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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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wurde es still. Er begann mit einer Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse. Der Florist, wie der Serienmörder genannt wurde, hatte, soweit es inzwischen bekannt war, mindestens vierzehn Frauen auf dem Gewissen, von denen vier allein in den letzten drei Wochen ermordet worden waren.
    Â»Wir haben alle unaufgeklärten Frauenmorde in den vergangenen drei Jahren noch einmal analysiert«, sagte Fellner. »Erste vorläufige Befunde lassen den Schluss zu, dass die Zahl seiner Opfer in Wahrheit deutlich höher sein könnte. Leider wurden zum Zeitpunkt der jeweiligen Morde die Untersuchungen nicht immer mit der notwendigen Sorgfalt geführt, sodass das übereinstimmende Merkmal, die herausgeschnittenen Hautstücke, oft übersehen wurde.«
    Â»Wollen Sie damit andeuten, dass Ihre Kollegen schlecht gearbeitet haben?«, unterbrach ihn Rupert.
    Der Beamte neben Fellner beugte sich zum Mikrofon. »Fragen bitte erst nach der Erklärung des Kommissars.«
    Fellner winkte ab. »Nein, lassen Sie nur. Die Frage von Herrn Cassell ist ja berechtigt.« Er schenkte Rupert ein schmallippiges Lächeln. »Wie alle Behörden haben auch wir mit Personalproblemen zu kämpfen. Der Sparkurs der Regierung hat dazu geführt, dass wir heute nur noch siebzig Prozent des Personalbestandes von vor drei Jahren haben.«
    Er nahm einen Schluck aus dem Wasserglas, das vor ihm stand. »Wenn also in der Vergangenheit ein solches Detail übersehen worden ist, dann liegt das nicht an der Inkompetenz der Kollegen, sondern an ihrer Überlastung und der mangelhaften technischen Ausstattung.«
    Â»Aber sieht das heute so viel besser aus?«, fragte Rupert. »Ist es nicht so, dass Sie nur acht Leute auf den Fall angesetzt haben?« Diese Information hatte er von seinem Vertrauensmann erhalten. Im Saal hinter ihm war ein Murmeln zu hören.
    Fellner nickte. »Allerdings betrifft das nur unser Revier. Insgesamt gehören zum Ermittlungsteam mehrere Dutzend Beamte. Wie Sie wissen …«
    Â»Acht Ermittler für die gesamte Stadt?«, unterbrach ihn Rupert. Sein Erstaunen war gut gespielt. Er wusste natürlich ebenso wie Fellner, dass der Mörder sich lediglich in diesem Viertel herumtrieb und der Großteil der Ermittlungen von halbwegs intelligenten Rechnern auf elektronischem Weg durchgeführt wurde. Aber seine Leser wussten das nicht, und er wollte dem Kommissar auch nicht die Gelegenheit geben, es zu erklären.
    Â»Der Mörder hat sich in den letzten Monaten offenbar auf das Kuppelquartier konzentriert, Herr Cassell«, erwiderte Fellner. »Mit den Kollegen der städtischen Videoüberwachung und der Kooperation der privaten Wachdienste sind wir sehr gut in der Lage, das Viertel umfassend zu kontrollieren.«
    Rupert merkte, dass der Kommissar sich zusammennehmen musste, um nicht schärfer zu antworten. Fellner war kein Mann für die Presse. Er war ein Bulle, der seinen Job ernst nahm und die notwendige Öffentlichkeitsarbeit nur widerwillig erledigte. Rupert respektierte diese Einstellung, aber er war zu sehr Profi, um sie bei seinen Artikeln zu berücksichtigen. Für die Öffentlichkeit war das sowieso schon zu hoch, sie wollte Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch sehen und keine Differenzierungen. Zum Glück hatten das viele seiner Kollegen noch nicht begriffen.
    Â»Aber es ist doch eine Tatsache, dass Sie dem Täter noch keinen Schritt näher gekommen sind«, bohrte Rupert nach.
    Â»Das kann ich nicht bestätigen. Wir haben Hinweise, und die helfen uns natürlich dabei, den Kreis der Verdächtigen einzuengen.«
    Mit diesen vagen Andeutungen kam er bei Rupert nicht durch. »Können Sie uns konkret erläutern, was das für Hinweise sind? Und auf welche Gruppe von Leuten Sie sich bei Ihren Ermittlungen konzentrieren?«
    Â»Tut mir leid. Das gehört nicht in die Öffentlichkeit.« Ohne auf eine Reaktion Ruperts zu warten, erteilte Fellner einem anderen Journalisten das Wort.
    Immerhin hatte er seine Zitate. Während er mit einem halben Ohr den weiteren Erklärungen des Kommissars zuhörte, formulierte Rupert im Kopf bereits die Schlagzeile für den nächsten Leitartikel:
    Â» FLORIST MORDET WEITER. POLIZEI RATLOS .«

diku:
Der Florist
1.
    Hauptstadt der Union
    Der Florist nahm das letzte Messer aus der Plastikschüssel mit heißem Wasser, trocknete es ab und hängte es zurück an die Wand. Dann

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