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Das Wunder von Bajkonur

Das Wunder von Bajkonur

Titel: Das Wunder von Bajkonur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erwartungsvoll in einem halbdunklen Zimmer, das mit dunkelrotem Samt ausgeschlagen war und fühlte ein wonniges Beben im ganzen Körper, wenn Jefim Jefimowitsch in einer Art langem Kaftan auf einen zutrat, einem tief in die Augen schaute und mit dunkler, warmer Stimme sagte: »Brüderchen – oder Schwesterchen –, was hast du mit deinen Säften getan?«
    Wer kann auf solch eine Frage eine Antwort geben? Was für Säfte? Da denkt jeder individuell.
    Dann folgte die Augendiagnose, das Ausleuchten der Iris. Man mußte in einen gläsernen Trichter hauchen, der sich erschreckend rot färbte, was Bisti mit einem furchterregenden unverständlichen Murmeln begleitete. Schließlich saß man auf einem Spezialstuhl, der große Ähnlichkeit mit dem elektrischen Stuhl der amerikanischen Justiz hatte; man wurde sogar festgeschnallt und dann ein paarmal um die eigene Achse gewirbelt.
    »Das ist die zentrifugale Säftespaltung«, erklärte Bisti mit gedämpfter Stimme. »Jetzt wird der Körper nicht mehr lügen können. Jetzt sieht man alles!«
    Ich verbürge mich dafür: Bisti hatte großen Erfolg! Das Medikament, das er verschrieb, fesselte zwar die Patienten drei Tage ans Haus … zwei Tage saßen sie auf dem Lokus, einen Tag brauchten sie, um sich davon zu erholen … aber das Endergebnis war grandios: Die Galle blieb friedlich. So etwas sprach sich natürlich schnell herum.
    Dr. Slobin nannte Bisti grob den ›Scheißer‹. Für die Leute in Bajkonur war er der Wunderheiler.
    »Was will der Kerl hier?« fragte Dr. Slobin jetzt. Als Butejew den Namen Bisti nannte, hatte er im ersten Augenblick nicht im entferntesten vermutet, daß es dieser Bisti sein könnte; es gab mehrere Leute des gleichen Namens. »Will er mit seinem Rizinus etwa auch die Feuerkugel zum Furzen bringen?«
    »Wir werden sehen.« Butejew seufzte laut. »In diesem besonderen Fall sollte man jede Meinung erst einmal zur Kenntnis nehmen.«
    Jefim Jefimowitsch war ein höflicher Mensch. Er begrüßte Butejew kommunistisch korrekt mit erhobener Faust, warf einen Blick auf Dr. Slobin, der an ihm vorbeisah als sei er ein Bock und wackelte dann mit der Nase: »Hier soll, so rief man mich an, ein Wunder geschehen sein?«
    »Nein!« bellte Butejew heiser.
    »Eine feurige Kugel schwebte hier herum … stimmt das?«
    »Ja.«
    »Man kann das erklären?«
    »Nein!«
    »Was hindert uns daran, an ein Wunder zu glauben?«
    »Weil es keine Wunder gibt …«
    »Genosse Butejew, lassen Sie mich einen Fall vortragen: Da kommt eine Frau zu mir, die hat eine laufende Nase. Ha, es rinnt aus ihren Nasenlöchern heraus wie aus einer doppelten Quelle. Ist nicht zu stoppen. Woher, fragt man sich, kommt all dieser Rotz … es ist unheimlich! Und keiner kann ihr helfen. Liegt da, die arme Frau, unter der Nase dicke Binden, in die alles hineinläuft. Tag und Nacht. Ganz schwach ist sie schon. Was sagt der Arzt? Den Wasserverlust muß man ausgleichen, sonst stirbt sie.«
    »Das weiß jedes Kamel, wenn es sich volltrinkt!« knurrte Dr. Slobin, denn er war dieser Arzt gewesen.
    »Die Frau also trinkt«, fuhr Bisti ungerührt fort, »trinkt Fässer leer. Und was sie in den Mund hineinschüttet, läuft oben aus der Nase wieder heraus. Zum Verzweifeln, liebe Genossen! Dem Wahnsinn war sie nahe, die gute Frau. Da komme ich, kneife mit Daumen und Zeigefinger meiner linken Hand – es mußte die linke sein, dem Herzen nahe – ihre Nasenlöcher zusammen, zähle bis zwanzig, berichte von Moses, vor dem sich sogar das Rote Meer teilte, lasse die Nase dann los und sage: ›Die Quelle ist versiegt.‹ – Und was geschieht? Die Nase läuft nicht mehr. Bis heute nicht. Das Frauchen ist gesund und hat sogar noch ein Kind bekommen. – Ist das nicht ein Wunder?«
    »Das war ein Zufallstreffer der Akupressur!« schnaubte Dr. Slobin wütend. »Solche Spontanheilungen gibt es. Davon leben die Wallfahrtsorte der Christen.« Jetzt sah er Bisti doch an. »Was wollen Sie hier, Jefim Jefimowitsch?!«
    »Wo Wunder so sichtbar werden wie hier im Hause von Rachim Victorowitsch, muß auch ein Ort der Heilungen sein. Ich muß durch das Haus gehen, dann spüre ich die geheimnisvollen kosmischen Strahlungen. Genosse Butejew, ich bin ein Medium zu anderen Welten.«
    Dr. Slobin hustete provokant und drehte Bisti den Rücken zu. Butejew nickte schwer: »Ich kann Sie nicht aufhalten, Jefim Jefimowitsch. Suchen Sie Ihre verdammten kosmischen Strahlen. Aber ein Wunder verbiete ich – ist das klar?«
    »Völlig klar,

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