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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geradeaus nach Norden auf Mount Kimbi zu. Der Berg türmte sich jetzt direkt vor ihnen auf, und die einförmige rosa Masse, die sie am Vortag gesehen hatten, löste sich nun in gezackte Kämme, einzelne Felsformationen und Eisfelder auf. Es war klar, daß sie Gut Castamir vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichen würden. Und ebenso klar war, daß Lerrys ein schützendes Dach und ein wärmendes Bett brauchte. »Weiß jemand, was sich auf der Nordroute befindet?« fragte Melitta.
    Lerrys blinzelte und schielte nach Norden, so als ob er durch die Bäume etwas erkennen könne. Hinter ihm meldete sich Rafael zu Wort. »Ein paar kleine Dörfer und Farmen.«
    »Und weiter weg auch ein oder zwei Güter«, fügte Lerrys hinzu. »Ich kann mich daran erinnern, mit Eurem Vater Ysabets neue Verwandtschaft besucht zu haben. Aber wie lange wir damals unterwegs waren, weiß ich nicht mehr genau.«
    Melittas Nackenmuskeln verspannten sich erneut. Sie glaubte, entfernt ein Kind lachen zu hören, und wandte sich in Richtung des Geräuschs um.
    »Was ist los?« wollte Rafael wissen.
    »Ich habe jemanden gehört.«
    »Wo?«
    Sie wies auf den nordwärts führenden Pfad. Sie fühlte eine unerklärliche Anziehung aus dieser Richtung; es war fast so, als ob ein riesiges Fischernetz ausgeworfen worden war, das die Vier mitsamt ihren Tieren umgab und jetzt Stück für Stück eingeholt wurde. Das Kind lachte und brabbelte in seiner Kindersprache. »Hört ihr es denn nicht?« Die Männer schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht ist es nur der Wind in den Bäumen«, vermutete Stefan, »oder herabfallender Schnee.«
    Aber Melitta war sich ganz sicher, das Lachen eines Kindes gehört zu haben. Leide ich jetzt an der Schwellenkrankheit? Und das in meinem Alter? Oder ist da draußen wirklich jemand?
    »Also, was meint ihr?« fragte sie und rieb sich dabei den Nacken. Sie wünschte sich, sie säßen längst bei Ysabet am wärmenden Feuer und tränken heißen Jaco.
    »Wenn Ihr ein Kind gehört habt, befindet sich vielleicht ganz in der Nähe ein Dorf oder ein Haus«, schlug Rafael vor. Melitta sah Lerrys schmerzverzerrtes Gesicht, und daher willigte sie ein, den nördlichen Weg zu probieren.
    Eine Stunde lang ritten sie nach Norden. Nichts tat sich. Es folgte eine weitere Stunde. Noch immer nichts. Melittas Kopfschmerzen kehrten zurück und wurden bei jedem Schritt schlimmer. Das Geplapper und Lachen des Kindes drängte sich immer wieder in Melittas Bewußtsein. An jeder Wegbiegung glaubte sie, dahinter müsse sie das Kind sehen. Aber jedesmal lag der Weg leer vor ihnen. Und noch immer zog es sie weiter nach Norden.
    Sie hatten einen längeren, steilen Anstieg hinter sich gebracht; Melitta kam gerade auf eine Waldwiese, während die Männer schon die Bäume am anderen Ende der Lichtung erreichten. Sie richteten sich im Sattel auf und schienen darauf zu warten, daß Melitta zu ihnen aufschloß. Lerrys hatte sein rechtes Bein über das Sattelhorn geschwungen, um sich so, wie Melitta vermutete, etwas Erleichterung zu verschaffen. Stefan versuchte offenbar irgendwelche übermütigen Reiterkapriolen; er ließ seine Stute sich aufbäumen und ausschlagen. Kindereien, bei denen sich Roß und Reiter verletzen konnten! Melitta trieb ihr Pferd an, um dem Einhalt zu gebieten. Wie konnte er sich selber nur so in Gefahr bringen! Aber warte nur, bis ich dich …
    Plötzlich verlagerte sich die Kraft, die sie bislang ständig nach Norden gezogen hatte. Der abrupte Wechsel riß sie zur Seite und brachte ihren Braunen zu Fall. Beim ersten Ruck hatte Melitta geistesgegenwärtig die Füße aus den Steigbügeln genommen, so daß sie jetzt leicht abspringen konnte. Ihr Brauner rappelte sich wieder auf, schüttelte die Mähne und stieß mit dem Kopf gegen ihre Brust, sodaß Melitta das Gleichgewicht verlor. Dann galoppierte ihr Pferd auf und davon. Stefan rief aufgeregt und setzte dem entlaufenden Tier nach.
    »Hilf mir auf!« brüllte Melitta Rafael an, der zu ihr geritten war. Sie zog ihren Rock zurecht und streckte ihm die Hand entgegen. Und noch ehe er irgend etwas dagegen einwenden konnte fügte sie hinzu. »Ich werde bei euch bleiben, ob es euch paßt oder nicht. Notfalls reite ich sogar auf einem Chervine!« Rafael ergriff seufzend ihren Arm und half ihr, sich hinter ihm auf sein Pferd zu schwingen.
    Das Netz aus Energien, das sie seit zwei Tagen gefangen hielt, zog sie nun an das Ufer eines breiten Baches, der über moosbewachsene Felsblöcke hinabstürzte. Die

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