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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zugezogen hatte, begab sich der großgewachsene, stämmige Meister von Falconsward in sein eigenes Schlafgemach zu seiner Frau. Stephan war jetzt einunddreißig, aber seine sorgenvolle Miene ließen ihn älter erscheinen; er mußte an den toten Lehrling Bryl denken, als er die Halle durchquerte. Manchmal ist es eine schwere Last, der MacAran zu sein.
    Mallira, seine blonde und anmutige Frau, lächelte, als er den Raum betrat. »Komm, Geliebter, ohne dich ist es hier kalt und einsam.« Sie strich mit der Hand über das leere Bett an ihrer Seite.
    Stephan seufzte und fuhr sich mit seiner starken, schwieligen Hand durch das üppige, rostbraune Haar. Ach Malli, ich mache mir schwere Vorwürfe. Wie konnte ich sie nur so früh in die Berge schicken? Ich war blind für die Gefahren. Und jetzt ist Bryl tot. Es ist meine Schuld!
    Er übermittelte ihr diesen Gedanken mit Hilfe seiner telepathischen Fähigkeiten, mit seinem Laran, und Mallira antwortete ihm auf die gleiche Weise.
    Du darfst dich nicht so quälen, Liebster. Diese Lawine konntest du doch nicht voraussehen. Und nie würdest du einen deiner Leute unnötiger Gefahr aussetzen, weder bewußt noch aus einer Laune heraus.
    Ihr Rapport vertiefte sich noch, und Stephan ließ sich ganz von ihrer Wärme umfangen, als er in ihren Armen Trost suchte.
     
    Viel später, Mallira schlief bereits fest, durchlebte Stephan noch einmal die Schrecken dieses Tages. Besonders schmerzvoll war die Erinnerung an den Moment, als sie Bryls zerschmetterten Körper fanden: Der junge, vielversprechende Lehrling des Falkners lag eingekeilt in eine enge Spalte, in die ihn die Wucht der Schneemassen geschleudert hatte. Kedric hatte mehr Glück gehabt. Lediglich sein Beine waren unter einem umstürzenden Baum begraben und verletzt worden.
    Ein Habicht war beständig über dem verunglückten Falkner gekreist und hatte dadurch den Suchtrupp bereits einen Tag nach der Lawine zu dem Verletzten geführt. Die Leronis, die vom Turm herbeigeeilt war, untersuchte Kedric mit ihren telepathischen Kräften und versicherte Stephan, daß er nicht viel mehr als ein leichtes Hinken zurückbehalten werde. Die größte Gefahr hätte für ihn darin bestanden, längere Zeit der Kälte ausgesetzt zu sein, aber man hatte ihn nach nur einer Nacht retten können, und derSchnee, der ihn zunächst in diese Situation brachte, hatte sich als wärmende Schutzschicht erwiesen.
    Dafür würde Stephan ewig dankbar sein. Aber es konnte noch viele Wochen dauern, bis Kedric endgültig genesen war, und die Vögel brauchten tägliche Pflege.
    Deshalb hatte Stephan, sobald Bryl in allen Ehren bestattet war, einen Boten nach Scathfell gesandt. Jetzt wartete er ungeduldig auf die Antwort seines Cousins Lord Scathfell; hoffentlich war er in der Lage auszuhelfen. Sein Falkner war allgemein als ausgezeichneter Lehrmeister bekannt, und Vardome, der Falkner-Lehrling, hatte seinen rasch wachsenden Ruhm weitgehend ihm zu verdanken.
    Über diesen Vardome wurde in den Kilghard-Bergen viel geredet. Es hieß, er leiste hervorragende Arbeit bei der Ausbildung der wertvollen Verrin -Falken,die auf ganz Darkover bei der Jagd eingesetzt wurden. Stephan hoffte, diesen Mann leihweise zu verpflichten, bis sein eigener Falkenmeister die Arbeit wieder aufnehmen konnte. Burg Falconsward besaß einige der edelsten Verrin -Falken, und deren Pflege mußte sichergestellt sein.
     
    Romillira stahl sich zu den Vogelverschlägen davon. Sie konnte kaum abwarten, den neuen Falkner zu sehen, der erst vor wenigen Stunden angekommen war. Bei dem unangenehmen Geruch, der ihr aus dem Inneren des Falkenhauses entgegenschlug, rümpfte sie ihre mit Sommersprossen übersäte Nase. Eine Zeit lang schlich sie um den Eingang herum.
    Als sie schließlich hineinspähte, fuhr sie erschrocken zusammen – von dem großen, hageren Mann schien eine Aura des Bösen auszugehen.
    Endlich! Endlich bekomme ich meine Chance! Diese Gelegenheit zur Rache verdanke ich dem Schicksal. Kein anderer Falkenmeister kann mich jetzt daran hindern, diese Vögel zum Werkzeug meiner Rache zu machen.
    Plötzlich drehte sich der Falkenmeister um und bemerkte, wie Romillira ihn anstarrte. Mit seinen stechend grünen Augen erwiderte er den Blick. Ihr entsetzter Gesichtsausdruck verriet ihm, daß er unvorsichtigerweise seinen Gedanken allzu freien Lauf gelassen hatte. Ich Narr! schalt er sich selbst und verbarrikadierte seine Gedanken.
    Romillira zitterte am ganzen Leib und wich vor ihm zurück, schaute

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