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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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würde sich nach dreyen viertel Jahren mit Händen und Füssen öffnen / was wir damahl vor Confect bestellt: und bat mich mit weinenden Augen / ich wolte ihr mit getreuem Rath beystehen / damit weder ich noch sie zu schanden würden: Jch antwortet ihr / wir hätten auff den Fritzen hin gehandelt / wann sie ihn nun zum Vatter haben wolte / so wäre der Sach bald geholffen / wie ich dann auch weder ihr noch mir einen andern Rath zu geben wüste / und also beredet ich sie gar leicht / daß sie in meinen Vorschlag verwilligt / und besagtem Fritzen seinen hitzigen Begierden nach in das Garn lauffen lassen: und solches zu solchem Ende / je ehender je besser aufspannen wolte: allein war sie mit dieser Sorg gar hoch bekümmert / er mochte vielleicht mercken / daß ihm der Raumen allbereit abgehoben wäre: aber sie liesse sich gleich mit des Apotheckers Geschicklichkeit trösten / welcher sie auff mein Begehren / da sie die Occasion angehen / und dem Fritzen bestehen wolte / dermassen ins Feld auß mondir te / daß der gute Tropff keinen Vorfechter schmäcken konte / und solte er gleich den Geruch eines Adlers gehabt haben.
    Derselbe gieng damahl herumb / und ließ alle Merckzeichen eines Verliebten von sich scheinen / so daß ihn die Beschliesserin gar leicht nur mit einem Wunck lencken und hinbringen konte wohin sie wolte / kurtz gesagt / sie bestimbte ihm eine Nacht / in welcher sie sich mit ihm zu paren versprach / mir aber verschwieg sie es auch nicht / darmit sie auch ehrliche Leut bey der Hochzeit hätten.
    Wie nun dieselbe Nacht vorhanden / tranck ich mir einen halben Rausch an / damit mein Fritz desto kühner angehen solte / wann er gedächte / ich lege jetzt im Wein biß über die Ohren begraben / aber ich verschlieff darumb die rechte Zeit nicht / sondern als Mitternacht vorhanden / gehub ich mich gar übel im Bett / bey nahe wie es mein Doctor , oder vielmehr ich selbst in seinem Namen gemacht / und weckte damit mein Weib auß dem Schlaff / deren ich klagte / daß mich die Natur auf das Secret zu gehen trünge: Dieweil dann nun ein Gemürmel unter meinem Hauß-Gesind entstanden / ob hätten sie nun bey einer kurtzen Zeit hero ein Gespeuck im Hauß vermerckt (nicht weiß ich haben sie mich gehört / wann ich so unsichtbar herumb vagir te / oder dem Fritzen / wann er seiner Bulschaft nachgeschlichen) als bat ich mein Weib / sie wolte doch mit mir gehen / damit ich mich nicht förchtete / sie war dessen gar willig / in dem sie vielleicht sorgte / ich möchte ihr sonst ins Bett legen; sie zündet ihren Waxstock beym Nacht-Liecht an / und wir beyde warffen unsere Schlaff-Beltz umb uns / die man anzuthun pflegt / wann man entweder kranck ist / oder doch sonst nicht lang auß dem Bett bleiben will / und also wanderten wir miteinander der Heimlichkeit zu durch einen langen Gang / auff welchem wir bey deß Fritzen Schlaff-Kammer vorüber gehen musten; Da fanden wir die Thür Angelweit offen stehen / und sein Bett noch gantz und unzerbrochen: Potz Fickrament / sagte ich / jetzt sehet Frau / was vor ein Geist in unserm Hauß gehet! das ist schön gehauset: ich schätze / wann wirs beym Liecht besehen / so werden wir befinden / daß wir entweder durch Abtragung an unserer Nahrung Schaden leiden / oder eine von unsern Mägden wird wie der Mon zunehmen: ich will einmal wissen / wo heint mein Fritz steckt: Nam darauff meinen Haupt-Schlüssel / und öffnete damit der andern beyden Gaden-Diener Schlaffkammer / die fand ich an ihrem gebührenden Ort / hernach liesse ich mein Weib zweyer Mägd Kammern visitir en / allwo sie ebenmässig die Sach recht bestellt fand: also war ihrer Baasen der Beschliesserin Kammer noch übrig / deren Beschaffenheit ich kurtzumb auch sehen wolte / worüber mein Weib hertzlich erschrack / ohn Zweiffel darumb / daß sie von deß Fritzen Liebe gegen ihrer Baas Beschliesserin wuste / als dessen importuni tät sie ihr selbsten geklagt: hingegen aber in ihrer damahligen eygenen Angelegenheit und Liebs-Verwirrung nichts anders / als so beschaffene Hülff und Trost von ihr empfangen hatte / die sie / die Beschliesserin selbst vielmehr angefeuert / als dem Fritzen seine Nachstellungen verwehret; derowegen verzögerte sie deren Auffschliessung / und suchte Außflucht mit dem / daß sie sagte / ich werde nimmermehr glauben / daß meine Baas so leichtfertig seyn / und sich in etwas übersehen werde / das ihr an ihrer Ehr / und uns an unserer Nahrung nachtheilig seyn werde; Jch aber antwortet / Baas hin Baas her /

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