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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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durchaus teilte, niemand gehört.
    Im gleichen Jahr wurde der Erbe von Alton im Krieg, der sich noch immer hinzog, getötet. Da dessen Sohn noch keine vierzehn Jahre alt war, also minderjährig und außerdem nicht im Krieg erprobt, fiel das Kommando über die Wachen und die Armee an den jungen Hastur. Normalerweise hätte Jeremy seine Frau so kurz vor der Niederkunft nicht alleine gelassen; es war ohnehin bekannt, daß er für Kriegsführung und militärische Dinge nicht viel übrig hatte, aber kein Hastur-Erbe konnte sich in Kriegszeiten seinen Kommandopflichten entziehen, solange er noch halbwegs gesund war.
    Am Abend vor der Schlacht kniete Jeremy an Valerias Bett, um sich von ihr zu verabschieden.
    »Du weißt, wie verhaßt mir dieser Krieg ist. Viel lieber würde ich bei dir und unserem ungeborenen Sohn bleiben.«
    »Gewiß, mein Liebster. Und dieses Wissen erleichtert mir, dir Lebewohl zu sagen; sonst könnte ich es nicht ertragen. Du mußt mir aber schwören, daß du zurückkommst, wenn das Kind geboren ist – ganz gleich, was auch geschieht.«
    Jeremy drückte ihre Hand. »Ich werde zurückkommen, wenn es mir möglich ist. Aber mit einem Schwur müssen sich nur die binden, die befürchten, sich ansonsten untreu zu werden. Das Wort eines Hastur zählt ebenso viel wie der Eid eines jeden anderen Mannes.«
    »Dann versprichst du mir auf dein Wort, daß du kommen wirst?« fragte sie seufzend.
    »Ich verspreche es. Auf das Wort eines Hastur, das ich noch nie gebrochen habe – ich werde bei dir sein, wenn unser Sohn geboren ist!«
    Valeria seufzte noch einmal. »Mögen die Götter diesen Krieg verfluchen!«
    Jeremy zitterte, als sie diesen Satz aussprach. Ihm war, als ob in diesem Augenblick ein kalter Luftzug durch das Zimmer wehte. »Den Krieg ganz gewiß! Aber nicht die Männer, die ihn führen müssen! Oder würdest du auch mich verfluchen, Geliebte?«
    »Niemals!« beteuerte sie. Und so verabschiedeten sie sich unter vielen Küssen und Liebeserklärungen. Im Morgengrauen ritt er davon, um sich dem Heer anzuschließen.
     
    Die Kämpfe waren erbitternd und andauernd, und im Verlauf der schlimmsten Schlacht wurde Jeremy am Oberschenkel verwundet. Zunächst schien es nicht so gefährlich zu sein, aber einige Tage später setzte der Wundstarrkampf ein. Die Leroni, die mit der Versorgung der anderen Verwundeten vollauf beschäftigt waren, vergaßen, nach dem Hastur-Erben zu sehen, und so lag Jeremy, nur in eine Militärdecke eingehüllt, fröstelnd und allein da, bis er kurz vor Tagesanbruch starb.
    Als die Nachricht auf Burg Hastur eintraf, wagte es niemand, sie Valeria zu übermitteln, da bei ihr die Wehen bereits eingesetzt und sich ohnehin schon schwerwiegende Komplikationen ergeben hatten. Drei Tage kämpfte sie gegen den Tod – aber schließlich blieben beide, Mutter und Kind, am Leben.
    Der alte Dom Maurizio war selber losgeritten, um eine Leroni aus dem Turm zu holen, da er befürchtete, er werde nicht nur Valeria, sondern auch das Kind verlieren. Deshalb lag sie jetzt allein in einem der oberen Gemächer auf Burg Hastur. Plötzlich regte sich etwas in der Kammer – und Jeremy stand da.
    »Jeremy!« rief sie noch schwach. »Du bist gekommen!«
    »Warum überrascht dich das so sehr? Habe ich dir nicht auf mein Wort als Hastur versprochen, ich werde zu dir kommen – und zu ihm! Es ist doch ein Sohn?« fragte er und beugte sich über die Wiege, in der das Kind lag. »Ich muß schon bald wieder gehen. Und in den nächsten Tagen warten schlechte Nachrichten auf dich. Du mußt daher stark sein. Und versprich mir, unseren Sohn nicht zum Krieger zu erziehen, sondern den Krieg immer von ihm fernzuhalten.«
    Er beugte sich über Valeria und küßte sie.
    »Bleib bei mir!« flehte sie ihn an.
    »Ich kann nicht«, erwiderte er. »Die Toten dürfen sich nicht unter die Lebenden mischen. Selbst meinem Vater darf ich mich nicht mehr zeigen. Grüß ihn deshalb von mir und sage ihm, daß ich auch jetzt nicht bereue, dich geheiratet zu haben. Dir hatte ich versprochen zu kommen, wenn unser Sohn geboren ist – und mein Wort habe ich noch nie gebrochen. Ich bin gekommen, damit du erkennst, daß das Wort eines Hastur ebenso viel zählt, wie der Eid eines jeden anderen Mannes.« Damit beugte er sich über die Wiege seines Sohnes küßte ihn und dann Valeria auf die Stirn. »Wisse, daß wir eines Tages wieder verbunden sein werden, Valeria. Bis dahin mußt du für unseren Sohn sorgen. Dir sage ich jetzt Lebewohl.« Mit

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