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Das Zauberschwert - 10

Das Zauberschwert - 10

Titel: Das Zauberschwert - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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entgegengesetzter Richtung davonzugehen.
Ich will ehrlich sein. Von dem Augenblick an, als ich dies Mädchen in der Kristallkugel sah, ist sie für mich so real gewesen, dass ich bereit war, mein ganzes Leben umzukrempeln, nur auf die geringe Wahrscheinlichkeit hin, sie könne mehr sein als ein Traum. Und jetzt weiß ich, sie ist real. Sie hat mir einmal, nein, zweimal das Leben gerettet. In diesem Blizzard wäre es bald mit mir vorbei gewesen. Und sie ist in Not. Sie wird im Dunkeln gefangen gehalten, sagt sie, und sie weiß nicht einmal, wo sie ist.
Wenn ich hier lebend herauskomme, werde ich sie finden, und wenn ich den Rest meines Lebens dazu brauche. In seinen Pelzmantel und die Decke gewickelt, in einem muffigen Strohhaufen liegend, allein auf einer fremden Welt, wurde Andrew Carr plötzlich klar: Die Kehrtwendung in seinem Leben, die begonnen hatte, als er das Mädchen in der Kristallkugel sah und seinen Job hingeworfen hatte, um auf ihrer Welt zu bleiben, war jetzt abgeschlossen. Er hatte seine neue Richtung gefunden, und der Weg führte ihn zu dem Mädchen. Zu seinem Mädchen. Zu seiner Frau, jetzt und für sein ganzes Leben. Callista.
Er war zynisch genug, um sich selbst ein bisschen zu verhöhnen. Ja, ja. Er wusste nicht, wo sie war, wer sie war oder was sie war. Sie mochte verheiratet sein und sechs Kinder haben (na, das kaum in ihrem Alter), sie mochte eine schreckliche Person sein – was wusste er schon über die Frauen dieser Welt? Alles, was er über sie wusste, war …
Alles, was er über sie wusste, war, dass sie ihn aus irgendeinem Grund brauchte. Das, was er über sie wusste, war vollauf genug: Sie brauchte ihn. Sie hatte niemanden als ihn, und wenn sie sein Leben wollte, konnte sie es haben. Er würde sie aufspüren, würde sie von dem Ort wegholen, wo sie im Dunkeln gefangen saß, wo man ihr wehtat und ihr Angst machte.
Er würde sie befreien. (Genau wie der Held, spottete sein zynisches zweites Ich, der für seine schöne Dame Drachen erschlägt. Schnell erstickte er diese innere Stimme.) Und dann, wenn sie frei und glücklich war …
Diese Brücke wollen wir überqueren, wenn wir bei ihr angelangt sind, sagte er sich fest und rollte sich wieder zum Schlafen zusammen.
Der Sturm dauerte fünf Tage lang, wenn seine Schätzung stimmte. (Sein Chronometer war bei dem Absturz beschädigt worden und für immer stehen geblieben.) Am dritten oder vierten Tag erwachte er bei trübem Licht und sah die schattenhafte Gestalt des Mädchens dicht neben ihm schlafen. Schlagartig wurde er sich ihrer körperlichen Nähe bewusst. Da lag sie, weiblich, schön, in diesem dünnen, zerrissenen Hemd, das alles zu sein schien, was sie anhatte – er wollte sie in die Arme nehmen, und dann kehrte er in die enttäuschende Wirklichkeit zurück. Es war ja nichts da, was er berühren konnte. Die Intensität seiner Gedanken musste sie erreicht haben, denn der Ausdruck ihres Gesichts zeigte, dass sie erwachte, und die großen grauen Augen öffneten sich. Erstaunt und ein wenig bestürzt sah sie ihn an.
„Es tut mir Leid“, murmelte sie. „Du … hast mich erschreckt.“
Carr schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu orientieren.
„Ich bin es, der sich zu entschuldigen hat. Ich muss wohl gedacht haben, dass ich träume und es keine Rolle spielt. Ich wollte dich nicht beleidigen.“
„Ich bin nicht beleidigt“, stellte sie einfach fest und sah ihm gerade in die Augen. „Wenn ich hier so neben dir läge, hättest du jedes Recht zu erwarten – ich meinte nur, es tut mir Leid, dass ich unwissentlich ein Begehren erregt habe, das ich nicht befriedigen kann. Ich habe es nicht mit Absicht getan. Ich muss im Schlaf an dich gedacht haben, Fremder. Doch ich kann an dich nicht immer als Fremder denken.“ Über Callistas Gesicht huschte leichte Belustigung.
„Mein Name ist Andrew Carr“, sagte er, und sie wiederholte den Namen leise.
„Andrew. Es tut mir Leid, Andrew. Ich muss im Schlaf an dich gedacht haben und deshalb zu dir gekommen sein, ohne aufzuwachen.“ Ohne Hast oder Verlegenheit zog sie das Gewand dichter um ihre bloßen Brüste und glättete die durchsichtigen Falten des Rockes um ihre runden Schenkel. Sie lächelte, und jetzt war fast so etwas wie Schelmerei in ihrem Gesicht zu lesen. „Ach, ist das traurig! Das erste Mal, das allererste Mal liege ich bei einem Mann, und ich bin nicht im Stande, es zu genießen! Aber es ist gemein von mir, dich zu ärgern.
Bitte, glaube nicht von mir, dass ich schlecht erzogen

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