Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht

Titel: Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
die Blitze sie aus den Bäumen. «
    » Und wenn nicht? «
    Aber da hatte sie sich schon umgedreht und rannte zu den Felsen hinüber.
    * * *
    » Warum bist du eigentlich hier? «, fragte Feiqing eine halbe Stunde später. » Ich meine, weshalb begleitest du mich? «
    Sie hatten eine ganze Weile schweigend dagesessen, geda n kenverloren im Schatten eines grauen Granitvorsprungs. Keinen Schritt weit vor ihnen prasselte ein Vorhang aus Wasser herab, so dicht, dass es unmöglich war, weiter als wenige Meter ins Freie zu blicken. Selbst die vorderen Bäume versanken in verwaschenen Schlieren aus Schatten und Nässe.
    Das Gewitter hing seit einer Ewigkeit genau über ihnen . Donner ließ die Luft erzittern, und fast im selben Augenblick fauchten Blitze herab und erhellten die Umgebung mit weißem Schlaglicht. Bei jedem neuen Aufleuchten erwartete Feiqing, dass Raunenhorden vor ihrem Versteck aufmarschiert waren und sich für einen Herzschlag aus der Schwärze schälten.
    » Warum ich hier bin? « Das Schwert hatte während der ganzen Zeit auf ihren Knien gelegen, aber jetzt nahm sie es herunter und stieß es mit der Spitze in den Felsboden . Jede andere Klinge wäre zerbrochen, doch Jadestachel glitt ins Gestein wie in Torf. » Aus Interesse «, sagte sie nach kurzem Zögern. » Und weil es das Richtige ist. Du brauchst meine Hilfe. «
    » Ich habe viel von euch umherziehenden Schwertmeistern gehört. So ist es eure Art, nicht wahr? Von Ort zu Ort zu wandern und zu tun, was ihr für das Richtige haltet. «
    Ihr Blick suchte seine tief liegenden Augen inmitten des Rattendrachengesichts, wohl um herauszufinden, ob da ein Vorwurf mitschwang in dem, was er sagte. Aber Feiqings Interesse war aufrichtig. Im Augenblick war ihm nicht einmal nach Jammern und Wehklagen zu Mute.
    » Wir stehen denen bei, die Hilfe brauchen «, entgegnete sie. » Und meistens helfen wir uns dabei selbst. Sei es, weil wir für unsere Dienste bezahlt werden, oder aber weil der Ausgang der Sache uns zugutekommt. «
    » Wenn der Aether siegt, wird auch dein Clan untergehen. «
    Die Kriegerin seufzte leise. » Er ist nicht mehr mein Clan. Jedenfalls nicht so, wie er es einmal war. «
    » Du hast die Stillen Wipfel verlassen? «
    » Wir können einem Schwerterclan angehören, ohne unter seinem Dach zu leben. Man könnte also sagen, dass ich noch dazugehöre. Aber ich habe den Stab des Anführers weitergeg e ben, und ich fühle mich den Stillen Wipfeln nicht mehr verpflichtet. Wäre das anders, dürfte ich nicht einmal hier sein. Nachdem ich Mondkind die beiden Götterschwerter abgeno m men habe, hätte ich sie sofort zum Clan bringen und dort in Verwahrung geben müssen, statt auf eigene Faust ihrem Ursprung nachzuforschen und mich mit euch abzugeben. « Mit dem Zeigefinger fuhr sie den Umriss der kurzen Kreuzstange des Schwertes nach. » Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich die Nachricht von den Plänen des Aethers den Ältesten hätte melden müssen. «
    Feiqing knetete nachdenklich die Spitze seines Drache n schwanzes zwischen den Fingern. » Ich wüsste gern, ob ich auch mal zu irgendeiner Gemeinschaft gehört habe. «
    » Tun wir das nicht alle, auf die eine oder andere Weise? «
    » Irgendwie wäre das ein gutes Gefühl. «
    Zum ersten Mal, seit sie zu zweit unterwegs waren, meinte Feiqing, eine Spur von Mitgefühl in Wisperwinds Tonfall zu erkennen. Sie hatte ihn weder während des Laufs durch die Wälder bedauert noch als sein Kostüm vor Nässe immer schwerer wurde. Aber jetzt sah sie ihn mit einem Mal an, als verstünde sie genau, was in ihm vorging. » Wir werden jema n den finden, der dir deine alte Gestalt zurückgibt. Wenn nicht der Wächterdrache, dann ein anderer. «
    Er nickte langsam.
    Ein Donnerschlag ließ sie beide zusammenfahren. Im Blit z licht sah Feiqing den Schrecken in Wisperwinds Augen.
    » Darf ich dich noch etwas fragen? «
    » Warum ich mich vor einem Gewitter fürchte? «
    » Ja … ich meine, du bist eine Schwertmeisterin. Eine der besten. Dein Name ist so bekannt wie der des Kaisers. Du hast Hunderte erschlagen, Mandschu und Han und « – er dachte an den toten Raun im Wald – » und andere Wesen . Und doch hast du Angst, wenn es donnert und blitzt. Das ist doch … hmm, jedenfalls ungewöhnlich. «
    » Menschen muss man nicht fürchten. Nicht einmal Baumgei s ter wie die Raunen. Meine Klinge wird mit ihnen fertig, oder ich kann dem Kampf mit ihnen ausweichen. Und wenn ich ihnen unterliege, dann ist es allein meine

Weitere Kostenlose Bücher