Das Yakuza-Mal
Zugbrücke zu erzittern und zu pulsieren schien.
Dann hörte er ein Krachen, das lauter war als alle Schüsse, die er je gehört hatte. Die Zugbrücke donnerte herunter.
Er taumelte zu der Mauernische und starrte nach draußen. Die Zugbrücke überspannte den inneren Burggraben, ein schmales Stück schneebedecktes Land und den zweiten Burggraben. Schnee wirbelte auf; der Boden unter Mulvaneys Füßen erzitterte, als die Zugbrücke auf den Boden krachte.
Zu beiden Seiten der Zugbrücke tauchten im Schnee schwatze Gestalten auf. Ninjas mit roten Stirnbändern rannten mit gezogenen Schwertern auf die Zugbrücke zu und stürmten ins Burginnere.
Schnee wirbelte von ihren Köpfen, Schultern, Armen und Beinen. Stahl blitzte auf, gellende Schreie waren zu hören. Mitten unter den Ninjas rannte Tsukahira Ryoichi mit gezogenem katana und shoto. Es schien, als habe ihm das Alter nichts anhaben können.
Die Burg wirkte fernöstlich und doch zugleich verblüffend westlich. Osgood vermutete, daß die Weitläufigkeit des Erbauers der Burg der Grund für diesen Eindruck war. In der Mitte des riesigen, neun Meter hohen Speisesaals, den er soeben durchquerte, stand ein massiver Tisch mit Klauenfüßen. Der Tisch hätte gut in die Halle gepaßt, die das Ungeheuer Grendel als Beinhaus benutzte, bevor es von Beowulf besiegt wurde.
Osgood betrat die Folterkammer.
Überall im Raum, an den Wänden, an Ketten von der Decke herab, über einem in den Fußboden eingelassenen Rost sowie auf dem Boden verstreut hingen und lagen alle Vorrichtungen und Gerätschaften, die westliche und östliche Gehirne hervorgebracht hatten, um Schmerzen zu erzeugen und Informationen zu entlocken. Nur die Opfer fehlten.
An der gegenüberliegenden Wand des Raums, links von ihm, befand sich ein Bogendurchgang.
Osgood rannte darauf zu. Vor dem Durchgang blieb er stehen.
Er hielt seine P-38 K umklammert, sieben Schuß befanden sich noch im Magazin, in einem Ersatzmagazin verblieben ihm weitere acht Schuß.
Er stieg die Treppe hinunter. Ein feuchtkalter Luftzug wehte den Treppenschacht hoch. Zu beiden Seiten der Stufen steckten Fackeln in gußeisernen Halterungen. Die Stufen der Wendeltreppe waren rutschig und an manchen Stellen durch das jahrhundertelange Auf und Ab von Folterern und Gefolterten völlig ausgetreten.
Ein Schrei ertönte, als er nach seiner Schätzung den halben Weg nach unten zurückgelegt hatte.
Er rannte weiter, glitt aus, bekam eine der Fackelhalterungen zu fassen und fing sich wieder.
Er riß die Fackel aus der Halterung und rannte, dieses Mal vorsichtiger, weiter die Stufen hinunter.
Der Schrei, den er gehört hatte, kam von einer Frau. Sie hatte auf Japanisch um Gnade gefleht.
Osgood sprang die letzten fünf Stufen auf einmal hinunter, fiel unten auf die Knie. Ihm bot sich ein gespenstischer, alptraumhafter Anblick; sein Verstand verweigerte sich jeder Logik, japanische Wörter waren wie ausgelöscht, statt dessen schrie er auf Englisch: »Laß das Eisen fallen!«
Ein Mann mit nacktem Oberkörper und einer Kapuze über dem Kopf wirbelte herum. Er kam mit dem glühenden Brandeisen auf Osgood zu, das er eigentlich in Gonroku Umis zerschlagenes und blutüberströmtes Gesicht hatte stoßen wollen.
Osgood wich aus, kam auf die Füße, zog den Spannabzug der Walther durch und traf den Folterknecht mitten ins Herz. Sein Körper zuckte zusammen und krachte zu Boden. Osgood stieg über seine Leiche, die drei Bewacher Gonrokus zogen ihre Schwerter und kamen auf ihn zu. Osgood drückte ab, dann ein zweites Mal. Er sprang zur Seite, der Körper eines Ninjas wurde durch den Aufprall nach vorne geschleudert, sein katana fiel zu Boden.
Osgood gab zwei weitere Schüsse ab. Der zweite Ninja blieb nur einen Schritt von ihm entfernt liegen. Jetzt wirbelte Osgood nach links herum und feuerte auf den dritten Ninja. Das katana seines Gegners sauste auf ihn nieder und verfehlte ihn nur knapp. Osgood hatte nur noch eine Patrone im Magazin. Das Schwert seines Gegners schnitt erneut dicht neben seinem Kopf durch die Luft.
Osgood drückte ab - Bauchschuß -, aber der Ninja kam noch immer näher. Osgood wich zurück. Der Ninja stieß einen Fluch aus. Osgood fand keine Zeit, die Walther nachzuladen. Er nahm die Pistole in die Linke, zog sein katana aus der Scheide und parierte den Angriff des Ninjas. Einen Moment lang standen sie mit gekreuzten Schwertern da. Dann vollführte der Ninja eine plötzliche Drehung.
Osgoods Schwert glitt aus seiner Hand,
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