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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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Kreislauf Schwankungen hat er bisher nie was festgestellt. Irgendwann kommen sie dann raus und erzählen, was die Erscheinung gesagt hat. Jedenfalls beim letzten Mal. Diesmal könnte es schon sein, dass sie ein paar Hemmungen haben. Die vielen Leute …«
    »Na ja, eben hat sie das ja auch nicht gestört«, wandte Ruben ein.
    »Wenn sie diese Erscheinungen haben, sind sie auch wie umgewandelt«, behauptete Berit. »Besonders Sophie ist sonst eher schüchtern. Aber wie gesagt, ich kann da keine Voraussagen machen. Wir müssen abwarten.«
    »Und wie sieht es mit einem Interview aus? In einer Stunde oder so?«
    Berit schüttelte den Kopf. »Also heute ganz bestimmt nicht. Die Mädchen sind erschöpft, wenn sie das hinter sich haben. Und auch sonst … also bisher haben die Eltern noch nie einem Gespräch mit der Presse zugestimmt. Die Familien sehen das hier nicht gern – na ja, wundert einen nicht, wenn ich eine Tochter hätte, wäre mir das auch nicht recht. Aber die Kinder bestehen darauf, herzukommen.«
    »Die Lupe ist nicht irgendeine Zeitung«, versuchte Ruben es noch einmal.
    Berit nickte. »Ich kenne die Lupe. Deshalb habe ich auch nicht von vornherein nein gesagt. Aber Sie müssen verstehen …«
    »Wenn es denn schon mit den Mädchen nichts wird – wie wäre es mit Ihnen?«, versuchte Ruben einen weiteren Vorstoß in Richtung Verbindung des Angenehmen mit dem Nützlichen. »Können wir uns nicht nachher irgendwo treffen?«
    »Herr, äh, Lennart, wir können gern eine Verabredung treffen, aber heute ist es nicht möglich. Sie sehen doch, was hier los ist, und meine Kollegin und ich sind auch noch nicht sonderlich gut eingearbeitet. Wir haben den Job heute erst angetreten– gleich voll ins kalte Wasser gesprungen, sozusagen. Bis jetzt haben wir nicht mal ein Büro. Wie wär’s, Sie geben mir Ihre Karte, und ich rufe Sie an. Im Laufe der nächsten Woche.«
    Ruben nestelte eine Visitenkarte hervor. Seltsames Geschäftsgebaren. Aber wenn die Frau wirklich gerade erst angefangen hatte … Wozu brauchte ein Kaff wie dieses überhaupt eine Medienberaterin? Oder gleich zwei? Natürlich mochte der Hype um diese Marienerscheinung der Stadtverwaltung auf die Nerven gehen. Aber gleich zwei Vollzeitstellen für das Management? Ruben beschloss, hier noch einmal gezielt nachzufragen, wenn er diese Frau Mohn erst mal in Ruhe vor sich hatte. »Versprochen?«, fragte er, als er Berit seine Karte hinhielt.
    Berit nahm sie ihm graziös aus der Hand und lachte dabei fast verführerisch. »Ganz sicher. Sobald mir hier ein Telefon zur Verfügung gestellt wird.«
    Inzwischen kam wieder Bewegung in die Menge der Pilger. Claudia trat aus dem Erste-Hilfe-Wagen, hinter ihr folgte Sophie, die sichtlich nervös schien.
    »Also, die Dame hat gesagt, sie würde blutige Tränen weinen um diese Welt und dass Tage voller Hass und Leid vor uns lägen, wenn wir nicht endlich beten. Ich hab ihr gesagt, wir machten ja schon, aber sie meint, da müssten auch noch ein paar andere mitziehen …«
    »Sie sagte, wir könnten nicht die Sünden der anderen auf uns nehmen«, modifizierte Sophie.
    »Tja, und dann hab ich sie gefragt, warum sie das nicht allen sagt. Uns glaubt noch nicht einmal jeder, es käme doch irgendwie viel besser an, wenn sie sich mal richtig outet – äh, wenn sie sich mal mehreren Leuten zeigt. Aber sie meinte, die Menschen sollten glauben, nicht sehen, sie könnte immer nur kleine Lichter entzünden, daraus müsste der Funke des Glaubens entstehen, oder so ähnlich. Ich hab sie dann noch gebeten,gerade mal ein paar Rosenkränze zu segnen, und sie meinte –«
    »Sie sagte, wir wären alle gesegnet!«, sagte Sophie mit süßer Stimme und hob dabei in einer hilflos segnenden Geste die Arme.
    Das Publikum war verzaubert.
    »Sehn Sie, da hat es doch was gebracht, dass ich einen gekauft hab!«, meinte Elfi, die mit Annika wieder neben Ruben stand, befriedigt und packte ihren Rosenkranz sorgfältig in seine Plastikhülle. »Oh, das war schön, nicht? Sollen wir uns jetzt noch wegen Wasser anstellen, oder gehen wir einen Kaffee trinken?«
    »Ich bin für Kaffee«, meinte Annika. Sie hatte bereits mehrere Rundblicke über die Lichtung riskiert und dabei unzweifelhaft festgestellt, dass hier die einzigen Männer über zwanzig und unter sechzig Polizisten oder Mitglieder des medizinischen Hilfspersonals waren. Dabei hatten weder die einen noch die anderen einen Blick für die junge Frau. Sie waren sämtlich mehr als beschäftigt.
    »Dann

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