Das Yakuza-Mal
Sergeant Oakwood bis zu ihrer Genesung in seinem Haus einen sicheren Unterschlupf zu gewähren. Ich denke, es ist ratsam, seine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Er hat außerdem angeboten, uns bei der Suche nach Peter Ellermann behilflich zu sein.«
»Was hat die CIA mit einer Drogensache zu tun?«
Osgood lachte.
Mulvaney drehte sich um und fragte: »Was gibt's da zu lachen?«
Osgood stieß Rauch durch die Nase aus und sagte: »Gonroku hat mir fast dieselbe Frage gestellt.«
»Klugheit ist eben ansteckend, wie man so schön sagt«, antwortete Mulvaney grinsend.
Osgood hob die nackten Schultern und drückte seine Zigarette in dem Aschenbecher aus, der neben der Matratze stand. Mit einer einzigen fließenden Bewegung stieß er die Decke weg und schlüpfte in den Kimono. Er band sich die Schärpe um und sagte:
»Ich habe doch schon erklärt, daß ich Ihnen die Details nicht verraten darf. Auch Gonroku weiß nichts darüber, wenn Ihnen das ein Trost ist. Aber die Zeit drängt. Wenn Ajaccio der Yakuza nicht bald Bescheid gibt, werden sie Ellermann möglicherweise töten. Jedes weitere Zaudern unsererseits ...«
»Zaudern?«
»Zögern.«
»Ich weiß, was zaudern heißt, aber das Wort wird doch sehr selten benutzt.«
»Nun gut. Je länger wir ... warten«, fuhr Osgood mit leiser Stimme fort, »desto wahrscheinlicher wird der KGB Ellermann vor uns finden. Und darauf dürfen Sie mein Wort nehmen, Mulvaney, wenn der KGB Ellermann findet, käme das einer Katastrophe von beträchtlichem Ausmaß gleich.«
»Können Sie eigentlich nicht normal reden?«
»Wie bitte?«
»Sie reden immer furchtbar geschraubt daher.
Können Sie das nicht einfacher sagen, was Sie zu sagen haben?«
Osgood überlegte kurz und sagte dann: »Ich möchte Ihnen nicht ausweichen, aber ich muß Ihre Frage mit einer Gegenfrage beantworten: Ich vermute, daß Sie mit Ihrer Ausdrucksweise unbedingt den Anschein erwecken wollen, als hätten Sie nicht mal die Grundschule abgeschlossen. Ist das Ihre Art der Tarnung bei Ihrer Arbeit als Polizist, um bei den Leuten, mit denen Sie es jeden Tag zu tun haben, nicht so sehr aufzufallen?«
»Vielleicht«, antwortete Mulvaney.
»Und inzwischen ist es eine Gewohnheit geworden?«
»Ja.«
»Das akzeptiere ich, obwohl es mir für Sie leid tut. Ich werde versuchen, über Ihre Ganovensprache hinwegzuhören, wenn Sie Ihrerseits den Versuch machen, mein korrektes Englisch zu entschuldigen. Einverstanden?«
Mulvaney war nicht sicher, womit er eigentlich einverstanden
sein sollte, aber er nickte und grummelte zustimmend. Osgood kam auf ihn zu und streckte ihm die rechte Hand hin. »Fangen wir also von vorn an, einverstanden?«
»Ja«, antwortete Mulvaney und streckte seinerseits die Hand hin. Sie tauschten einen festen Händedruck aus.
»Wunderbar. Dann würde ich vorschlagen, daß wir uns jetzt ankleiden.« Osgood deutete auf ein niedriges Möbelstück, auf dem zwei Packen Kleider lagen. »Unsere zuvorkommende Gastgeberin hat offenbar unsere Kleidungsstücke mit erstaunlicher Schnelligkeit wieder verwendungsfähig gemacht.«
Mulvaney blickte ihn verständnislos an. Osgood sagte: »Sie hat unsere Kleider gereinigt.«
»Ach so, ja, klar«, erwiderte Mulvaney.
Mulvaney fragte nicht, was aus dem Jaguar geworden war, den Osgood am Abend vorher gefahren hatte. Osgood fuhr jetzt einen 300ZX, ein sportlicher und - falls die japanischen Modelle den in den Staaten verkauften glichen - ein schneller Wagen. Mulvaney hatte einmal einen Verbrecher verfolgt, der einen 300ZX als Fluchtwagen benutzt hatte. Gott sei Dank hatte sich der Kerl als erbärmlicher Fahrer erwiesen.
»Ich bezweifle, daß meine Kontaktperson verraten hat, daß Koji überwacht wurde. Logische Überlegungen bestärken mich in dieser Ansicht.
Tsukiyama Koji war zweifelsohne hinter Ihnen her, Mulvaney, und nicht hinter mir.«
»Meinen Sie die Schießerei in der Lagerhalle?
Ich hab Ihnen doch schon mal gesagt, daß diese Helen uns das eingebrockt hat. Tsukiyama wurde von der Yakuza zur Unterstützung eingesetzt.«
»Eine interessante Theorie und wahrscheinlich sogar richtig«, sagte Osgood zustimmend. Er schaltete vor einer engen Kurve herunter und in der Kurve wieder hoch. »Ich habe Ihnen doch von seinem Großvater, Tsukahira, erzählt? Ich nehme an, daß er es war, der Gonroku die Information hat zukommen lassen, der wir im Moment nachgehen.
Aber ich bin nicht sicher, denn Gonroku wollte nicht mit der Sprache rausrücken. Jedenfalls
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