Das Wort des Hastur - 12
sicher wieder vorbeischauen.«
Mit den besten Wünschen für die Weiterreise verabschiedeten die beiden Erevan. Bei gutem Wetter und günstigem Wind würde er es bis zum Abend nach Armida schaffen. Behutsam schloß er die Tür hinter sich, als er das kleine Haus verließ.
Erevan kam gut voran, und er dankte den Göttern, daß sie ihm Rückenwind bescherten. Während sein Pferd sich den Weg im frisch gefallenen Schnee suchte, mußte er an das kommende Jahr denken. So viele neue Dinge würde es zu besprechen geben, so viele alte Pläne mußten geändert und neue geschmiedet werden. Er wußte noch nicht recht, ob er traurig oder froh darüber sein sollte. Eines stand jedoch für ihn fest – eine Heirat würde nicht stattfinden. Vermutlich würde er deshalb verachtet und angefeindet werden, aber es mußte nicht notwendigerweise bedeuten, daß er einsam bleiben würde. Vor ihm eröffnete sich ein neuer, ein anderer Weg.
Erevan war erleichtert, als endlich die Lichter von Armida auftauchten. Am nächsten Morgen würde man hier wie anderswo das Mittwinterfest mit dem Austausch der Geschenke beginnen. Und Darrel und Rafael hatten zwei ganz besondere Gaben füreinander. Erevan hätte die Übergabe nur zu gern miterlebt. Aber nein, dieser Augenblick gehörte den beiden ganz allein. In Gedanken wünschte er ihnen ein gesegnetes Fest und hoffte, daß sie mit dem, was dieses Fest ihnen bringen sollte, glücklich werden würden. Vielleicht war es den beiden gar nicht bewußt geworden, aber dafür erkannte es Erevan jetzt um so deutlicher: Rafael und Darrel hatten auch ihn zum Mittwinterfest reich beschenkt.
TONI BERRY
Die Rache des Falkners
»Bei sechs Kindern, über einem Dutzend Enkeln und einem Urenkel«, sagt Toni Berry, »kann wohl jeder nachvollziehen, daß ich kaum Zeit zum Schreiben hatte.« Wer wollte da widersprechen; ich selbst fand es schon mit drei Kindern schwierig genug. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, daß man für die Dinge, die man wirklich tun will, immer Zeit findet. Sonst hätte ich nicht über sechzig Bücher schreiben können.
Toni meint weiter, daß sie diese Geschichte für ihre Tochter Amanda geschrieben hat, die ihr Exemplar der Herrin der Falken immer bei sich trägt. (Nanu? Unter der Dusche dürfte das reichlich schwierig sein!) Amanda behauptet auch felsenfest, sie würde bei ihren Pferden Laran einsetzen, sodaß sie ihr überall hin folgen würden. Das glaube ich gern; ich habe selber so eine Tochter.
Stephen MacAran versuchte die Sorgen abzuschütteln, als er am Ende eines langen und ereignisreichen Tages das Schlafzimmer seiner einzigen Tochter betrat. »Hallo Lira«, begrüßte es sie mit einem Lächeln und ließ sich auf dem Stuhl neben ihrem Bett nieder.
Lira saß halb aufgerichtet gegen ihre Kissen gelehnt und hatte ihn schon lange erwartet. Ihre großen grünen Augen waren verweint. »Muß Kedric sterben, Vater«, schluchzte sie, »so wie Bryl? Ich … ich habe gesehen, wie sie ihn reintrugen. Das viele Blut, es war schrecklich. Und was wird aus unseren Verrin -Falken?«
Stephan nahm sie in die Arme und spendete ihr Trost. »Ganz ruhig, mein Kleines«, flüsterte er besänftigend, während er ihre bronzeroten Locken streichelte. »Kedric wird schon wieder gesund. Es war gar nicht so schlimm wie es erst aussah. Und mach dir mal um unsere Falken keine Sorgen, die werden wie immer prächtig gedeihen.«
Nach einigen weiteren beruhigenden Worten richtete er ihre Kissen und ließ sie unter die Decke schlüpfen.
»Na siehst du, so geht es doch schon besser. Und wie wäre es jetzt mit einer Gute-Nacht-Geschichte?«
Sie nickte und schenkte ihm ein schwaches Lächeln.
Fast jeden Abend brachte Stephan seine Tochter so zu Bett, deckte sie zu und erzählte ihr noch eine Geschichte. Obwohl sie bereits zehn war, war es eine so liebe Angewohnheit geworden, daß beide noch nicht darauf verzichten wollten.
Wie meistens wollte Romillira eine Geschichte über ihre Großtante und Namenspatronin Romilly MacAran hören. Romilly, die legendäre Falknerin König Carolins, war Romilliras bevorzugte Heldin.
Als Stephan die Geschichte, wie Romilly die Banshees bekämpfte, zu Ende erzählt hatte, stellte er fest, daß seine Tochter friedlich eingeschlafen war.
Er zog die Bettdecke über ihre Schultern und küßte sie zärtlich auf die Wange. Eine Zeit lang betrachtete er noch das schlafende Kind, dann schlich er sich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
Nachdem er die Türe leise
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