Das Wolfsgen - Maximum Ride ; 2
und wir hatten alle nur eine normale Portion bekommen.
»Ich könnte dir zeigen, wie man selbst Kekse backt«, sagte ich und war selbst ganz überrascht. Waren diese Worte wirklich aus meinem Mund gekommen? Alle anderen guckten ebenfalls überrascht, und ich fühlte mich in der Defensive. Was, war ich etwa nie nett zu Anne?
»Da steht ein Rezept auf der Verpackung«, murmelte ich und nahm mir noch einen Keks.
»Das würde mich freuen, Max. Danke«, entgegnete Anne. Ihre Stimme war jetzt sanfter. Sie schenkte mir ein freundliches Lächeln und ging dann zum Spülbecken hinüber.
»Eine Stinkbombe«, gluckste Total zwischen zwei Bissen. »Das muss cool gewesen sein.«
49 Nein. Der größere Spielplatz. Angel blickte ihrer Lehrerin in die Augen und übte mentalen Druck auf deren Gedanken aus. Sie sollten in der Pause auf den Spielplatz der jüngeren Kinder gehen, aber Angel wollte mehr Platz. Es gab keinen Grund, warum sie nicht auf dem großen Platz spielen sollte.
»Eigentlich gibt es keinen Grund, warum ihr nicht auf dem großen Platz spielen könnt«, sagte Angels Lehrerin.
»Ja!«, rief eine Klassenkameradin. Dann rannten alle durchs Tor auf den großen Spielplatz.
»Ariel! Komm, spiel mit!«
Angel lief zu Meredith, Kayla und Courtney.
»Können wir Schwanensee spielen?«, fragte Angel. Die Lehrerin hatte ihnen gerade die Geschichte vorgelesen, und Angel hatte sie sehr gefallen. Ihr ganzes Leben war wie Schwanensee. Sie war ein Schwan. Fang und Max waren Habichte, groß und wild. Iggy war wie ein großer weißer Seevogel, so wie ein Albatros. Nudge war ein kleiner Fasan, glänzend braun und schön. Gasi war kompakt – wie eine Eule vielleicht?
Angel war ein Schwan. Zumindest heute.
»Ja! Spielen wir Schwanensee.«
»Ich bin Odette«, rief Angel und hob die Hand.
»Ich bin der zweite Schwan«, sagte Kayla.
»Ich bin der kleinste Schwan«, sagte Meredith und raffte ihr Röckchen, damit es mehr wie ein Tutu aussah.
Angel schloss die Augen und versuchte sich als Schwan zu fühlen. Als sie die Augen wieder aufmachte, war die ganze Welt ihre Bühne, und sie war die schönste Schwanenballerina, die es gab. Anmutig lief sie in einem Kreis um die anderen Kinder herum. Sie machte große, weiche Sprünge und blieb so lang in der Luft, wie sie konnte. Dann landete sie mit hocherhobenem Kopf und drehte Pirouetten.
Die anderen Mädchen tanzten auf Zehenspitzen über den Rasen und schlugen mit den Armen, als hätten sie Flügel. Angel sprang und drehte sich wie Odette, die verflucht war, wegen Siegfrieds Verrat für immer als Schwan zu leben.
Noch ein Sprung, noch eine Pirouette, noch ein weiter Sprung. Angel schien minutenlang in der Luft zu bleiben. Sie wünschte sich sehnlichst, die Flügel entfalten zu können und Schwanensee so zu tanzen, wie es sein sollte. Aber sie durfte nicht. Nicht hier. Vielleicht nachdem Max die Welt gerettet hatte. Nachdem Max die Welt gerettet hatte, würde es die meisten normalen Menschen nicht mehr geben. Das hatte Jeb Angel erklärt, als sie im vorigen Monat wieder in der Schule gewesen war. Mutanten wie sie hatten eine größere Überlebenschance. Sie waren zum Überleben konstruiert worden. Wenn also alle normalen Menschen weg waren, musste Angel ihre Flügel nicht mehr verstecken, und sie konnte herumfliegen und jederzeit Odette sein, wenn sie es wollte.
Sie konnte diese Zeit kaum erwarten.
50 Die Studierzeit war mir am liebsten. Die Schule hatte eine großartige Bibliothek mit endlos vielen Büchern und sechs Computern, wo die Schüler sich Informationen holen konnten.
Der Schulbibliothekar war ein sehr netter kluger Mann. Er hieß Michael Lazzara. Jeder schien Mr Lazzara zu mögen, ich eingeschlossen. Bis jetzt zumindest.
Heute war ich in der Stimmung zu forschen. Vielleicht erwischte ich irgendwelche Seiten, die halfen, den Code zu knacken, damit ich eine neue Möglichkeit entdeckte, unsere Eltern zu finden.
Vor den sechs Computern saßen Schüler. Mr Lazzara stand bereit, um zu helfen. Ich wünschte, ich könnte ein Kind einfach vom Stuhl schubsen.
»Hier, ich geh raus.«
Ich schaute den Jungen an, der mich angesprochen hatte. »Was?«
Der Junge stand auf und sammelte seine Bücher ein. »Ich brauch den Computer nicht mehr. Du kannst ihn haben.«
»Oh, okay. Danke.«
»Du bist neu«, sagte der Junge. »Du bist in meiner Englischklasse.«
»Ja«, entgegnete ich. Jetzt erkannte ich ihn – die Jahre mit Verfolgungswahn hatten meine Fähigkeit, mich an
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