Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Erzählfluss – und natürlich vom Inhalt der Beschreibung. Letztlich kommt es auf das Bauchgefühl des Autors an, wie viel oder wenig Platz er seinen Beschreibungen einräumen will. Grundsätzlich sollte aber gelten, dass eine Beschreibung niemals Selbstzweck sein sollte. Wenn sich beim Leser der Eindruck breitmacht, der Autor wolle sich lediglich mit Orts- und Sachkenntnis brüsten oder sich mit einem Überfluss an Adjektiven ein Denkmal setzen, dann ist das dem Roman nicht zuträglich.
    Im Zuge meiner eigenen Arbeit räume ich Beschreibungen gewöhnlich nur so viel Platz ein, wie im Zuge der Handlung nötig ist. Größere beschreibende Passagen liefere ich bei Schauplätzen, von denen ich weiß, dass sie im Lauf der Handlung noch eine größere Rolle spielen werden – ein Kaminzimmer, in dem sich die Protagonisten zu einer kurzen Unterhaltung treffen, in allen Einzelheiten zu beschreiben, ergibt nach meiner Auffassung keinen Sinn. Große und komplexe Schauplätze müssen hierbei keineswegs »auf einen Ruck« beschrieben werden, sondern man kann sie Stück für Stück erforschen, gemeinsam mit den Protagonisten. Die Zauberschule Hogwarts aus HARRY POTTER ist z.B. so ein komplexer Schauplatz, den J.K. Rowling in jedem neuen Roman ein Stückchen weiter erforscht hat – immer wieder gab es neue Kammern, Grüfte und Geheimgänge zu entdecken. Passen wir also auf, dass wir Schauplätze nicht zu früh detailliert beschreiben und uns damit vielleicht Möglichkeiten für weitere Handlungsentwicklungen verbauen – Fantasy-Leser haben wie schon erwähnt ein sehr gutes Gedächtnis, wenn es darum geht, Widersprüche in solchen Passagen aufzudecken.
    Grundsätzlich können Beschreibungen, wie oben bei Granocks Kleidung, aus einer Ruheposition heraus gegeben werden oder aus einer Aktion heraus. Auch hier muss letztlich die Szene selbst entscheiden, was zur Anwendung kommt – in einem einführenden Kapitel ist eine ruhige Betrachtung sicher angebrachter als in der Mitte des Romans, kann dort aber durchaus auch als ruhender Pol dienen. Beschreibungen aus der Handlung heraus sind meist lebendiger und kurzweiliger zu lesen. Man kann eine Burg etwa wie folgt beschreiben:
    Die Festung Grundal erhob sich auf dem Rücken eines Berges, der nach Osten steil abfiel. Nach Norden und Westen wurde er von einem breiten Flusslauf begrenzt. Lediglich in südlicher Richtung öffnete sich der Hang zum flachen Land, das jedoch weithin einsehbar war, sodass kein Feind sich unbemerkt nähern konnte. Vier trutzige Türme, die wie Pfeiler in das Plateau eingeschlagen schienen, erhoben sich an den Ecken der Festung, dazwischen erstreckten sich zinnenbewehrte Mauern mit breiten, von Zwergenkriegern besetzten Wehrgängen. Im Inneren der Umgrenzung befanden sich der gedrungene Burgfried sowie die Ställe und Wirtschaftsgebäude, dazu die Unterkünfte des Gesindes und der Soldaten. Reges Treiben herrschte im Innenhof  – Mägde waren dabei, Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen und es in große Eichenfässer zu füllen, Knechte nahmen Ausbesserungen an Schilden und Rüstzeug vor, und begleitet vom Hammerklang der Schmiede übten Zwergenkämpfer den Umgang mit ihren Waffen.
    Die Burg bereitete sich auf einen Angriff vor  …
    Statt einer solchen statisch wirkenden Beschreibung können wir natürlich auch die Figur, aus deren Perspektive wir das Kapitel schildern, zu einem Rundgang auf der Burg schicken und die Szenerie durch ihre Augen erforschen:
    Über eine der steinernen Treppen, die sich um jeden der vier trutzigen Ecktürme schmiegten, erreichte Granock den breiten Wehrgang, von dem aus er sowohl die Burg selbst als auch das Umland überblicken konnte. Es war offensichtlich, warum die Herren von Grundal sich entschieden hatten, ihre Festung auf diesem Bergrücken zu errichten: Gen Osten fiel er steil ab, nach Norden und Westen wurde er von einem breiten Flusslauf begrenzt. Lediglich nach Süden öffnete er sich zum flachen Land, das jedoch weithin einsehbar war, sodass kein Feind sich ungesehen nähern konnte.
    Von den Blicken der Zwergenkrieger begleitet, die auf dem Wehrgang Wache hielten, brach Granock zu einem Rundgang auf, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Rings um den gedrungenen Burgfried der Festung drängten sich die Stallungen und Wirtschaftsgebäude, zwischen denen rege Betriebsamkeit herrschte; Mägde waren dabei, Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen und es in große Eichenfässer zu füllen, während die Knechte

Weitere Kostenlose Bücher