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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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altmodisch, viele alte Leute. Vielleicht denken Sie, es ist wegen meiner Tante, weil meine Familie hier ist? Ja, diese Dinge sind wichtig. Aber weil meine Familie aus diesem Dorf stammt und alle wissen, was ich meinem Vater versprochen habe, ist es auch meine Tarnung. Ich bin hier, wegen etwas, was ich an der Polizeischule in den USA gelernt habe: Überwachung. Vor ein paar Jahren, als ich nach Spanien zurückkam, um hier zu leben, wurde ich für eine große Überwachungsaktion der spanischen Behörden und Interpol rekrutiert.«
    »Was? Hier? Am Ende der Welt?«
    »Ja, weil es das Ende der Welt ist. Heute kommen die meisten Leute auf der Fernstraße hierher. So wie Sie. Aber bevor es die Fernstraße gab, gab es eine alte Straße, die von der Küste aus, in der Nähe von Marbella, hierher führt, dann nach Osten durch Berge ins Baskenland und dann zur Grenze. Diese Straße gibt es wahrscheinlich seit zweitausend Jahren, sie geht über dieses Dorf in die Berge, Richtung Frankreich. Ist eine schlechte Straße, schwer zu finden, viele Bäume, manchmal Felsbrocken fallen von den Bergen, sehr gefährlich, also benutzt sie heute niemand mehr. Doch es gibt viele alte Bergstraßen, in ganz Europa, bei gutem Wetter sind sie manchmal passierbar und es gibt Leute, die sie benutzen.«
    »Wer?«
    »Das ist es ja, was ich versuche, Ihnen zu erzählen. Seit Jahren beobachtet die Polizei in ganz Europa diese Straßen, weil Leute sie als Schmugglerroute von den alten Ostblockländern und von noch weiter weg benutzen, vom Irak und sogar von Afghanistan aus. Ist sehr große Polizeiaktion und seit Langem haben sie gründlich gearbeitet, um Falle zu stellen. Hier.«
    »Oh.« Nach dieser Erklärung wurde Menina doch ein wenig kleinlaut, weil sie ihn angebrüllt hatte. »Drogen?«
    »Ja, es geht auch um Drogen. Drogen sind ein riesiges Geschäft. Diese Männer, die nach Spanien kommen, wissen, dass die alten Straßen für die Behörden schwer zu überwachen sind. Sie bringen Heroin und Kokain quer durch Europa von Afghanistan und der Türkei. Ist ein großer Markt für Drogen hier, viele reiche Leute an der Küste in Marbella, Puerto Banus, anderen Orten im Süden, wo es die großen Yachten, Villen, viel Geld gibt. Und Verbrecher. Sie denken, sie sind in Sicherheit, können tun und lassen, was sie wollen. Aber sie schmuggeln noch Schlimmeres als Drogen. Vielleicht hören Sie selbst in Amerika, dass Banden mit Frauen aus Osteuropa handeln – Kosovo und Albanien und Rumänien und Ukraine. Die Leute dort sind sehr arm, haben nichts, keine Arbeit. Männer kommen und sagen jungen Mädchen, sie können nach Frankreich und Deutschland und England gehen, reiche Länder, viele schöne Jobs, in Restaurants, als Kindermädchen in reichen Familien, als Aupair, mit einem schönen Zimmer und Englischkurs und viel Geld. Können Geld nach Hause schicken zu ihren Familien, können Geld sparen und heiraten. Und so gehen die Mädchen natürlich – manchmal wollen sie gehen, manchmal zwingen die Familien sie, verkaufen sie sogar an diese Männer, und manchmal werden sie entführt. Dann stellen sie fest, dass Männer gelogen haben, gibt keine Jobs in Restaurant oder als Kindermädchen. Sie werden in Lastwagen eingesperrt und als Prostituierte verkauft, wie Sklaven. Die Männer, die sie bringen, schlagen sie, vergewaltigen sie, geben ihnen Drogen, damit sie als Prostituierte arbeiten, nehmen ihr Geld und bedrohen ihre Familien zu Hause, falls sie versuchen, wegzulaufen oder zur Polizei zu gehen.«
    »Oh.« Menina lehnte die Stirn an das Gitter und schloss die Augen. Wieder spürte sie, wie Theos Hand ihr den Mund zudrückte, spürte ihre Angst und, was das Schlimmste war, ihre Hilflosigkeit. Als hätte er sie zu Dreck erniedrigt, zu einem Nichts. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Bei dem Gedanken, dass das auch anderen jungen Frauen passierte, wurde ihr schlecht.
    »Die Frauen, die die alten Damen bei Sor Teresa als meine ›Freundinnen‹ bezeichnen, sind Polizistinnen. Verdeckte Ermittlerinnen. Wie ich schon sagte, ist Spanien, Männer sind Männer. Ich bin nicht verheiratet. Alte Damen finden nicht gut, dass ich Prostituierte habe, aber niemand wundert sich. Alte Damen sind schockiert. Sie machen Skandal. Das ist es, was ich brauche, weil es gute Tarnung ist. Die Polizistinnen helfen mir, die Männer zu beobachten, die in den Bergdörfern kommen und gehen.
    Es gibt eine Menge Baustellen, neue Villen für Ausländer in den Bergen, Arbeit für ausländische

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