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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hätten sie uns doch nicht geglaubt!« Sie half Carletta auf und umarmte dann beide Kinder. »Und dank dir schön, daß du so schnell reagiert hast und die Steine geworfen hast, als dieser Kerl dir den Rücken drehte. Das klang täuschend echt nach den Schritten eines Katzenmanns!«
    KRAK! KRAK!
    Das Mädchen lachte. »Ich danke dir, denn du bist die geschickteste Leronis, die ich kenne!«
    Ginevra seufzte. Es war ganz egal, was sie war. Ihre Lieblinge waren in Sicherheit – und nur das allein zählte!

CHEL AVERY
     
    Eine Frage der Tradition
     
    Ich hätte es ja wissen müssen, daß mir das früher oder später einmal passieren würde: Als ich dieses Jahr Chel darum bat, ihre Kurzbiographie auf den neuesten Stand zu bringen und ihr androhte, ich würde andernfalls irgend etwas hinzudichten, entgegnete sie mir, sie sei wirklich gespannt darauf, was sie da zu lesen bekäme. Aber wenn auch die Versuchung groß ist, etwas wirklich Haarsträubendes in die Welt zu setzen und von ihr zu behaupten, sie sei eine entlaufene Franziskanernonne, die jetzt in Timbuktu Judo unterrichtet oder auf Borneo Drachen hütet, so bin ich mir sicher, daß dieser Schwindel schnell auffliegen würde, denn viele meiner Leser werden sich daran erinnern, daß ich schon früher Geschichten von ihr abgedruckt habe, und dort kann man nachlesen, was ich das letzte Mal über sie geschrieben habe.
    Ich weiß zwar, daß sie in der Zwischenzeit von Pennsylvania nach Virginia umgezogen ist, aber was sie jetzt genau treibt, ist mir nicht bekannt. Sollte sie jedoch dort tatsächlich Drachen hüten, so hätte ich darüber bestimmt etwas aus der Regenbogenpresse erfahren.
     
     
     
    Leonie von Arilinn empfing den Erben von Hastur in ihren Privatgemächern – schließlich war er ihr eigener Zwillingsbruder.
    Lorill stand etwas unbeholfen in der Tür. Die Bewahrerin von Arilinn war neben seinem Vater wohl der einzige Mensch in den Domänen, der vor Lorill nicht in Ehrfurcht versank. In früheren Jahren war Leonie gewöhnlich auf ihn zugestürmt und hatte ihn mit Küssen, einer liebenden Umarmung und herzlichem Lachen begrüßt. Aber nun war sie die Bewahrerin des mächtigsten der Türme, gekleidet in das Scharlachrot ihres Amtes, das allen Anwesenden gebot, Distanz zu wahren und darauf zu achten, auch nicht mit der geringsten Berührung oder Vertraulichkeit ihre Würde zu verletzen. Abgesehen von einem zarten Streichen ihrer Finger über sein Handgelenk hatte Leonie ihren Bruder seit mehr als drei Jahren nicht mehr berührt. Jedesmal, wenn Lorill sie sah, erschien sie ihm noch entrückter, noch unzugänglicher. Hatten sie seit jenem Tag, als Leonie den Schleier von Arilinn erstmals durchschritt, jemals wieder miteinander gelacht?
    Leonie erhob sich nicht, sondern blieb in ihrer kargen Kammer auf dem Stuhl mit der hohen Lehne sitzen. Sie blickte ihrem Bruder direkt in die Augen, so wie es nur eine Bewahrerin oder eine nahe Verwandte wagen durfte, und Lorill bemerkte gedankenverloren, daß sie noch immer von betörender Schönheit war – wenn auch eher auf unpersönliche Weise, so wie man einen kunstvollen Wandteppich oder eine geschnitzte Täfelung aus Ebenholz als schön bezeichnen würde.
    Auf ihrem Schoß lag ein derart winziges Bündel, daß es kaum die große Aufregung rechtfertigte, die es in den Hastur-Gemächern auf der Comyn-Burg verursacht hatte: ein Kleinkind, das im Schlaf zufrieden vor sich hin sabberte. Leonie sprach mit gedämpfter Stimme: »Ich heiße dich willkommen, mein Bruder. Darf ich raten, was dich hierher führt?«
    »Ich glaube kaum, daß es da viel zu raten gibt. Selbst ohne die Hilfe deines Larans wirst du wissen, warum ich gekommen bin. Die Frauen im Gefolge unserer Mutter schwirren wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm umher und zerreißen sich die Mäuler über den Skandal in Arilinn. Bitte sag mir, daß das alles nicht wahr ist.«
    »Wie kann ich dir sagen, was wahr oder unwahr ist, bevor ich nicht weiß, was du gehört hast?«
    »Ich habe gehört, daß Leonie von Arilinn persönlich ein neugeborenes Mädchen unter ihre Fittiche genommen hat und beabsichtigt, dieses als ihr eigenes Pflegekind großzuziehen, und das ausgerechnet hier innerhalb der Mauern des Turms von Arilinn. Über die Abstammung dieses Kindes habe ich die wildesten Gerüchte gehört, eines fantastischer als das andere, und die meisten davon skandalumwittert.«
    Leonies Antwort fiel recht hochmütig aus. »Das Gerede müßiger Comynara und das Gegackere

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