Das Yakuza-Mal
seine Hand nicht, mit der er sich eine Zigarette nahm. Osgood gab ihm Feuer.
»Ich kenne die Insel, die Sie meinen. Sie ist sehr felsig und kalt. Die Burg wurde vor Jahrhunderten von den Chinesen erbaut und beherrscht die Insel nach allen Seiten hin. Die Küste eignet sich nur an bestimmten Stellen zu einer Landung, und diese Stellen werden selbstverständlich bewacht sein.
Aber ich werde Ihnen und Ihrem Freund Mulvaney nicht dabei helfen, auf diese Insel zu kommen.«
Osgoods Puls schlug schneller.
»Ich werde Sie selbst dorthin bringen. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, unbemerkt in die Burg einzudringen, bevor die Geiseln umgebracht werden können, wie Tanaka gedroht hat. Diese Burg kann nur von Ninjas eingenommen werden.
Tsu-kiyama Koji besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten. Er wird seine Fertigkeiten auch den Männern beigebracht haben, die er um sich schart.
Es wird sehr schwierig werden, und viele werden sterben. Es wäre am besten, wenn Sie und Mulvaney hierbleiben würden, unter dem Schutz meiner Ninjas.«
»Ich muß dabeisein. Und für Mulvaney gilt das sicherlich auch. Er hat sich in Sergeant Oakwood verliebt.«
»Dann ist es um so törichter, ihn daran teilnehmen zu lassen. Seine Urteilskraft wird getrübt sein. Dann wird er selbst sein schlimmster Feind.«
»Das ist gut möglich, Tsukahira-san.«
»Wir brauchen mindestens vierundzwanzig Stunden für die Vorbereitungen. Boote und Waffen müssen bereitgestellt werden. Ich muß Sie warnen: Handfeuerwaffen werden kaum etwas nützen. Die Männer Tsukiyama Kojis, deren Bekanntschaft Sie gemacht haben, waren seine besten. Diese Männer werden sich keineswegs als Zielscheiben präsentieren. Es ist gut möglich, daß Sie sie gar nicht zu Gesicht bekommen, bevor es zu spät ist.
Sie und Mulvaney müssen sich reinigen.«
Osgood stutzte bei dieser letzten Bemerkung.
Erst als Tsukahira fortfuhr, merkte er, daß das durchaus prosaisch gemeint war. Er mußte lachen.
»Sie sind voller Staub und Dreck! Dann müssen Sie essen und schlafen. Dann müssen Sie sich mir anvertrauen, ich werde Ihnen die grundlegenden Dinge beibringen, so daß Sie am Leben bleiben und möglicherweise sogar Ihr Ziel erreichen. Ich kann Sie beide nicht zu Ninjas machen. Aber ich bringe Ihnen bei, wie man sich lautlos bewegt und wie man mit sämtlichen Sinnesorganen sieht. Ich bezweifle jedoch, daß das ausreichen wird. Ich kann Sie nicht ermutigen.«
»Ich verstehe, Tsukahira-san.« Osgood verbeugte sich gemessen.
Mulvaney warf das kleine Handtuch auf den Boden und stieg in den heißen Zuber. Osgood und der alte Mann namens Tsukahira hatten sich bereits niedergesetzt. Osgood hatte ihm erklärt, es sei eine große Ehre, mit diesem Mann gemeinsam zu baden. Mulvaney genoß es zwar hin und wieder, mit einer Frau zu baden, aber mit zwei Männern in die Wanne zu steigen, war doch recht weit von dem entfernt, was er als amüsant empfand. Das Wasser war siedendheiß. Mulvaney setzte sich schnell, sein Körper erschauerte. Er taxierte Tsukahira. Er mußte weit über achtzig sein, aber er wirkte körperlich so fit und durchtrainiert wie ein Fünfzigjähriger in guter körperlicher Verfassung.
»Mulvaney-san, ist das Wasser heiß?«
»Ja, ein bißchen schon, Sir.«
»Dann genießen Sie es. Denn die Insel, die wir besuchen wollen, und die See, durch die wir schwimmen müssen, ist kälter als alles, was Sie bisher erlebt haben. Wenn Sie keinen Herzschlag bekommen, werden Sie die Küste erreichen. Dort wird dann ein eisiger Wind an Ihrem Körper rütteln und die durchnäßten Kleider gefrieren lassen.
Deshalb müssen Sie schnell die Kleider wechseln.
Aber zuvor müssen Sie sich in der Brandung verbergen, bis die Wachtposten, die Tsukiyama Koji aufgestellt hat, getötet werden können. Dann schnell! Wir werden über den Strand stürmen, bis wir zu einer Stelle kommen, die von der Burg her nicht überblickt werden kann. Dort werden Sie sich splitternackt ausziehen und die trockenen Kleider anziehen, die Sie bei sich haben. Wenn Sie Glück haben, ist kein Wasser in den Sack eingedrungen, in den Sie die Kleider gepackt haben. Wenn Sie kein Glück haben, werden auch diese Kleider naß sein, und der eisige Wind wird Ihnen bis auf die Haut gehen. Dann müssen wir uns in Richtung der Felsen bewegen, auf denen in dieser Jahreszeit der Schnee kniehoch liegt. Wir müssen uns dann vorsichtig durch die Felsspalten bis zu den Außenmauern der Burg Vorarbeiten. Dort werden auf die Unvorsichtigen
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