Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
die Absturzstelle mit fütterndem Glitzerstaub vernebelte.
    Wisperwind stieß einen Alarmruf aus, als sie den höchsten Punkt ihres Sprungs erreichte. Allein hätte sie graziös wie eine Vogelfeder abwärtssinken können, aber das beträchtliche Gewicht Feiqings zerrte sie mit sich, langsamer als ein echter Sturz, aber doch mit genug Wucht, um beiden sämtliche Knochen zu brechen.
    Das waghalsige Rettungsmanöver hatte sie wieder ein gutes Stück weit ins Innere des Trümmerfelds getragen, mehr als hundert Schritt weit von Kangan und den drei Soldaten entfernt. Auch wenn die Juru beim Auftauchen der fremden Luftschiffe die Flucht ergriffen hatten, mochten sie immer noch dort unten lauern. Aber darauf konnte Wisperwind in diesem Moment keine Rücksicht nehmen. Stattdessen gab sie ihrem Fall einen Schlenker nach rechts, genau auf einen Haufen käfigartiger Gittertrümmer zu.
    »Feiqing!«, schrie sie. »Halt dich fest! Du musst dich irgendwo -«
    Die oberen Gitterstreben zerbrachen unter ihrem Aufprall, die nächste Lage bremste sie, in der dritten schließlich blieben sie hängen - keine drei Meter über dem Boden. Feiqing lag jammernd über mehreren Holzlatten, die unter seinem Gewicht erbärmlich ächzten. Wisperwind hingegen saß elegant wie ein Vogel mit angezogenen Knien auf einer Strebe, sekundenlang benommen, aber doch einigermaßen sicher und leidlich im Gleichgewicht.
    »Ich falle!«, zeterte der Rattendrache.
    »Jetzt nicht mehr«, gab sie erschöpft zurück.
    »Doch, ich -«
    Die Streben unter ihm brachen mit einem lauten Knacken. Feiqing stürzte strampelnd und schreiend durch das Loch. Wisperwind stöhnte auf und sprang hinterher. Sie kam breitbeinig im Schnee auf und riss das Schwert hoch, um angreifende Juru abzuwehren.
    Aber die Felsenwesen zeigten sich nicht. Der Hohlraum unter den Trümmern war leer, abgesehen von ihr selbst und Feiqing, der keinen Laut von sich gab: Er steckte kopfüber in einer Schneewehe und strampelte mit den Beinen, während sich sein Drachenschwanz wie eine Schlange um das breite Hinterteil ringelte.
    Wisperwind atmete auf, versicherte sich noch einmal, dass keine Juru auf sie lauerten, und zog Feiqing mit einer Hand aus der Wehe. Spuckend und fluchend kam er am Fuß des Schneehaufens zum Liegen, flach auf dem Bauch wie eine Schildkröte.
    »Ich hätte tot sein können!«, schimpfte er, als er sich mühsam auf den Rücken wälzte und im Schnee sitzen blieb.
    »So?«, fragte sie.
    »Nur um dir beizustehen, jawohl! Man kann dich nicht allein lassen, ich hab's schon die ganze Zeit gewusst! Dich und diesen ... diesen Hauptmann! Wäre er an Bord gewesen, dann hätte er Xu vielleicht zur Vernunft bringen können. Aber so ... Pah!« Er pulte sich Schnee aus der Nase, stöhnte plötzlich auf und fiel nach hinten in die Wehe.
    »Feiqing?«
    Er gab keine Antwort.
    »He, Feiqing!« Sie beugte sich über ihn, knuffte ihn mit dem Finger in den dicken Bauch, blickte in seine geschlossenen Augen und stellte fest, dass er ohnmächtig geworden war. Auch das noch.
    Sie überlegte, wie sie ihn schleunigst zu Kangan und den anderen bekäme. Sie konnte ihn nicht das ganze Stück tragen. Er musste wach sein, um das hier heil zu überstehen. Zudem mochten die Juru jeden Moment beschließen, dass es an der Zeit für einen neuen Angriff wäre, solange die Luftschiffe am Himmel sich nicht um sie kümmerten.
    Mit spitzen Fingern kniff sie herzhaft in Feiqings faustgroße Nase. Jaulend schrie er auf, sein Oberkörper fuhr hoch, der Drachenschwanz peitschte den Schnee und seine Arme fuhren ausgestreckt nach oben, als wähne er sich noch immer im freien Fall in den Abgrund.
    »Ruhig«, sagte sie, obwohl sie fürchtete, dass es dazu bereits zu spät war. Die Juru mussten längst wissen, wo sie sich befanden.
    »Ich lebe noch!« Feiqing klopfte mit den Fingern an seinem Leib auf und ab, als müsse er sicherstellen, dass noch alle Körperteile an Ort und Stelle waren.
    »Sieht ganz so aus«, sagte sie.
    Eine wulstige Drachenbraue ruckte nach oben. »Du warst bei mir, da oben in der Luft...«
    »Schon möglich.«
    »Und du ... du hast mit dem Schwert auf mich eingestochen!«
    »Nicht auf dich. Nur auf die Ledergurte.«
    »Aber ich hätte abstürzen können!«
    Sprachlos starrte sie ihn an. Dann gab sie sich mit einem Schulterzucken geschlagen und blickte sich im Inneren des Trümmerberges um. Der Schnee war glatt und unberührt, abgesehen von den Stellen, die sie selbst aufgewühlt hatten.
    Die Gitterstreben

Weitere Kostenlose Bücher