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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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wollte. Während sie über den Parkplatz zu ihrem Jeep ging, war ihr, als würde sie ein paar silberne Luftschlangen in den Nachthimmel schweben sehen.
    Doch als sie blinzelte, waren sie verschwunden.

NEUN
    Wurzelsysteme
    D er große schwarze Mercedes vor ihrem Haus war kaum zu übersehen.
    Willa parkte dahinter und stieg aus. Colin saß auf der quietschenden Schaukel auf ihrer Veranda. Die Bäume filterten das Mondlicht, sodass die Luft wie milchiges Glas aussah. Ihre Großmutter pflegte zu sagen, dass Veränderungen bevorstanden, wenn die Luft um einen herum sich weiß färbte. Das gab ihr zu denken, als sie Colin betrachtete, der langsam auf und ab schaukelte, die Hand über die Lehne der Schaukel gelegt. Er gehörte zu den Männern, bei denen sich Erschöpfung im Blick zeigt. Sie wirken dann schläfrig, aber auch sehr sexy. So wie er aussah, war er ziemlich erschöpft.
    Und natürlich saß er dann auf ihrer Veranda.
    Wollte er etwa wieder hier schlafen? Was war das nur mit ihrer Couch und den Osgoods? Sie selbst hatte noch nie darauf gelegen.
    »Du wohnst in einem netten Viertel«, bemerkte Colin, als sie auf die Veranda trat. Er hatte sie auf ihrem Weg hierher beobachtet. Hatte vielleicht auch er die merkwürdige Spannung in der Luft gespürt? »Es ist alt und ruhig.«
    »Aber meine Nachbarn wissen Bruce Springsteen nicht zu schätzen.«
    »Das ist schade.«
    Willa bückte sich vor ihrer Haustür, die Schlüssel in der Hand. »Was machst du hier?«
    Er stand auf. Sein Knie knackste. »Die Polizei hat den Fundort des Skeletts beim Madam endlich freigegeben. Morgen kann der neue Baum eingepflanzt werden. Ich wollte mich nur vergewissern, dass du kommst.«
    Sie erinnerte sich daran, dass er sie gefragt hatte, ob sie an diesem Ereignis teilnehmen wolle. Warum er so erpicht darauf war, konnte sie immer noch nicht begreifen. »Was ist denn so toll daran?«
    Er schüttelte den Kopf und kam näher. »Ich werde das Naturkind, das in dir steckt, herauslocken, egal, was es mich kostet.«
    Sie schloss die Haustür auf. »Du weißt anscheinend sehr genau, wie ich mein Leben zu führen habe.«
    »Oh, ich kann sehr überzeugend sein«, sagte er. Seine Stimme klang, als würde er nur wenige Zentimeter hinter ihr stehen.
    »Das mag schon sein, aber das Naturkind kannst du von deiner Liste streichen. Das haben schon andere vor dir versucht«, entgegnete sie, öffnete die Tür und betrat das Haus, statt sich umzudrehen und ihn anzuschauen in dieser merkwürdig weißen Luft. Sie schaltete das Licht im Wohnzimmer an.
    »Ach so? Wer denn?«, fragte er und folgte ihr.
    Sie stellte die Tasche mit den ausgedruckten Bulletins aus der Bücherei auf den Couchtisch. »Meine Freundin Rachel zum Beispiel. Sie machte eine Wanderung durch die Appalachen, und dann ist sie hier hängen geblieben. Sie hat mehrmals versucht, mich dazu zu bringen, naturverbundener zu werden. Ich kann es einfach nicht.«
    »Nun, das werden wir schon sehen«, erwiderte er, als könnte es in dieser Frage einen Kompromiss geben. Er musterte die Schachteln im Zimmer. »Was ist denn da drin? Ziehst du um?«
    »Nein. Ich habe die Sachen meiner Großmutter vom Dachboden geholt.« Sie ging in die Küche. »Ich habe seit heute Mittag nichts mehr gegessen und werde mir jetzt ein Sandwich machen. Möchtest du auch eines?«
    »Nein, danke«, erwiderte er und kam zu ihr in die Küche. »Ich habe schon gegessen. Das gemeinsame Abendessen ist in Hickory Cottage nach wie vor Pflicht. Ich weiß nicht, wie Paxton das aushält.«
    Seinem Tonfall entnahm sie, dass das Abendessen im Kreis der Familie für ihn eine ziemliche Anstrengung bedeutete. Willa hingegen fand die Vorstellung ganz nett. »Was ist denn daran so schlimm?«
    »Vielleicht gar nichts. Vielleicht ist es nur der Rest einer alten Abneigung«, erwiderte er matt. Er zog einen Stuhl unter dem Küchentisch hervor und setzte sich. Sein Blick fiel auf das Foto, das an der Schüssel mit den Pfirsichen lehnte. Er nahm es in die Hand. Sie hatte es dort stehen lassen, weil sie eine gewisse Scheu davor hatte, es zu berühren. Es war fast, als wollte sie warten, ob es sich noch einmal von selbst bewegte. »Das ist ein nettes Foto von deinem Dad.«
    »Stimmt«, pflichtete sie ihm bei, ohne das Foto eines Blicks zu würdigen. Sie öffnete die Kühlschranktür.
    »Weißt du, er war sehr stolz auf dich.«
    Sie glaubte, dass er einfach nur etwas Nettes sagen wollte. Woher wollte er denn wissen, was ihr Vater für sie empfunden hatte?

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