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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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würde er dann nicht gerade die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die er vermeiden wollte? Trotz der kühlen Luft spürte er, dass er zu schwitzen begann.
    » Was sollen denn all die Fragen?«, wollte die Frau über Aspins Kopf hinweg wissen. » Erkundigen sie sich nach mir?«
    » Wart mal kurz«, sagte der Mann vor Aspin und fragte den Mann, der vor ihm stand. Weniger als eine Minute später raunte der Mann ihnen zu: » Sie fragen, woher die Leute kommen und ob sie unterwegs jemandem begegnet sind, der merkwürdig war– jemandem aus Gottesgabe.«
    Die Frau schnaubte verächtlich. » Alle aus Gottesgabe sind merkwürdig. Die hausen zu nahe an der Wildnis! Es heißt, dass die kleinen Kinder der Stadtbewohner nachts von dunklen Geistern geraubt und gegen Wechselbälger ausgetauscht werden. Ich kannte einmal einen Mann von da. Er hatte fürchterliche Begierden und dichtes Haar auf dem ganzen Rücken, gar nicht zu reden von seinen zusammengewachsenen Augenbrauen!«
    » Spricht doch nichts dagegen, wenn ein Mann ein paar Haare auf dem Rücken hat«, erwiderte eine Matrone ein paar Plätze weiter hinten in der Schlange. » Das ist nur männlich und gibt einem etwas, woran man sich festhalten kann. Sie beklagen sich auch nicht gerade, wenn man sie stattdessen an den Ohren festhalten muss. Und die meisten Männer sind doch ohnehin Tiere, wenn sie auch nur den Hauch einer Gelegenheit dazu haben!«
    Gekicher, Rippenstöße, zustimmendes Nicken oder– von den Ehrbareren– vernichtende Blicke. Die Schlange schob sich Stück für Stück vorwärts, und dann kam Aspin an die Reihe. Vier Wachen standen um ihn herum. Hatte Skathis gerade einen halben Schritt auf ihn zu gemacht? Hatten sich seine Augen verengt?
    » Woher kommst du?«, fragte ein Wachsoldat, der eine flache Nase und einen durchdringenden Körpergeruch hatte.
    Aspin leckte sich die Lippen. » Heldenbach. Die Straße von dort ist nicht mehr überflutet. Ich heiße Aspin Langbein.«
    » Nach deinem Namen habe ich dich nicht gefragt«, sagte der Soldat mit sichtlich argwöhnischer Miene. » Und du bist klein. Warum sollte man dich Langbein nennen?«
    » Äh… das ist so ein Witz.«
    Der Soldat brummte. » Ist sonst noch jemand hier, der für dich sprechen und bestätigen kann, dass du aus Heldenbach stammst?«
    Aspin zögerte und dachte verzweifelt nach. » Warte mal… äh… Ja, Greif aus Heldenbach. Greif, der Händler. Sein Wagen steht da drüben. Er hat gesagt, ich könnte meine Felle nachher auf dem Marktplatz von seinem Wagen aus verkaufen, und hat versprochen, auch nur eine Kupfermünze pro Fell dafür zu nehmen.« Er versuchte, nicht zu offensichtlich zu schlucken, und achtete darauf, den Mann namens Skathis nicht anzusehen.
    » Du bist also hier, um Ziegenfelle zu verkaufen?«, fragte der Wachsoldat stirnrunzelnd. » Die gibt es doch überall. Warum kommst du von so weither, um Ziegenfelle zu verkaufen?«
    Warum sonst hätte er einen Markt besuchen sollen? » Es geht nicht nur um die Felle. Ich habe gehört, dass es in einer Stadt, die so groß wie Erlöserparadies ist, Mädchen geben könnte, die noch niemandem versprochen sind. In Heldenbach scheinen alle schon in festen Händen zu sein.« Es gelang ihm, überzeugend zu erröten und so verlegen zu klingen, dass einer der Soldaten für einen Augenblick grinste, bis ihm auffiel, dass keiner seiner Kameraden lächelte.
    » Ist dir auf der Straße irgendjemand begegnet?«, fragte der Soldat mit der platten Nase, der das Interesse zu verlieren begann.
    Aspin nickte unschuldig mit großen Augen. » Natürlich. Es kommen doch viele Leute zum Markt.«
    » Irgendjemand, der merkwürdig war? Aus Gottesgabe? Der vielleicht eine Rüstung mit reicher Goldverzierung trug?«
    Aspin konnte lesen, dass der Wächter ihm nun glaubte und ihn durchlassen wollte. Er stellte diese letzten Fragen nur, weil es ihm befohlen worden war und weil Skathis zuhörte. » Ha! Alle aus Gottesgabe sind etwas merkwürdig, habe ich gehört.«
    » Stimmt genau!«, sagte die Frau im roten Kleid hinter Aspin.
    Plattnase schaute zu der Frau hoch, und Interesse blitzte in seinem stumpfen Blick auf. Er winkte Aspin durch und hatte ihn bereits vergessen.
    Aspin hielt den Blick gesenkt und eilte vorwärts, doch mit wachen Sinnen. Im allerletzten Moment las er, dass Skathis auf ihn zustürmte. Er wich nach links aus, aber etwas Schweres traf ihn im Nacken und ließ ihn stocksteif stehen bleiben.
    Alles wurde dunkel. Er spürte rauen Stoff an Stirn und

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