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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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nicht in Ruhe.‹ Wir aber hassten sie dafür, weil wir ihn für uns haben wollten. Nach ein paar Monaten fing Georgie an, uns aus dem Weg zu gehen. Sie kam auch nicht mehr zu unseren Partys. Wir dachten, sie wollte uns damit zu verstehen geben, dass wir nicht mehr gut genug für sie seien. Aber sie tat es deshalb, weil sie verängstigt war und sich schämte. Und als wir ihr den Rücken zukehrten, hatte sie niemanden mehr.«
    »Warum war sie denn verängstigt? Und wofür schämte sie sich?«, fragte Willa.
    »Dort oben lief keine Liebesgeschichte ab«, sagte Agatha grimmig. »Tucker hat sie vergewaltigt. Das war einer der Gründe, warum er unbedingt dort einziehen wollte. Um an sie ranzukommen.«
    Den zwei jungen Frauen verschlug es die Sprache. Der Wagen mit dem Essen kam immer näher.
    »Als sie endlich den Mut fasste, mir zu gestehen, dass sie schwanger war, konnte ich es mir kaum verzeihen, dass ich sie im Stich gelassen hatte. Sie war meine beste Freundin und hatte so oft versucht, mir zu sagen, was dort oben abging. Aber ich habe mich von meiner Eifersucht blenden lassen. Ich hätte dafür sorgen können, dass es aufhörte.«
    »Und dann hast du ihn umgebracht, weil er Georgie geschwängert hat«, sagte Paxton.
    »Nein. Ich habe ihn umgebracht, weil er nicht damit aufhörte. Er hat sie terrorisiert. Ich habe ihm eine Bratpfanne über den Schädel gezogen.«
    »Die Bratpfanne, mit der er begraben wurde«, vermutete Willa.
    »Ja.«
    »Hat das denn keiner gewusst?«, fragte Paxton. »Hast du ihn ganz allein unter dem Pfirsichbaum begraben?«
    »Georgie wusste es. Wir haben ihn gemeinsam begraben. Und damals stand da noch kein Pfirsichbaum. Der ist erst später gewachsen.« Es klopfte an der Tür. »Er hat immer behauptet, in seinen Adern fließe Pfirsichsaft.«
    »Hier kommt Ihr Abendessen, Mrs Osgood«, verkündete die Pflegerin.
    »Und jetzt geht«, befahl Agatha. »Ich möchte essen.«
    »Aber …«, sagte Paxton.
    »Wenn ihr mehr erfahren wollt, kommt ein andermal wieder. Diese Geschichte existiert jetzt seit fünfundsiebzig Jahren. Sie verschwindet nicht von heute auf morgen.«
    Agatha lauschte den Schritten, die sich von ihr entfernten. Es gefiel ihr, dass die beiden sich gefunden hatten. Es verlieh ihr Hoffnung.
    »Unterschätze uns nicht. Das hast du schon einmal getan, und du weißt ja, wohin dich das geführt hat«, sagte sie zu Tucker.
    »Was haben Sie gesagt, Mrs Osgood?«, fragte die Pflegerin, als sie den Tisch mit dem Tablett vor die alte Frau rollte.
    »Nichts. Lassen Sie mich in Ruhe essen«, fauchte Agatha. Dann fügte sie streng hinzu: »Sie beide.«

ELF
    Der Liebestrank
    E uropäische Tanzgruppen, afrikanische A-cappella-Chöre, chinesische Glockenläuter – im Grunde spielte die Art der Darbietung keine Rolle. Jedes Jahr lud der Damenklub eine obskure internationale Gruppe zu einer Tour quer durch die Vereinigten Staaten ein. Dafür gab die jeweilige Gruppe dann für den Klub immer eine Sondervorstellung, die eines ihrer Mitglieder ausrichtete. Normalerweise war dies das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Sommers. Nur in dieser Saison war es anders, denn alle redeten über die Gala – sehr zur Empörung von Moira Kinley, der diesjährigen Gastgeberin.
    Bis zum Fest war es nur noch knapp eine Woche. Moira wusste, was sie erwartete. Aber sie war schlau, gewitzt und vor allem eine Südstaatlerin. Sie legte das Konzert in die Mittagszeit statt auf den Abend. Das bedeutete schon mal eine komplett andere Kleiderordnung. Und sie schaffte es, Claire Waverley als Köchin zu engagieren. Alle rissen sich um diese Frau aus dem nahe gelegenen Collegestädtchen Bascom. Claires Gerichten wohnte ein wahrer Zauber inne. Wer einmal in den Genuss gekommen war, erinnerte sich noch jahrelang mit Begeisterung daran. Alles, was man danach zu sich nahm, wurde damit verglichen. Niemand wollte dieses Ereignis versäumen, auch Paxton nicht, obwohl sie normalerweise auf Partys nichts aß und nicht einmal einen Begleiter hatte.
    »Sieh zu, dass du Claire Waverley kennenlernst«, riet Paxtons Mutter, als sie ihrer Tochter zum Eingang folgte.
    »Das werde ich«, sagte Paxton und sah auf die Uhr. Die vergangene Nacht war sehr aufreibend gewesen. Sie hätte gern noch Willa angerufen, um zu hören, wie es ihr an diesem Morgen ging. Aber jetzt lief ihr die Zeit davon. Sie hatten jedoch vereinbart, sich am morgigen Sonntag wieder im Altenheim zu treffen.
    »Mach einen guten Eindruck«, sagte Sophia.
    »Ich tue mein

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