Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
Vom Netzwerk:
Mach ich nicht!«, rief Jillan angriffslustig. » Meine Eltern haben mir nichts dergleichen gesagt! Sie…«
    » Oh, jetzt ändert er plötzlich seine Geschichte! Er ist nicht auf Pilgerfahrt. Der kann sich wohl nie entscheiden.«
    » Ich bin nicht auf Pilgerfahrt! Ich bin… ich bin…«
    » Du bist was?«, fragte Ash aufmerksam. » Glaubst du nicht, dass es Zeit wird, mir die Wahrheit zu sagen, Irkarl, wenn du überhaupt so heißt? Der Wolf scheint das nicht zu glauben. Ich möchte meinen, dass die Wahrheit das Mindeste ist, was du mir schuldest, nachdem ich mein Feuer und meine Vorräte mit dir geteilt habe, findest du nicht? Besonders, nachdem du hier mehr oder weniger gewaltsam eingedrungen bist.«
    » Ich…« Konnte er diesem seltsamen Mann und seinem noch seltsameren Gefährten vertrauen?
    Ash senkte die Stimme und sprach in sanfterem Ton. » Sieh mal, wem soll ich schon etwas verraten? Den Bäumen? Dem Himmel? Du steckst ganz offensichtlich in irgendwelchen Schwierigkeiten. So wie ich es sehe, sitzen wir beide in derselben Bestrafungskammer fest, du und ich, und haben nur einander, um uns beim Entkommen zu helfen. Hier, lass mich deinen Becher noch einmal vollschenken– er hat wohl ein Loch, denn er scheint immer eher leer als voll zu sein.«
    Jillan seufzte und streckte seinen Becher mit einem Nicken aus. » Mein Name ist Jillan.«
    » Na, das ist doch schon einmal ein Anfang. Und was für Unbilden hat dir die Welt auferlegt, dass du bei einem zusammengeflickten alten Waldbewohner und einem Wolf voller Flöhe gelandet bist?«
    Der Wolf stieß ein Knurren aus, bewegte sich aber nicht von der Stelle weg, an der er beim Kohlenbecken ruhte.
    » Übergewichtig ist er noch dazu.«
    Ein lauteres Grollen und dann ein Zähneblecken.
    Jillan lächelte schwach und nahm einen Schluck von Ashs Waldgebräu. » Es ist jemand gestorben«, sagte er leise.
    » Ah«, hauchte Ash.
    Das Kohlenbecken knisterte und zischte.
    » Es war meine Schuld. Ich bin davongelaufen, statt zuzulassen, dass sie mich in die Bestrafungskammer stecken.«
    Ash nickte. » Wie ist die Person gestorben, Jillan?«
    » Es gab einen Kampf. Drei gegen mich. Ich… Na ja, da war so etwas wie ein Blitz, und er hat Karl getötet. Dann war da noch das Gasthaus. Der Wirt hatte mich in einem Zimmer eingesperrt, und als er über mich herfallen wollte, ist etwas Ähnliches geschehen.«
    » Dieser Hurenbock Wacker, ja? Das ist kein Verlust, Jillan, glaub mir. Es hatte seine Gründe, dass er Erlöserparadies verlassen und mitten im Nirgendwo neu anfangen musste. Alle wussten, was dort vorging und was das arme Mädchen durchmachen musste. Wie man sich erzählt, hat ihre Mutter sich das Leben genommen, als sie es herausgefunden hat, aber manche Leute behaupten auch, dass Wacker sie umgebracht hätte, als sie versucht hat, das Mädchen zu beschützen.«
    » Der Heilige ist mir auf den Fersen, Ash! Er weiß immer alles. Und ich glaube, er hat mittlerweile meine Eltern gefangen genommen. Was soll ich nur tun? Es gibt kein Entkommen.«
    » Komm schon, da spricht nicht der Krieger aus dir, der mich überrumpelt hat! Auch nicht der Mann, der ganz allein von weit her aus Heldenbach gekommen ist. Und auch nicht…«
    » Aus Gottesgabe, nicht aus Heldenbach.«
    » Dann also von weit her aus Gottesgabe. Auch nicht der Kerl, der Wacker endlich verpasst hat, was er verdient hatte, nicht wahr?«
    » Wohl kaum«, räumte Jillan missmutig ein. » Aber was spielt das schon für eine Rolle? Der Heilige wird mich aufspüren, und dann werde ich die schlimmste nur mögliche Strafe für das erleiden, was ich getan habe. Das habe ich auch verdient.«
    » Ach, Unfug und Spülwasser! Wie ich bist du ein bisschen anders geboren worden, das ist alles. Wie kann es unsere Schuld sein, wie wir geboren wurden, hm? Nein, widersprich mir nicht! Ich will gar nichts anderes hören, Jillan. Du wirst ja doch nur all die Frömmelei und abergläubische Furcht nachplappern, die dir die Leute im Laufe der Jahre eingeredet haben. Schau mal, wenn es zum Schlimmsten kommt, kannst du hier bei mir bleiben. Das Übelste, mit dem du dich wirst abfinden müssen, sind die Fürze des Wolfs, wenn er zu viele Igel gefressen hat.«
    Jillan schüttelte den Kopf. » Tut mir leid, das kann ich nicht. Meine Eltern haben mir gesagt, dass ich nach Erlöserparadies gehen soll. Es gibt jemanden, den ich aufsuchen muss. Wenn meine Eltern jemals wieder freikommen, werden sie dort zu mir stoßen.«
    Ash rieb sich nachdenklich

Weitere Kostenlose Bücher