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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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das Fluggerät sei beschädigt. Die Möglichkeit, dass sich jemand darauf in die Tiefe gestürzt haben könnte, der schlichtweg keine Ahnung hatte, wie man den Schlitten bediente, schien im ersten Augenblick undenkbar.
    Dann entdeckte Wisperwind, wer dort in den Gurten und Riemen hing wie eine gekreuzigte Wasserratte.
    Feiqing musste die Hälfte der Strecke bis zum Erdboden zurückgelegt haben, in einer engen Korkenzieher bahn, die tatsächlich mehr Absturz als Flug war, ehe sie auf seine gellenden Schreie aufmerksam geworden war. Erstaunlich eigentlich, dachte sie, dass er kreischen und mit den Flügeln schlagen konnte. Nicht dass eines davon hilfreicher war, ihn in der Luft zu halten, als das andere.
    Sie rief seinen Namen, aber der eisige Gegenwind riss ihn von ihren Lippen. Feiqing hatte andere Sorgen. Er kämpfte ganz offensichtlich mit der Koordination der  Schwingen, mit seiner Furcht vor der Höhe, mit der Aussicht auf einen tödlichen Aufprall und wahrscheinlich mit drei Dutzend anderen Ängsten.
    Wisperwind überließ sich ihren Instinkten. Für einen Plan, selbst für einen einzigen sachlichen Gedanken, blieb keine Zeit mehr.
    Sie war erschöpft und verletzt vom Kampf mit den Felsenwesen, doch es gab nur eine Möglichkeit. Sie holte tief Luft und stieß sich federleicht vom Erdboden ab. Was sie versuchte, war vielleicht der irrwitzigste Sprung, den sie jemals gewagt hatte. Es war eine Sache, mit Hilfe des Federflugs auf Baumspitzen zu balancieren oder eine stille Wasseroberfläche zu überqueren. Etwas ganz anderes aber war es, ein trudelndes Objekt im freien Fall abzupassen, erst recht, da kaum abzusehen war, wohin Feiqings panisches Geflatter ihn im nächsten Augenblick tragen würde.
    Sein Glück war es, dass das Heck der Abendstern in Wisperwinds Richtung zeigte - dadurch hatte sie zumindest eine winzige Chance, ihn zu erreichen. Ein Stück weiter entfernt, und nicht einmal der Federflug hätte ihn retten können. Auch Wisperwinds Sprungkraft hatte Grenzen und schon jetzt kam sie ihnen gefährlich nahe. Wenn sie Feiqings Flugbahn nicht im richtigen Augenblick kreuzte, war sein Absturz nicht mehr aufzuhalten.
    In der Luft riss sie das Schwert hoch, gerade in jenem Moment, als Feiqings Schlitten in einer steilen Kurve auf sie zufegte. Der Rattendrache war mit dem Bauch auf die hölzerne Flugmaschine geschnallt, ein knolliges braunrotes Etwas, das auf dem filigranen Schlitten denkbar deplatziert wirkte. Sein Schwanz wedelte hektisch hinter ihm her, während der Gegenwind seine Lefzen zum Flattern brachte.
    »Uuuaaaaahhhhhh!«, kreischte er, als er Wisperwind mit dem Schwert vor sich auftauchen sah, noch immer fast fünfzig Meter über dem Boden, und nun vergaß er sogar mit den Flügeln zu schlagen.
    Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Bei dem, was sie nun tun musste, durfte sie sich nicht auf ihre gewöhnlichen Sinne verlassen. In ihrem Kopf entstand ein Abbild des Flugschlittens, das nicht in Bewegung war. In Gedanken markierte sie die Stellen, an denen die Gurte Feiqing darauf festhielten.
    Sie spürte, wie er näher kam. Noch im selben Herzschlag war er unter ihr. Sie schlug einen Salto, ließ sich vom Luftzug des Schlittens mitziehen und kam mit beiden Füßen federleicht auf den Schwingen zum Stehen, breitbeinig über Feiqing. Sie hörte jetzt nicht mehr auf sein Gekreische. Achtmal stieß sie das Schwert in einer raschen Abfolge nach unten, viel zu schnell für das menschliche Auge. Noch immer waren ihre Lider geschlossen, noch immer raste sie auf dem Schlitten mit irrwitziger Geschwindigkeit dem steinharten Eis entgegen.
    Die Klinge traf mit der Genauigkeit eines Seziermessers. Fast gleichzeitig zerschnitt sie alle Ledergurte an Feiqings Armen und Beinen und die beiden über seinem Rücken. Wisperwinds linke Hand fuhr nach unten, riss den Rattendrachen wie eine Puppe hoch und stieß sich mit ihm von dem Luftschlitten ab.
    Gemeinsam stiegen sie steil nach oben, Wisperwind im Stand, Feiqing strampelnd in der Horizontalen. Sie hatte ihre Finger in den Drachenkamm auf seinem Rücken gegraben und betete zu den Göttern, dass die Nähte seines Kostüms nicht platzten.
    Als sie die Augen aufschlug, noch immer ein gutes Stück über dem Boden, sah sie den Luftschlitten unter sich aufschlagen. Das Fluggerät hämmerte einen Krater in den Schnee und zerschellte beim Aufprall in seine Einzelteile. Holzstücke, Seile und Leder wurden über das Eis verteilt, während eine Kristallwolke aufstieg und

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