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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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davon sprachen, weitere Mädchen zur Zeit der Semana Santa zu transportieren. Wir vermuten, dass es entweder morgen in der Nacht zum Karfreitag sein wird oder Samstagnacht, weil das die Nächte sind, in denen wir unsere traditionellen Semana-Santa -Prozessionen haben. Die Leute kommen ins Dorf und machen beim Umzug mit, mit Kerzen in der Hand. Dann ist ein Fest, viele Leute, sehr laut. Alle sehen sich die Prozession an, alle singen und achten nicht auf einen fremden Lieferwagen, der aus dem Wald kommt. Sehen die gefesselten Mädchen darin nicht.
    Aber wir haben einen großen Fehler gemacht, die Polizistin und ich. Als meine Kollegin Almira wieder in den sicheren Unterschlupf bringen wollte, in dem sie lebt, bettelte Almira, in meinem Auto mitzufahren. Sie sagt, es ist so schön, sie hat noch nie solch ein Auto gesehen. Das arme Mädchen! Sie tat uns leid. Ich sagte meiner Kollegin, sie sollte ein Stück außerhalb des Dorfes auf uns warten, ich würde Almira zu ihr bringen. Wir fahren ein bisschen herum und steuern dann wieder das Dorf an. Almira lachte, spielte mit dem Radio herum und tat so, als sei sie ein Filmstar in Hollywood. Bis wir ins Dorf zurückkamen und sie die Männer erkannte, die auf dem Platz arbeiteten. Sie warf sich auf den Boden und begann zu jammern, dass sie sie umbringen würden. Ich sagte, sie würde bald wieder in ihrem sicheren Versteck sein, aber als ich zu dem vereinbarten Treffpunkt komme, ist meine Kollegin nicht da. Das ist schlecht und ich kann keine Nachricht schicken oder Hilfe herbeiholen. Ich muss weiter beobachten. Ich hatte keine Wahl, ich musste Almira mitnehmen und sie hier verstecken. Almira hat recht – wenn sie sie finden, ist sie tot. Sie versteckt sich in meinem Haus, aber das gefällt mir nicht. Es ist sicherer, wenn sie bei Ihnen im Kloster ist.«
    »Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
    »Sie müssen um Mitternacht am Tor sein – um Mitternacht läutet die Glocke für die Vigil – und dann öffnen Sie es, um Almira einzulassen. Danach schließen und verriegeln Sie es. Die Mauern sind hoch, das Tor ist sehr stabil, das Kloster ist wie eine Festung, wenn es versperrt ist. Aber es ist besser, wenn die Nonnen nicht wissen, dass eine Zeugin der Polizei hier ist. Sie würden sich Sorgen machen.«
    »Ja, natürlich.« Ihr sackte das Herz in die Hose. Mitten in der Einöde, meilenweit von allem entfernt und nun auch noch in eine gefährliche Polizeiaktion verwickelt. Doch sie wusste, dass sie Almira helfen musste. Almira weigerte sich, Opfer zu sein, trotz all der schrecklichen Dinge, die man ihr zugefügthatte – noch schrecklicher als das, was Menina passiert war. Okay, wenn Almira das schaffte, dann würde auch Menina den nötigen Mut aufbringen.
    Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass Becky hier wäre. Becky war zäh.
    »Warten Sie! Was ist mit den Leuten, die nach mir suchen? Ich kann mir nicht vorstellen, was sie von mir wollen.«
    Hauptmann Fern á ndez Gal á n seufzte. »Ich denke, das ist ein anderes Problem; darum kümmern wir uns später.« Er räusperte sich. »Und noch etwas: Sie denken nichts Schlechtes mehr von mir? Sie wissen, dass ich kein Pädophiler bin? Dass ich keine Freundinnen habe?«
    »Ich nehme an, ich muss Ihnen glauben, aber Sie haben alle an der Nase herumgeführt.« Einen Moment lang hatte sie überlegt, ob sie vielleicht entführt worden war, um Nonne zu werden, aber das behielt sie lieber für sich.
    »Gut«, sagte er mit einem Seufzer der Erleichterung. »Und nur damit Sie es wissen: Eigentlich bin ich nicht alt genug, um Almiras Vater zu sein. Ich bin dreiunddreißig. Bis später.«
    Menina rief ihm in die Dunkelheit nach: »Hauptmann … Alejandro, bitte, können Sie heute Abend etwas zu essen mitbringen?« Sie hoffte, dass er es gehört hatte. Ansonsten würden Almira und sie sich von Schokoladenfischen und altbackenem Brot ernähren müssen.
    Sie tastete sich zurück in ihr Zimmer. Was der Hauptmann ihr über den Mädchenhandel erzählt hatte, erschütterte sie. Am Donnerstag vor Ostern fiel das Abendessen recht karg aus. So langsam sie konnte, aß sie Brot und Linsen und einen Apfel und dachte daran, wie Sor Teresa ihr von den zahlreichen Mädchen berichtet hatte, die ins Kloster kamen. Nun, sie hatten nicht die geringste Vorstellung von dem Schlamassel, in dem Menina und Almira steckten. Sie hoffte inständig, dass sie Almira vor Sor Teresa verstecken konnte.

KAPITEL 16
    Aus der Chronik der Sors Santas de Jes ú s, Kloster Las

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