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Das Zauberschloß

Das Zauberschloß

Titel: Das Zauberschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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zur Verzweiflung. Gut, ich kann Nichts dagegen einwenden, ich bin selbst jung gewesen, und Du kennst meine Gesinnungen über dieses Capitel. Aber – entweder Du liebst so unsterblich und himmlisch überirdisch, um zu heirathen, das heißt, um ein solider Mann, ein Hausvater zu werden, Kinder zu erzeugen und zu erziehn, und allen Einwohnern der Stadt, wenigstens der Gasse, in welcher Du wohnst, als ein Muster zu erscheinen. Gut und schön. Aber dabei Schulden? Verheimlichte? die der Vater nun nach zwei langen verschwiegenen Jahren so ohne nähere Untersuchung bezahlen soll? Da sehe ich keinen Zusammenhang, kein dramatisches Motiv, Nichts, was diese so unsolide Sache erklären oder rechtfertigen könnte. – Oder, Du liebst als ein hoffnungsloser Verzweifelter. Geziemt es denn einem desperaten Schwärmer, prosaische Schulden zu haben? Das klingt wieder nicht zusammen. Denke Dir den verzweifelten Schäfer Chrysostomus im Don Quixote, oder den Werther, oder Siegwart, oder den uralten verliebten Macias, selbst Romeo, der schon irdischer ist, Petrarca gar nicht einmal zu erwähnen; wenn diese in ihrer überschwenglichen Liebespein bei ihren Anverwandten oder Vorgesetzten angehalten hätten, unsentimentale Schulden zu bezahlen! Sieh, mein Sohn, in dieser hohen Poesie des Lebens und des verklärten Herzens muß so etwas prosaisch Gemeines gar nicht einmal genannt werden, wie Poins auch nicht Unrecht hat, daß Harry's Durst nach Dünnbier, indem er kaum den Percy erschlagen hat, etwas ganz Ungeziemliches sei. Um Dir aber einigermaßen genug zu thun, habe ich die beiden vortrefflichen Rappen, Deine Wagenpferde, hier behalten: Du, ein Cavallerist, dem ich und der Fürst brauchbare Pferde halten, brauchst keine Equipage. Ich habe die beiden trefflichen Renner verkauft, und zwar unter dem Preise, um nur etwas Geld in die Hand zu bekommen, damit diejenigen Deiner Schulden, die Du mir als die allerdringendsten bezeichnest, zu tilgen. Seltsam ist es übrigens, daß der Mann, den Du gern zum Schwiegervater hättest, der sich aber auf keine Weise dazu hergeben will, die raschen Wagenpferde gekauft hat, weil er sie unter dem Preise haben konnte. Zwar weiß er es nicht, denn ein Fremder war der Unterhändler, daß sie uns gehören. Hätte er es erfahren, hätte er sie gewiß nicht genommen. Deinen jungen, schmächtigen, katzenartigen, schnellen und gewandten Jockei habe ich auch deshalb lieber in meinen eigenen Dienst genommen, damit er Dir keine unnöthige Ausgabe mehr verursachen möge. Du siehst vielleicht früher, als Du es denkst. Deinen
    zärtlichen Vater.«
    Das ist es, sagte der Hauptmann, wenn man einen witzigen Vater hat! Die Rappen schwatzt er mir ab, um sie kennen zu lernen, verkauft sie, behält meinen Jungen dort, und Alles zu meinem Besten! Mit den Pferden war vielleicht eine Entführung zu veranstalten, – jetzt – o ich bin in Verzweiflung!
    Der General ist aber, warf der Freund ein, weder lieblos noch einfältig – –
    Halten wir uns, seufzte der Hauptmann, noch etwas an diesem schwachen Anker.
    *
    Im heißen Wetter war der junge Mansfeld mit dem alten Schwieger den Fluß hinunter gefahren. In einiger Entfernung vom romantisch gelegenen Häuschen verließen sie das Boot, erstiegen den Hügel und wanderten langsam der einsamen Wohnung zu. Die Familie Freimunds wollte im Wagen folgen und Sebastian sollte die neugekauften Rappen regieren. In einem Küchenwagen wurden Wein, einige Pasteten, Gefrornes, und was sonst bei der Hitze am schönen Abend angenehm erquicken konnte, nachgeführt. Der Bräutigam, so hoffte der Vater, würde dann mit der sinkenden Sonne, vielleicht etwas später, ebenfalls eintreffen.
    Schwieger stieg keuchend den Hügel hinan. Warum, sagte er, als er oben stand, können dergleichen Expeditionen, wie eine Verlobung, nicht drinnen in der Stadt, in den bekannten vier Pfählen des Hauses vorgenommen werden? Aber zu Wasser gehen, sich hier hinan quälen, wohl gar im Freien essen, und dann Nachts spät, in einem stoßenden Wagen zurück, zur ungewohnten Stunde sich niederlegen, um wahrscheinlich gar nicht zu schlafen! Unser Freimund ist sonst ein solider, vernünftiger Mann, der aber doch auch seine excentrischen Seiten hat.
    Die hat jeder Mensch, bemerkte Mansfeld, auch der trockenste, wenn man nur Gelegenheit hat, ihn näher kennen zu lernen, so wie es wohl keinen noch so phantastischen giebt, an welchem nicht irgendwo der Pedant zu entdecken wäre. Diese Mischung macht unsere Thorheit erträglich

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