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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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weißer Seide umtanzte sie wie eine Windhose, schleuderte flatternde Bänder mal in diese, mal in jene Richtung. Es war nicht zu erkennen, ob dieser wogende Wirbel Teil ihres Kleides war oder losgelöst davon existierte; ganz ohne Zweifel war er von einem Eigenleben beseelt, das nichts mit Kampfkunst zu tun hatte. Wisperwinds Schwertertanz hatte etwas Geisterhaftes innegewohnt, aber er war trotz allem menschlich gewesen. Hier aber hatten sie es so offensichtlich mit Zauberei zu tun, dass Niccolo allein vom Zusehen schwindelig wurde.
    » Xia n «, flüsterte Feiqing in ihrem Rücken.
    Niccolo und Nugua wirbelten herum. Der Rattendrache stand mit hängenden Schultern hinter ihnen und blickte zwischen ihren Köpfen hindurch zu der gespenstischen Gestalt im Seidensturm.
    » Was hast du gesagt? «, fragte Niccolo.
    Ehrfurcht lag in Feiqings Stimme. » Das muss eine Xian sein. Eine der acht Unsterblichen. «
    Nugua hob eine Augenbraue, entgegnete aber nichts. Stattde s sen wandte sie ihren Blick wieder zu der unheimlichen Gestalt. Niccolo, der keine Ahnung hatte, von wa s F eiqing da redete, sah den Rattendrachen noch einen Augenblick länger an, dann schaute auch er zurück zur Lichtung.
    Die runde Fläche, in der keine Schwerter steckten, war jetzt um mehr als das Doppelte angewachsen. Fast zehn Schritt im Durchmesser. In ihrer Mitte stand noch immer die Fremde in den weißen Gewändern.
    » Lasst uns verschwinde n «, schlug er nach einem heiseren Durchatmen vor.
    Nugua schüttelte den Kopf. » Ich will sehen, was weiter g e schieht. «
    » Du hast uns gerade schon wieder das Leben gerette t «, sagte Niccolo. » Es macht mir Sorge, dass ich mich langsam daran gewöhne. «
    Ein knappes Grinsen hellte ihre Züge auf, aber gleich darauf runzelte sie wieder die Stirn. » Müsste sie uns nicht längst bemerkt haben? «
    » Wir sind ihr ega l «, sagte Feiqing. » Sie wartet. «
    » Wartet? «, fragte Niccolo.
    Nugua nickte. » Auf den, der all diese Schwerter auf sie g e schleudert hat. «
    » Die Xian sind unsterbliche Magie r «, stammelte der Ratte n drache. » Oder zaubernde Unsterbliche, ganz wie du willst. Der höchste Gott Tiandi hat ihnen das ewige Leben geschenkt. Sie muss eine Xian sein – seht sie euch doch an! Und das, was sie angegriffen hat, ist sicher ebenso mächtig wie sie. «
    Niccolo blickte über die Baumwipfel rund um die Lichtung, ahnte aber, dass er den Gegner des Geschöpfs dort draußen erst zu Gesicht bekommen würde, wenn es zu spät war. Falls der andere sich dort befand, woher di e S chwerter gekommen waren, dann war er hinter ihnen – und kam auf demselben Weg näher wie sie.
    Ein rhythmisches Rauschen fegte hinter ihnen den Berg herab. Nicht durch den Wald, sondern darüber hinweg.
    Ein geflügelter Umriss fauchte über ihre Köpfe hinweg und kappte die Kronen der Bäume, gefolgt von einer Schleppe aus Laub, die sich über die drei ergoss. Ein Schrei ertönte, ein bizarres Krächzen, das ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann senkte sich ein gewaltiger Vogel in den schwerte r freien Kreis im Zentrum der Lichtung hinab – ein Kranich, weiß gefiedert, mit mächtigem Schnabel und knochigen, krallenb e wehrten Beinen.
    Auf ihm saß ein Mann, der noch im Augenblick der Landung zu Boden sprang, breitbeinig aufkam und der Frau im weißen Kleid mit grimmiger Miene entgegentrat.
    Der Riesenkranich schrie erneut und breitete die Schwingen aus. Ein einziger Flügelschlag trug ihn zum Waldrand. Dort ließ er sich auf der Krone einer Zeder nieder. Die dünnen Äste hätten sich unter diesem Koloss verbiegen müssen, aber sie hielten stand, so als wöge das riesenhafte Tier nicht mehr als eine Hand voll Federn.
    » Manche Xian reiten auf Kraniche n «, raunte Feiqing den beiden anderen zu. » Bei Xiwangmus heiligen Pfirsichen! Das da vorn müssen Unsterbliche sein! «
    » Warum kämpfen sie dann? «, knurrte Nugua. » Wenn sie sich doch eh nicht umbringen können? «
    » Das Alter kann sie nicht umbringe n «, belehrte Feiqing sie, » a ber manche Waffen können sie vernichten. Es gibt Legenden darüber. In den Geschichten tauchen immer wieder magische Waffen auf, mit denen selbst die Unsterblichen getötet werden können. «
    » Mondkind! « Vom Rücken zog der Mann ein wahres Ung e tüm von Schwert, beinahe so lang wie er selbst und zweimal so breit wie Niccolos Oberschenkel. » Gib dich geschlagen, oder stell dich zum letzten Kampf! «
    » Dein letzter Kamp f «, erwiderte sie mit

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