Das Yakuza-Mal
hab gefragt, ob Sie Hilfe brauchen. Ich bin Polizist in Chicago. >Dein Freund und Helfer.< Wie kann ich Ihnen helfen?«
Mulvaney stand im Rinnstein im Schneematsch.
Seine Schuhe und Kleider waren vom Einsatz am Morgen immer noch naß. »Miss? Alles in Ordnung?«
Sie wandte ihm den Kopf wieder zu, und er sah ihre Augen. Hübsche blaue Augen, aber sehr stark geschminkte Lider. Sie sagte mit einer zittrigen Altstimme: »Hören Sie, Officer. Ich gehe zu einem Kostümfest. Normalerweise ziehe ich mich nicht so an, und ...«
Mulvaney zog den Schal weg. Die Lippen waren dunkelrot geschminkt, ein Schönheitsfleck klebte auf der linken Wange, und am Hals entdeckte er eine Stelle, wo sich die Maid nicht gründlich genug rasiert hatte.
Mulvaney stand da und schüttelte nur den Kopf.
»Ich lebe schon zu lange in dieser Stadt. Ich hab's doch geahnt...« Er drehte sich um und lief zum Wagen zurück. Fields wollte gerade aussteigen.
Mulvaney schnippte den Zigarettenstummel weg und warf die Tür zu.
»Was war los? Ist sie nicht auf dich angesprungen?« fragte Fields und ließ sich wieder in den Fahrersitz fallen. »Was? Ach so .... nein. Sie wartet auf den Bus. Sie wollte gar nicht über die Straße.«
»Tatsächlich? Aber genau das tut sie jetzt. Ich seh sie im Rückspiegel«, entgegnete Fields und fuhr bei Gelb über die Kreuzung.
»Hat wohl keine Lust gehabt, länger zu warten«, zischte Mulvaney durch die Zähne.
»Um was geht's denn nun bei diesem Spezialauftrag? Das hab ich dich schon mal gefragt.«
»Ich weiß nicht, Lew. Silvers witzelte darüber, daß der Auftrag gefährlich sei. Das heißt wahrscheinlich, daß er keine Ahnung hat, um was es geht. Der Auftrag kam von oben, und er war bloß der Laufbursche.«
»Soll ich auf dich warten?«
»Nein ... hör zu. Nach dem Treffen oder was auch immer das sein wird rufe ich mir ein Taxi oder einen Streifenwagen und fahre nach Hause. Ich werde mich bei einer Pizza und ein paar Drinks ausruhen und früh schlafen gehen. Wenn ich mich nicht richtig ausschlafe, bekomme ich eine Grippe.
Verminderte Abwehrkräfte, das kennst du doch auch.«
»Du brauchst eine Frau, Mann - und dieses Mal eine richtige -nimm's mir nicht übel.«
Ein Brummen und Rattern war zu hören, und Mulvaney wußte ohne aufzuschauen, daß sie die Brücke über den Chicago River überquerten. Er starrte auf seine Hände. Dann schloß er die Augen.
»Eins weiß ich genau, Kumpel - ich hab die Schnauze voll.«
»Wovon? Vom schlechten Wetter? Ich dachte, du magst die Kälte.«
»Nein - ich hab den Job satt.« Er öffnete die Augen und sah seinen Partner an. »Wer mit so was seine Brötchen verdient, muß ein Idiot sein.«
»Was ist mit dem Typen, der dich letzte Woche angerufen hat -dein alter Kumpel? Wie heißt er gleich? Grimshaw? Du warst doch mit ihm bei einer Spezialeinheit in Vietnam ...«
»Richtig, Bill Grimshaw.«
»Er hat dir doch einen Job angeboten, oder?«
»Er hat eine Firma für Personenschutz von Managern und braucht jemanden, der den Laden für ihn schmeißt. Das ist eine Goldgrube, aber wenn er nicht jemanden findet, der von so was eine Ahnung hat, kann er dichtmachen. Er denkt dabei an seine Frau und seine Töchter.«
»Ich verstehe kein Wort, Ed.«
Mulvaney zündete sich eine Zigarette an. »Agent Orange. Ein Teil des Dschungelabschnitts, in dem er eingesetzt war, wurde mit dem Zeug besprüht.
Er ist schon seit ein paar Jahren krank. Die Ärzte haben ihm gesagt, daß er höchstens noch ein Jahr zu leben hat.«
»O Mann, ich hätte nicht fragen sollen. Tut mir leid.«
Mulvaney nickte nur, blies Rauch aus und fuhr dann stockend fort: »Darum will er ... er will, daß ich bei ihm einsteige. Er will mir das Nötigste beibringen, solange er noch kann. Ich soll ins Geschäft einsteigen. Fünfzig Prozent für mich. Die andere Hälfte soll seine Familie bekommen, wenn er tot ist. Er sagt, ich könnte sechzig- bis siebzigtausend Dollar pro Jahr verdienen.«
»Wirst du annehmen?«
Fields parkte den Wagen neben einem Hydranten vor dem John Hancock Building. Es schneite so stark, und die Wolken hingen so tief, daß man die oberen Stockwerke nicht sehen konnte. Mulvaney stieg aus dem Auto. »Sag schon, wirst du annehmen?«
»Ich glaube nicht. Ich weiß nicht. Verdammt...«
Mulvaney warf seine Zigarette in den Rinnstein.
»Hör zu ...« Er lehnte sich wieder in den Wagen zurück und streckte Fields die rechte Hand hin.
»Wenn, äh ... wenn ich wegen dieses verdammten
Weitere Kostenlose Bücher