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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Cesare Spini vorbereitet. Er wollte weg von hier. Und sein Sohn … « Er warf Niccolo einen abschätzigen Blick zu. » Er ist vom selben Blut. Lasst ihn gehen, und er wird für immer verschwinden. Wir alle sind ihm gleic h gültig. Er glaubt, dass wir die Schuld am Tod seines Vaters tragen. Wenn wir ihn allein gehen lassen, wird er lachend aus der Ferne zusehen, wie wir alle untergehen. «
    Niccolo starrte den Priester aus großen Augen an. Nicht weil ihn seine Worte empörten. Vielmehr weil der Mann ihn so gründlich durchschaut hatte. Die Vorstellung, si e a lle zurückz u lassen, war in der Tat verlockend. Was scherte ihn die Zukunft der Wolkeninsel? Er war kein Held, der sich für die anderen Wolkenbewohner aufopfern würde.
    Zu seiner Überraschung war es ausgerechnet Alessia, die dem Priester widersprach. » Er wird zurückkommen. Und wisst ihr, weshalb? Weil er an diesen Tieren dort draußen mehr hängt als an jedem Menschen. « Sie lächelte, was sie hübscher, aber irgendwie auch bedrohlicher machte. Und er fragte sich, woher sie das überhaupt wusste. Er hatte sie manchmal in der Ferne am Hof vorüberreiten sehen, aber sicher hatte sie ihm dabei keine r lei Beachtung geschenkt. Nicht ihm.
    » Hab ich Recht, Niccolo? «, fuhr sie fort. » Wirst du zulassen, dass sie tausend Meter tief in den Abgrund stürzen? «
    Falls sie wirklich mitgeht, dachte er, dann wird es nicht lang dauern, ehe wir uns gegenseitig an die Gurgel springen.
    » Ich werde gehen «, sagte er mit fester Stimme, » und ich werde zurückkehren. Aber beides werde ich allein tun. Das ist meine einzige Bedingung. «
    » Wir können uns doch nicht von einem Jungen – «, begann der Priester, doch der Herzog schnitt ihm das Wort ab: » Es sieht ganz danach aus, als hätten wir keine andere Wahl. «
    Alessia wirbelte herum. » Aber Vater – «
    Herzog Jacopo schüttelte den Kopf. In seinen Augen sah Niccolo Erleichterung darüber, dass ihm das Schicksal ein Argument in die Hand gegeben hatte, um Alessias Wunsch auszuschlagen. Sie war seine Tochter, und er lieb te sie. » Ihr habt Niccolos Bedingung gehört «, sagte er entschieden.
    Alessia stampfte wütend mit dem Fuß auf und stürmte aus dem Haus. Der Schattendeuter verkniff sich ein Lächeln. Der Priester murmelte wieder Gebete.
    » Du, Niccolo «, sagte der Herzog, » wirst dich allein auf die Suche nach dem Aether begeben. Finde einen Drachen, und bringe uns seinen Atem. Willst du das tun? «
    Eine Gänsehaut kroch über Niccolos Arme, als er nickte.
    » Schwöre beim Zeitwind «, forderte der Priester.
    Der Schattendeuter verdrehte die Augen. » Er betet nicht mal zum Zeitwind. «
    Niccolo ließ sie wortlos stehen und ging hinüber zum Stall, um Abschied zu nehmen.
     
    DER LUFTSCHLITTEN
     
    D ie Zerstörungen im Dorf waren erschreckend. Gebä u de waren eingestürzt, einige sogar in Brand geraten. Der Verlust an wertvollem Holz war schmerzlich und wurde im Vorbeig e hen vom Zeitwindpriester höher bewertet als das Schicksal jener, die vorerst unter Planen und in den Schuppen der Nachbarn unte r kommen mussten.
    Der Palast des Herzogs war ein Bauernhof wie alle anderen, wenngleich auch größer und komfortabler. Niedrige Bauten aus Holz gruppierten sich um einen rechteckigen Platz. Rinder, Schafe und Schweine lärmten in den Stallungen. Knechte und Mägde eilten umher, beladen mit Milchkrügen, Strohballen und Werkzeugen. Einige waren mit Reparaturarbeiten am Dach und einer eingestürzten Wand beschäftigt; obwohl dieser Hof solider war als andere auf der Wolkeninsel, hatte der Absturz auch hier deutliche Spuren hinterlassen.
    Herzog Jacopo führte Niccolo in ein möbliertes Zimmer im hinteren Teil des Hauptgebäudes. In der Rückwand befand sich ein doppelflügeliges Tor; es passte eher zu einer Scheune als in einen behaglichen Wohnraum. Die Griffe waren mit schweren Ketten gesichert, so verschlungen, dass es viel Zeit in Anspruch nehmen musste, sie zu entwirren. Offenbar wurden sie nur selten geöffnet.
    Zu Niccolos Erstaunen wurden sie weder von Diener n n och von Soldaten des herzoglichen Wachtrupps begleitet. Er war allein mit Herzog Jacopo, dem Schattendeuter und dem Zei t windpriester. Alessia hatte er seit ihrem wutentbrannten Abgang nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Noch überraschter war er, als alle drei Männer persönlich Hand anlegten, um die Möbel im Zimmer zur Seite zu rücken. Teppiche wurden zusammengerollt, ein Tisch verschoben, ehe sie schließlich vor einer

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