Das Wunder Der Selbstliebe

wie im obigen Beispiel. Meistens schleicht sie sich eher unauffällig durch die Hintertür herein, und dir fällt auf, dass du immer ruhiger und gelassener wirst. Ein Mensch im Dauerstress erlebt wundervolle Entspannung und Erleichterung.
     



Wie sprichst du
mit dir selbst?
    Bei uns arbeiten häufig afrikanische Au-pair-Mädchen aus Nairobi. Das Wetter in Deutschland ist für sie sehr ungewöhnlich. Im Winter ist es ihnen natürlich zu kalt, aber im Sommer ist es ihnen – große Überraschung – zu warm. In Nairobi geht die Sonne später auf und früher unter als hier. Und wenn es dann mal eine Stunde am Tag an die 30 Grad Celsius hat, dann war das schon heiß. Wenn es bei uns richtig heiß wird, kann es auch mal sechs Stunden lang 35 Grad haben. Und an den richtig heißen Tagen bleibt es auch nachts schwül-heiß, wogegen die Nächte in Nairobi immer kühl sind. Die Mädels sind darüber bass erstaunt und stöhnen, schließlich hatten sie gedacht, Kenia sei das heiße Land, und nicht Deutschland.
    Einmal hatten wir ein kenianisches Au-pair-Mädchen, das hasste das deutsche Wetter, wie sie mir immer wieder versicherte. Es war ihr immer zu kalt, zu nass, zu heiß, irgendwas war stets schlecht. Eines schönen Tages jedoch war der Himmel blau bei lauen 20 Grad Celsius. Endlich, so dachte ich, wird ihr mal das Wetter gefallen. Und was war? An diesem Tag fand sie das Wetter langweilig.
    Da wurde mir klar, dass es nicht am Wetter lag. Ihre Art, das Wetter zu sehen, war nur ein Spiegel ihrer inneren Kommunikation mit sich selbst. Obwohl sie grundsätzlich ein sehr nettes, fröhliches Mädchen war und wir sie alle mochten, hatte sie Tage, an denen sie sich selbst nicht ausstehen konnte. Es hatte auch keinen Sinn, ihr irgendetwas Positives sagen zu wollen, sie fand alles an sich schlecht, war sicher, dass ihr Leben sinnlos ist, keiner sie liebt und so weiter. An solchen Tagen war sie natürlich gar nicht fröhlich.
Negative Selbstansprachen
    Um das „Wetter-Phänomen“ zu ergründen, habe ich eine Umfrage gestartet, um herauszufinden, wie die Menschen so mit sich selbst kommunizieren. Danach wurde mir klar, wie extrem unfreundlich wir alle mitunter mit uns selbst reden. Mag sein, dass diese Gewohnheit aus unserer Kindheit und Jugend stammt, als wir von anderen kritisiert wurden, sich Mitschüler über uns lustig machten (um sich selbst aufzuwerten und um ihr eigenes geringes Selbstwertgefühl zu vertuschen) und als die ganze Welt gegen uns zu sein schien. Ändern müssen wir diese Gewohnheiten allerdings jetzt.
    Meine Umfrage lautete so: „Wenn du negativ mit dir selbst sprichst, was sagst du dann beispielsweise zu dir, und wie häufig kommt es vor, dass du solche Dinge zu dir selbst sagst?“
    Die Antworten waren unter anderem folgende:
Ich Idiot.
Ich bin unfähig.
Ich bin ein emotionaler Krüppel (denken scheinbar viele).
Das schaffe ich nie.
Alle anderen schaffen es, aber ich bin zu blöd.
Das traue ich mir nicht zu.
Ich bin sicher, alle anderen sind besser als ich.
Ich bin nicht liebenswert.
Ich werde ewig allein sein, weil ich anders bin als alle anderen (guter Witz, denn das denken extrem viele von sich – und suchen immer die Nähe von Menschen, die möglichst schlecht zu ihnen passen, damit sie ihren Glaubenssatz aufrechterhalten können und bald wieder allein sind).
Ich blöde Kuh hab schon wieder etwas falsch gemacht. Das werde ich nie lernen!
Ich sage „ja“, auch wenn ich „nein“ meine, weil ich so feige bin.
Ich schäme mich, weil ich mich so schwer entscheiden kann. Andere können das doch auch!
Ich vertraue mir selbst nicht.
    Auf die Frage nach der Häufigkeit solcher Selbstansprachen kam die Antwort: „Naja, da sind schon jeden Tag mehrere Kommentare von der Sorte dabei.“ So etwas nennt man negative Selbsthypnose. Jeder Gedanke erzeugt natürlich wieder ein Gefühl, das den Gedanken zu bestätigen scheint und so geht das dann immer weiter in unguten Wiederholungs- und Verstärkungsschleifen. Aber wenn man mal mit guten Freunden über die „geheime innere Kommunikation“ spricht, merkt man schnell, dass alle ähnliche Sätze auf Lager haben. Das hat nichts mit Objektivität zu tun, sondern mit Ängsten und Denkgewohnheiten. Und die ändern wir jetzt, und zwar gleich.
    Übung Mach dir eine Liste, wie du sein möchtest. Notiere Eigenschaften und Fähigkeiten, die du haben möchtest.
    Hier einige Beispiele:
Ich möchte mir selbst vertrauen.
Ich möchte an meine Kraft glauben.
Ich möchte mich