteil trompetete laut.
    » Du widerlicher Unmensch!«, stieß der Prediger erstickt hervor und begrub viel zu spät die Nase im Ärmel. Tränen schossen ihm in die Augen.
    » Das hat dein Glaube also nicht kommen sehen? Das überrascht mich– er hat doch bisher ganz wie ein Besserwisser gewirkt! Und warst du nicht rechtzeitig vorgewarnt? Geht es dir dort hinten gut? Mein erhabener Bergwind hat dich doch sicher nicht kleinlaut gemacht und deinen Glauben erschüttert, oder? Aber wenn du schon dahinten sitzt… Du hast ja gesagt, du wärst gekommen, um den Arsch des Reichs sauber zu wischen, nicht wahr? Dann wisch mal schön. Aber sei vorsichtig, ich hänge sehr daran, so lästig er auch manchmal ist. Wisch, sage ich! Komm, Flachländer, es ist doch deine heilige Mission, nicht wahr? Es wäre Blasphemie, es nicht zu tun, oder?«
    Prediger Praxis zog einen Brieföffner aus seinem langen schwarzen Mantel und rammte ihn mit viel Gefühl und Erbitterung in Torpeths nackten Hintern.
    » Aua!«, schrie der Bergbewohner und sprang im hohen Bogen über den Kopf des Maultiers. Er tanzte auf dem Hang herum und hielt sich das gemarterte Gesäß. » Bei den Göttern, wie hast du mich gestochen, Flachländer! Dein Glaube trifft mich schmerzlich! Ich wusste nicht, dass du einen solchen Stachel bei dir hast und bereit bist, so damit auszuteilen! Ist dir denn nichts heilig? War es nicht deine geheiligte Mission, mir den heiligen Arsch sauber zu wischen? Welche Verbrechen hast du nun stattdessen an ihm begangen? Willst du meinen heiligen Arsch nicht um Vergebung anflehen, da er doch hochrot vor gerechtem Zorn ist? Schau, sieh doch!«
    Torpeth beugte sich vor, als ob es dem Prediger darauf angekommen wäre, bessere Sicht auf seinen bleichen Hintern zu haben. Der Prediger wandte den Blick ab und trieb das Maultier an. Dieses eine Mal gehorchte das Tier ihm, wenn auch wahrscheinlich nur, weil Torpeth ihm nicht befohlen hatte, stehen zu bleiben.
    Der heilige Mann hüpfte neben ihnen her und rieb sich von Zeit zu Zeit wütend das wunde Fleisch. Er rannte voraus, setzte sich in den Schnee und rief zu ihnen zurück: » All dies lehrt einen etwas: Dein Glaube ist grausam und kompromisslos. Mit ihm ist nicht zu spaßen. Er drängt sich anderen auf jede nur erdenkliche Weise auf, ganz gleich, wie es diesen anderen schaden könnte. Er kann es nicht ertragen, infrage gestellt oder verlacht zu werden. Er…«
    » Und dein Glaube ist grotesk und beschränkt!«, entgegnete der Prediger. » Er stolziert herum und stellt sich zur Schau. Es fehlt ihm an Anstand und guten Sitten. Er ist zutiefst anstößig und ungehobelt. Er stößt einen ab, wo er sich um Verdienste bemühen sollte. Er kennt keine Zurückhaltung und Überlegung und ist allzu vertraut mit Schmutz und Fürzen. Er macht Menschen zu Tieren und zugleich Tiere zu Menschen. Er…«
    » Er ist ehrlich und freudvoll, aber du bist ihm gegenüber ja blind und unempfänglich! Er zwingt sich anderen nicht auf und diktiert ihnen nichts. Er schenkt sich nicht selbst Macht, während er sie anderen durch Kleider, Bräuche und Vorschriften nimmt. Er sperrt keine Leben ein und beendet sie nicht; stattdessen erforscht und fördert er das Leben. Er…«
    » Er ist sinnlos! Er beugt sich vor nichts und niemandem!«
    » Das ist nicht wahr! Er vergöttlicht das Geas!«
    » Er prostituiert sich wohl eher! Ich weiß, aus welchen zügellosen Handlungen eure heidnischen Rituale bestehen und dass ihr sie in der Hoffnung durchführt, im Gegenzug ein wenig Macht zu erhalten. Ihr seid ein rohes, geschlagenes und gebrochenes Volk.«
    » Das Einzige, was hier geschlagen und gebrochen ist, ist mein Arsch! Das einzig Rohe, was

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