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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ihre Handreichung verhindern.

NINA BOAL
     
    Scherbengericht
     
    Auch Nina Boal ist den regelmäßigen Lesern dieser Anthologien keine Unbekannte mehr. Sie hat außerdem schon in der Reihe Pandorra und in anderen kleinen Magazinen Geschichten veröffentlicht.
    Wie meine Mitbewohnerin Lisa ist auch Nina eine begeisterte Anhängerin des Eiskunstlaufs und läßt sich keine Veranstaltung in ihrer Heimatstadt Baltimore entgehen. Auf Grund der schwierigen Wirtschaftslage hat sie momentan nur Teilzeitjobs als Taxifahrerin und Lehrerin in einem Erwachsenenbildungsprogramm. Um ihre Berufsaussichten zu verbessern, möchte sie demnächst eine Ausbildung als Elektromonteur beginnen – naja, besser sie als ich.
    Die vorliegende Geschichte behandelt eine außergewöhnliche Anwendung von Laran sowie die Pflichten eines Prinzen.
     
     
     
    »Bring dem Prinzen sein Abendessen«, befahl Alaric Delleray, Regent des winzigen Bergkönigtums Serrano, seinem Leibdiener. Der weißhaarige Mann verbeugte sich und machte auf dem Absatz kehrt.
    Alaric Delleray schaute in einen runden Spiegel und hielt dabei seinen Matrixkristall umfangen. Das Bild eines Salons, Teil einer üppig ausgestatteten Zimmerflucht, erschien in dem Spiegel. Ein vierzehnjähriger Junge mit kupferrotem Haar trug Seidengewänder in den grün-weißen Farben Serranos. Er spielte mit einem blonden, braunäugigen und offensichtlich nicht menschlichen Wesen eine Partie Schach. Alaric atmete beruhigt aus. In diesem Teil der Burg war alles wie sonst; der Spiegel, der ihm als tragbarer Matrixschirm diente, hatte ihm alles gezeigt.
    Prinz Dyan-Rakhal Gareth Serrano war der Erbe des Königreichs und hatte sein gesamtes Leben in dieser hermetisch abgeschirmten Zimmerflucht verbracht. Kein einziges Mal war es ihm gestattet gewesen, die matrixgestützten Barrieren der Suite zu durchschreiten und sich in die Außenwelt vorzuwagen. Nur Alaric durfte den jungen Prinzen besuchen, was er auch regelmäßig tat, um ihn in den verschiedensten Dingen zu unterweisen. Loyu, der eigens für den Prinzen angefertigte Ri’chiyu Diener, war das einzige andere Lebewesen, mit dem Dyan-Rakhal sein Quartier teilte.
    Alaric lehnte sich in den Kissen des gepolsterten Sessels zurück. Einige graue Strähnen in seinem sonst rötlich-braunen Haar fielen ihm in die Stirn. Es ist nur zu seinem Besten, versicherte er sich selbst. Das Laran der Serranos, das Dyan-Rakhal in vollem Umfang in sich trug, war besonders bedrohlich. Alaric mußte sicherstellen, daß es sorgfältig angeleitet und das Wissen um die Anwendung geheimgehalten wurde. Er hatte den Prinzen mit seiner Pflege durch die Schwellenkrankheit gebracht und seinem Zögling die notwendige Ausbildung im Umgang mit dieser Gabe vermittelt. Der Prinz schien sich in sein Schicksal zu ergeben, ja sogar damit zufrieden zu sein. Wie hätte er sich auch nach einem Leben in der Außenwelt sehnen können, von deren Existenz er so gut wie nichts wußte? Alaric steckte den Spiegel in seine Tasche zurück. Es ist zu seinem Besten und zum Besten des Königreichs.
    Alaric grub seine Fingernägel tiefer ins Polster der Armlehne, als die Erinnerungen in ihm aufstiegen. Er war der Schwager und Friedsmann des verstorbenen Königs gewesen. Beide Eltern von Prinz Dyan-Rakhal waren bei einem Überfall durch Truppen aus Scathfell getötet worden. Alaric war es gelungen, den Erben in Sicherheit zu bringen, während die Soldaten Serranos die Scathfell-Truppen aufhielten und schließlich zum Rückzug zwingen konnten.
    Alaric hatte sich selbst und seinem Vater geschworen, dem Königreich den Erben zu erhalten. Dyan-Rakhal war das erfolgreiche Ergebnis des Laran -Zuchtprogramms, das Serrano durchgeführt hatte. Nach der großen Schlacht mit Scathfell hatte Alaric dafür gesorgt, daß der unmündige Erbe in dem abgeschirmten Quartier untergebracht wurde und den Ri’chiyu als Kamerad und Leibdiener erhielt. Dyan-Rakhal hing völlig von seinem Onkel ab, der ihn als einziger über den Lauf der Welt und seine Feinde draußen unterrichtete.
    Plötzlich schoß ein entsetzlicher Gedanke Alaric durch den Kopf. Er zog rasch den Spiegel aus seiner Tasche hervor und hielt ihn in die Nähe des Kristalls. Neue Bilder huschten über den Schirm, diesmal Bilder der purpurroten, gezackten Bergkette, die sich hinter dem Gut erhob. Flammenrote Strahlen der untergehenden Sonne streiften über den Bergkamm und tauchten die Burg in die Abendglut.
    Eigentlich eine stille und friedliche Szenerie,

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