Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2
eine Pilzwolke, Enten in Ölschlamm, Müllberge und Atomreaktoren. Wandelnde Albträume.
Ich setzte mich auf und öffnete die Augen. Aber das war auch nicht viel besser. Ich hatte vorher schon Kopfschmerzen gehabt, wollte es aber den anderen nicht sagen. Es war auch kein Granatenschmerz, bei dem ich das Gefühl hatte, mein Hirn würde explodieren und von innen gegen den Schädel geschleudert, sondern ganz gewöhnliche Kopfschmerzen. Zum Glück kamen die sehr schmerzhaften Attacken immer seltener. Meiner Theorie nach gewöhnte sich mein Hirn daran, mit dem rüden, nicht eingeladenen Gast – meiner Stimme – das Büro zu teilen. Jedenfalls war ich unglaublich froh, dass im Moment Ruhe herrschte.
Mir war plötzlich furchtbar heiß, meine Haut brannte. Ich spürte, wie das Adrenalin in mein System schoss. Ich war so aufgedreht, dass ich es kaum aushalten konnte.
Verfolgten die Eraser den Chip in meinem Arm, den ich auf der Röntgenaufnahme in der Praxis von Dr. Martinez vor vielen Tagen gesehen hatte? Wie konnten sie uns immer wieder aufspüren? Das war die immer wiederkehrende Frage.
Ich schaute zu Total, der im Bett mit Angel und Gasi schlief. Er lag auf dem Rücken, die Pfoten nach oben gestreckt. Hatte er auch einen Chip? Konnten sie auch ihn aufspüren?
Mir war widerlich heiß und beinahe übel. Ich wollte im Schnee liegen, Schnee essen und mich damit einreiben. Ich stellte mir vor, dass ich das Fenster öffnete und durch die kalte Nachtluft zu Dr. Martinez und ihrer Tochter Ella flog. Sie waren meine einzigen menschlichen Freunde. Dr. Martinez würde wissen, was zu tun war. Mein Herz schlug so schnell, als hätte ich eine Trommel in der Brust, auf der ein Stakkato gespielt wurde.
Ich stand auf und ging leise zu dem Waschbecken an der Wand. Dann drehte ich den Hahn auf und ließ das kalte Wasser über mein Handgelenk laufen. Ich spritzte mir auch immer wieder kaltes Wasser ins Gesicht. Das fühlte sich herrlich an. Ich wünschte, ich könnte eine eiskalte Dusche nehmen. Bitte, lass mich nicht krank werden, betete ich. Ich darf nicht krank werden.
Ich weiß nicht, wie lang ich mich übers Waschbecken beugte und das kalte Wasser über den Nacken fließen ließ. Schließlich glaubte ich, schlafen zu können, und richtete mich auf, um das Gesicht abzutrocknen.
Beinahe hätte ich laut aufgeschrien.
Ich wirbelte herum, aber im Zimmer war alles still. Ich starrte wieder in den Spiegel, und der Eraser war immer noch da.
Ich blinzelte schnell. Was, zum Teufel, war hier los? Der Eraser im Spiegel blinzelte auch schnell.
Der Eraser war ich.
18 Eiskalter Schweiß bedeckte meine Stirn und meinen Nacken.
Ich schluckte. Der Eraser im Spiegel schluckte ebenfalls.
Ich machte den Mund auf und sah die langen Fänge, aber als ich sie mit den Fingern berührte, waren sie klein und wie sonst auch. Ich berührte mein Gesicht. Die Haut war glatt, obwohl ich im Spiegel einem in einen Wolf verwandelten Eraser glich.
Dann erinnerte ich mich, wie mir so heiß gewesen war und wie schnell mein Herz gepocht hatte. O Gott, was war nur los? Hatte ich gerade ein neues »Talent« bei mir entdeckt, so wie Angel Gedanken lesen konnte und Gasi jede Stimme imitierte oder wie Iggy die Menschen aufgrund der Fingerabdrücke identifizierte? Hatte ich gerade das Talent entwickelt, mich in einen Eraser zu verwandeln, unseren Todfeind?
War ich ein Monster mit mehreren Köpfen – wie Zerberus, der Höllenhund?
Mir war kotzübel vor Angst. Ich blickte umher und hoffte, dass niemand mich so sah. Ich wusste aber nicht, was mein Schwarm sehen würde. Ich fühlte mich normal. Aber ich sah aus wie ein Eraser. Eigentlich ein niedlicher Eraser, so ähnlich wie ein Pekinese.
Respektiere und ehre deine Feinde , sagte meine Stimme. Immer. Kenne deine Freunde genau und deine Feinde noch besser!
Bitte, bitte , flehte ich stumm. Lass das nur eine schreckliche Lektion sein, nicht die Realität. Ich verspreche es feierlich, meine Feinde genau zu erforschen. Aber, bitte, nimm mir diese Schnauze ab!
Deine größte Stärke ist deine größte Schwäche, Max.
Ich starrte in den Spiegel. Was?
Dein Hass auf die Eraser verleiht dir die Kraft, bis zum Tode zu kämpfen. Aber Hass blendet auch, dann siehst du das große Bild nicht mehr. Das große Bild von ihnen, von dir, von allem in deinem Leben.
Hm. Darüber muss ich nachdenken. Ich melde mich wieder, okay?
Aua! Ich presste die Finger gegen die Schläfen, um die Schmerzen zu lindern. Ich berührte
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