Das Yakuza-Mal
importieren, um sie dann von hier aus in die Vereinigten Staaten zu verfrachten. Die Yakuza bekam diesen Amerikaner in die Hände, den Neffen eines der mächtigsten Männer des Chicagoer Verbrechersyndikats. Nun benutzt die Yakuza diesen Neffen als Druckmittel gegenüber seinem Onkel, um diesen zu einer Zusammenarbeit mit der Yakuza zu zwingen. Sollte dies gelingen, käme es in den Vereinigten Staaten zum größten Bandenkrieg aller Zeiten. Außerdem würde sich selbstverständlich das Drogenproblem in Amerika noch weiter verschärfen, und hier in Japan würde die wirtschaftliche Macht der Yakuza weiter gestärkt.«
»Das ist eine sehr ernste Situation, Osgood-san.
Aber es handelt sich trotz allem nicht um eine Angelegenheit, die normalerweise in den Aufgabenbereich Ihrer Organisation fällt und mit der jemand wie Sie betraut wird.«
Osgood hätte gern eine Zigarette geraucht, und er hätte Gonroku-san gern die volle Wahrheit erzählt. Beides war nicht möglich. Zigaretten hatte er nicht bei sieh, und die volle Wahrheit durfte niemand erfahren. »Mehr darf ich Ihnen nicht sagen. Aber eines muß ich hier ausdrücklich betonen: Der junge Mann, den die Yakuza oder Tsukiyama Kojis Ninjas gefangenhalten, ist für unsere beiden Staaten von allergrößter Bedeutung
- von größerer Bedeutung, als es diese Nachforschungen im Zusammenhang mit der Drogenangelegenheit vermuten lassen.«
»Sie sind ein Ehrenmann. Sie sind mein Freund.
Lassen Sie die verletzte Amerikanerin hier, sozusagen an einem >sicheren Ort<. Meine Enkelin wird sie pflegen. Und erlauben Sie mir, eine Reihe von Nachforschungen anzustellen, die Ihnen möglicherweise bei Ihrer Suche behilflich sein könnten.«
»Gonroku-san, diese Männer sind ...«
»Gefährlich? Darüber bin ich mir durchaus im klaren, Osgood-san. Manche behaupten dasselbe von mir.«
Gonroku-san hatte bisher die Hände gefaltet vor dem Bauch gehalten. Jetzt streckte er die Arme nach vorne und hielt die Handflächen nach außen.
Osgood verbeugte sich leicht.
Mulvaney war an Andys Bett eingeschlafen.
Tomiko, die Enkelin des alten Japaners, weckte ihn. Er vergewisserte sich, daß Andy atmete und lebte, und fragte das Mädchen, wo er sich duschen könne. Als er die Dusche verließ, stellte er fest, daß seine Kleider verschwunden waren. Nur die Beretta, der Hosengürtel und die Mike-Sparks-Magazintasche für die beiden 20-schüssigen Zusatzmagazine lagen noch da. Daneben fand er ein langes Gewand und eine Art langen, breiten Gürtel. Mulvaney ging in das Schlafzimmer zurück, das man ihm zugewiesen hatte und das er mit John Osgood teilen sollte. Vor dem Spiegel versuchte er, sich den Gürtel umzubinden. Wenn er einen einfachen Knoten machte, war das Ding immer noch so lang, daß es mit beiden Enden auf dem Boden schleifte, so daß er fürchtete, darüber zu stolpern.
Er hörte Osgood sagen: »Guten Morgen! Was machen Sie denn da?«
Mulvaney drehte sich um. Osgood lag ihm gegenüber auf einer schmalen Matratze, die die Japaner zum Schlafen auf den Boden legen. Er stützte sich auf einen Arm. »Dreimal dürfen Sie raten, was ich mache.«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht spielen Sie Verkleiden?«
Mulvaney ignorierte diese Bemerkung. Er wollte sich nicht schon wieder auf ein Gerangel einlassen, besonders nicht innerhalb des Hauses. Bei den dünnen Wänden würde von dem Haus nicht viel übrig bleiben. Er kämpfte weiter mit dem breiten Gürtel des Kimonos. Osgood beherrschte seine Hände und Füße wirklich nicht schlecht. Mulvaney bemerkte, daß er lächelte. Eine so gute Prügelei hatte er schon seit Jahren nicht mehr erlebt.
»Mulvaney, versuchen Sie etwa, den Kimono zu binden?«
»Ja, ich hab's gleich.«
»Sie müssen die Schärpe in zwei gleich langen Teilen von hinten nach vorne ziehen, dann überkreuzen Sie die Hälften vor dem Bauch und machen dann hinten auf dem Rücken einen Knoten. Das ist der einfachste Rat, den ich Ihnen geben kann.«
»Genau das wollte ich gerade machen«, antwortete Mulvaney lachend und befolgte Osgoods Instruktionen. Er sah in den Spiegel: »Ich finde, es sieht lächerlich aus.«
»Kimonos sind aber sehr bequem. Ich trage sie gern, wenn ich es mir zu Hause gemütlich machen will.« Mulvaney verbiß sich eine spöttische Bemerkung.
»Wie geht es Sergeant Oakwood?«
»Vor zehn Minuten ging es ihr gut. Danke der Nachfrage.«
»Gern geschehen.« Mulvaney hörte, daß er sich eine Zigarette ansteckte. Dann fuhr Osgood fort:
»Gonroku hat angeboten,
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