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Das zarte Gift des Morgens

Das zarte Gift des Morgens

Titel: Das zarte Gift des Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanova
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Absicht.«
    »Aber andererseits habe ich gehört, dass er sehr in Sie verliebt war.«
    »Von wem haben Sie das gehört? Na, geben Sie schon zu -von Maria Potechina.« Aurora lächelte kummervoll. »So ist sie eben. Gutmütig, warmherzig, schlicht. Und glaubt, andere Menschen wären genauso. Außerdem liest sie viel zu viele Liebesromane.«
    »Trotzdem, warum haben Sie sich von Studnjow getrennt?«, beharrte Kolossow. »Glauben Sie mir, ich frage das nicht aus Neugierde.«
    »Ich glaube Ihnen. Schließlich müssen Sie einen Mord aufklären.« Aurora blickte ihn aufmerksam und abwägend an. »Wir haben uns getrennt, weil ich begriffen hatte, dass er mir kein Halt sein würde, nicht einmal ein Freund. Er hatte in Bezug auf mich seine eigenen Pläne. Und das hat mir nicht gepasst.«
    »Was für Pläne?«
    »Finanzielle. Was sonst spielt heutzutage eine Rolle?«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel hat er mich dazu gedrängt, außer dem Scheidungsprozess auch noch einen Zivilprozess anzustrengen und die Aufteilung der Gesellschaft ›Video-Art‹ einzuklagen. Studnjow behauptete, das sei ein von Gussarow und mir gemeinsam erwirtschafteter Besitz und ich hätte Anrecht auf einen Anteil davon.«
    »War das denn nicht so? Hat Studnjow sich geirrt?«
    »Er hat sich niemals in etwas geirrt, was auch nur entfernt mit Geld zu tun hatte«, sagte Aurora bissig. »Aber das war nicht der Rat eines Freundes, sondern . . . Mein schlimmster Feind hätte mir nicht zu so etwas geraten! Aber Max hat mich bedrängt, ist wütend geworden, hat mir Szenen gemacht. Ausgerechnet! Ich hatte mich ja gerade erst mit Mühe und Not vor einem solchen Choleriker gerettet. Ich sollte ihm schriftlich meine Rechte an der Gesellschaft abtreten, und dann wollte er in meinem Namen, als von mir bevollmächtigter Vertreter, mit Gussarow prozessieren. Kompletter Schwachsinn!«
    »Aber er kümmerte sich damit ja um Ihre Interessen.«
    »Er wollte mich nur ausnutzen. Vor ein paar Jahren hat Gussarow wegen dieser Gesellschaft einen Kredit bei ihm aufgenommen. Er hat ihm das Geld zurückgezahlt, aber eine Zeit lang waren er und Studnjow Geschäftspartner. Obwohl Max sich nie ernsthaft mit dem Showbusiness beschäftigt hat.«
    »Womit hat er sich überhaupt beschäftigt?«
    »Mit allem, was Gewinn abgeworfen hat. Er hat gegen Zinsen oder Hypotheken Geld verliehen, er hatte eine Firma für transportable Straßenwerbung, er hat Geld in den Import von Wein investiert. In Moldawien und auch in Abchasien, so genau weiß ich es nicht, hat seine Firma ganz enorme Steuervorteile bekommen. Moldauische Weine sind weiß Gott nichts Besonderes, aber er hat einen Haufen Geld damit verdient. Und ich sollte ihm ebenfalls Gewinn bringen, nachdem er sich schon mal mit mir eingelassen hatte. Aber ich war es müde, verstehen Sie, so müde, immer die Kuh zu sein, die gemolken wird . . .«
    »Das heißt, Sie haben es abgelehnt, ihm die Rechte an dieser Gesellschaft zu übertragen, habe ich Sie richtig verstanden?«, fragte Kolossow.
    »Ja, ich habe ihn höflich zum Teufel geschickt und ihm gesagt, das sei nicht seine Sache. Aber er . . . er war immer sehr höflich und galant. Und so hat er mir freundlich lächelnd erklärt, ich solle es besser nicht wagen, so mit ihm umzuspringen. Für meine Widerspenstigkeit hätte ich doch schon Gussarows Fäuste zu spüren bekommen. Er sei zwar nicht mit mir verheiratet und könne solche Handgreiflichkeiten nicht ausstehen, aber Widerspenstigkeit verzeihe er einer Frau auch nicht. Es sei sein Prinzip, Widerborstigkeit bei Frauen zu bestrafen. Bestrafungsmethoden gäbe es verschiedene.«
    »Wollen Sie damit sagen, er hat versucht, Sie zu erpressen?«
    »Er hat mir gesagt, er liebe mich leidenschaftlich und könne es einfach nicht ertragen, dass meine beiden Söhne die Kinder von Gussarow seien. Er sagte, meinen Jüngsten hätte er so gern, dass er es irgendwann nicht mehr aushalten würde und in einem Anfall von Vertrauensseligkeit einem Skandalreporter stecken könnte, dass dieses Kind von ihm sei.«
    »Ein Trottel war er, dieser Studnjow«, knurrte Kolossow. »Eifersüchtig auf Ihren Mann, sonst nichts. So ein blöder Vorwand für eine Erpressung! Lachhaft.«
    »Lachhaft?« Auroras Augen funkelten auf und verengten sich böse. »Ja, für Sie vielleicht!«
    »Aber was ist schon Schlimmes dabei? Der Bursche hat Stuss geredet. Na und – er war eifersüchtig und wollte Sie verletzen.«
    »Ich glaube aber, er hat diesen Stuss, wie Sie es nennen, doch

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