Das Wispern der Schatten - Roman
Heilige und die Erlöser von einem fordern. Magie ist kein Fluch, der dir auferlegt worden ist, Jillan, sondern sie ist das, was du von dir und vom Geas willst und was du, ausgehend von dem, was du glaubst, zu tun bereit bist.
Nein! Du bist das hinterlistige, verderbliche Chaos. Meine Magie hat nur unzähligen Menschen den Tod gebracht. Es ist so, wie man es mir immer beigebracht hat: Du willst einfach nur das Reich zerstören, um das Volk für dich beanspruchen zu können. Du bist genau wie das Reich bestrebt, das Volk zu besitzen, doch während das Reich einem dafür wenigstens Nahrung, Leben und Gemeinschaft bietet, bringst du nur den Tod. Ich werde nicht mehr für dich töten!
Jillan, der Verstand erinnert sich immer schneller an das Schlechte als an das Gute. Deine Magie hat nicht nur den Tod gebracht. Sie hat Thomas von der Pest geheilt, weißt du noch? Sie hat Aspin vor dem Heiligen gerettet. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre er jetzt tot. Ash wäre sicher gestorben oder hätte für immer allein gelebt, wenn du nicht gewesen wärst. Genau wie deine Magie ein Teil von dir ist, bin ich es auch. Wir sind eins, Jillan. Ich bin kein mystischer Makel und auch nicht die Stimme deines Wahnsinns, sondern einfach dein wissenderes Selbst. Du kannst mich die Stimme deiner Magie nennen, wenn du möchtest, aber du und ich sind eins. Also war ich natürlich schon immer hier in deinem Verstand. Wo sollte ich auch sonst sein?
Instinktiv wusste er, dass der Makel ihm nicht alles sagte, sondern Einzelheiten ausließ, die er ihm nicht verraten wollte, und so immer noch versuchte, ihn zu lenken und zu belügen. Wie konnte er ein Teil von ihm sein, wenn er ihm schon mehrfach Dinge gesagt hatte, die Jillan eigentlich nicht hätte wissen können? Ja, Jillans Magie hatte Thomas geheilt, aber das war eher ein Unfall als sonst irgendetwas gewesen. Und wer konnte schon sagen, ob Ash und Aspin es nicht ohne Jillan besser getroffen hätten, da sie immer noch nicht von dem Heiligen befreit waren und höchstwahrscheinlich doch noch sterben würden? In der Hinsicht wären sie besser beraten gewesen, nicht bei ihm zu bleiben. Er entschloss sich zu versuchen, sie davon zu überzeugen, Gottesgabe zu verlassen, bevor der Heilige eintraf. Doch der Makel wollte ihn einfach nicht in Ruhe lassen und machte ihn mit seinen verwirrenden Worten und Eindrücken langsam verrückt. Es war schon so weit gekommen, dass Jillan seinem eigenen Verstand, seinen Gedanken und seinen Instinkten nicht mehr vertrauen konnte. Deshalb würde er den Makel von jetzt an belügen und Miserath, wenn er ihn das nächste Mal traf, fragen, wie er ihn dauerhaft ausblenden konnte.
» Und wer ist der Älteste bei deinem Volk?«, fragte Ash.
» Oh, das muss unser heiliger Mann sein, Torpeth. Er ist so alt wie unser Volk oder, wie manche behaupten, gar so alt wie die Berge, aber er ist verrückt.«
» Wer ist das heutzutage nicht?«, überlegte Thomas laut. » Man muss nicht alt sein, um verrückt zu sein, doch wenn man alt ist, wird es einem leichter verziehen. Ich meine… seht euch doch an! Die Millionen von Menschen im Reich würden sagen, dass ihr verrückt sein müsst, euch gegen sie zu wenden. Was genau hat euch nur auf den Gedanken gebracht, dass das ein guter Einfall sein könnte, hm?«
» Nun, wenn du es so ausdrückst, hast du vielleicht recht.« Ash zuckte fröhlich mit den Schultern.
» Es ist wohl eine Frage des Blickwinkels«, räumte Aspin schuldbewusst ein.
» Aber wenn du von Torpeth dem Großen sprichst«, fügte Thomas hinzu, » dann ist er wirklich verrückt. Schlimmer noch, er ist gefährlich. Betet, dass wir ihm nie begegnen.«
» Willkommen in Gottesgabe«, rief Torpeth liebenswürdig zu Aspin, Ash, Thomas und Jillan hinunter. » Was hat dich so lange aufgehalten, Aspin Langbein, hm?«
» Halt den Mund, du Narr«, blaffte Prediger Praxis und versuchte, seinem Diener eine Kopfnuss zu versetzen. Torpeth duckte sich jedoch in eine Verneigung und entging so dem Schlag.
» Seid still, alle beide!« Häuptling Pralar stieß sie beiseite, um an die Zinnen zu treten und von der Mauer auf die unten Stehenden hinabzublicken. » Ha! Langbein! Wie ich sehe, stößt du erst zu uns, nachdem alle Kämpfe vorüber sind.«
» Pralar. Wo ist Häuptling Schwarzschwinge? Ich bringe schlimme Neuigkeiten: Uns stehen weitere Kämpfe bevor. Der Heilige dieser Region zieht mit einer Armee seiner Helden gegen uns.«
Von den Kriegern, die beiderseits des Nordtors auf
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