Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)
solche Medaille besessen hat. Wir meinen, dass sie sie haben sollte.
Und dieses Buch ist auch für sie. Es ist sehr alt und enthält einige Aufzeichnungen aus unserem Kloster. Die Nonnen in unserem Orden waren immer ausgesprochen gebildet und die Schreiberin des Klosters hatte die Aufgabe, alles festzuhalten, was geschah. Vielleicht möchte Isabelita sie eines Tages lesen, falls sie dann noch genügend Spanisch kann. In der Mitte ist ein Teil, der in lateinischer Sprache geschrieben ist, aber ich weiß, dass die Kinder heutzutage keinen Lateinunterricht mehr in der Schule haben. Zu meiner Zeit war das noch anders. Nun, das ist alles, was wir ihr mitgeben können. Bevor ich der Adoption zustimme, müssen Sie mir feierlich versprechen, ihr diese beiden Dinge an ihrem sechzehnten Geburtstag zu geben.« Die Oberin bedauerte zutiefst, dass sie die Chronik nicht hatten lesen können, bevor sie sie nun aus der Hand gaben. Einige Nonnen hatten sich im Laufe des vergangenen Jahres daran versucht, doch Gott allein wusste, wo das alte Lateinwörterbuch des Klosters war. Niemand konnte besonders gut Latein und außerdem gab es im Kloster so viel zu tun, dass sie noch nicht einmal genug Zeit gehabt hatten, um den spanischen Teil der Chronik zu lesen.
Sarah-Lynn beugte sich vor und sah die Oberin ernst an. »Das ist wunderbar! Natürlich versprechen wir es, nicht wahr, Virgil?«
Ihr Mann nickte. »Ja, Ma ’ am, ich gebe Ihnen mein Wort. Wir sorgen dafür, dass sie diese Dinge bekommt. Und an unserer Highschool wird Latein als Teil des Begabtenprogramms angeboten. Wenn man Latein belegt, kann man sich für ein Stipendium fürs College bewerben, daher besteht der Elternbeirat darauf, dass es angeboten wird. Also, wir werden unser Möglichstes tun, dass sie auch Latein nimmt. Virgil Walker hält sein Wort«, fügte er hinzu und streckte instinktiv die Hand aus, um den Handel mit einem Handschlag zu besiegeln. Die Oberin war überrascht, fing sich aber rasch und streckte ihre eigene zarte Hand aus, die er mit einem festen Griff umfasste. Sie glaubte ihm.
»Sehr gut. Ich bin mit der Adoption einverstanden.« Die Oberin nickte den Walkers zu und schob Sarah-Lynn das Paket hinüber, die »Danke« flüsterte. Dann läutete sie eine kleine Silberglocke und Sor Rosario erschien so prompt, dass die Oberin wusste, dass sie an der Tür gehorcht hatte. »Bitte, bringen Sie Isabelita her.«
Sor Rosario ließ sich Zeit. Während sie warteten, machte die Oberin höfliche Konversation und zeigte stolz auf die Portraits der gekrönten Nonnen. Sie seien etwas ganz Besonderes, erklärte sie. Auf jeden Fall seien sie alt. Sie erzählte, dass die Kinder im Waisenhaus an Feiertagen in ihr Büro kommen und sie sich ansehen durften. Das war ein besonderes Vergnügen für sie, das Klosterleben war für Kinder recht spartanisch und ein Besuch im Salon der Oberin war eine ihrer wenigen Vergnügungen. Die Oberin erklärte den Walkers, wie sie bei diesen Gelegenheiten etwas über diese außergewöhnlichen Mädchen erzählte, die sich in ihren wunderschönen Kleidern, mit ihren Blumen, mit dem Schmuck und den kunstvoll gefertigten Kronen darauf vorbereiteten, Nonnen zu werden. »Isabelita liebt diese Bilder. Als ich sie nach dem Grund fragte, sagte sie, sie lächeln sie an.« Die Oberin lächelte ebenfalls. »Vielleicht stimmt es. Die Kinder freuen sich aber vor allem deshalb auf diese Besuche bei den gekrönten Nonnen, weil sie dann heiße Schokolade und Mandelgebäck bekommen. Die Mädchen, die ins Kloster eintraten, bekamen auch solche Mandelkekse. Sie symbolisierten die Süße des klösterlichen Lebens, das Gott geweiht ist.«
Die protestantischen Walkers nahmen diese Information ein wenig benommen auf, daher wechselte die Oberin höflicherweise das Thema.
»Nun, was kann ich Ihnen über Isabelita sagen, sodass Sie sie ein wenig kennenlernen? Sie ist wirklich ein gutes Kind, sehr folgsam, sie spricht ihre Gebete und legt ihre Kleider ordentlich zusammen. Sie ist gesund. Sie ist noch nie krank gewesen oder irgendwie ungehorsam, obwohl … Als Christian Outreach so großzügig war, konnten wir Spielsachen für die Kinder kaufen – wir hatten uns hier noch nie Spielzeug leisten können.« Die Oberin zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Isabelita war so hingerissen von den Farbstiften und den Malbüchern, dass sie die Wände des Schlafsaals und einige der Messbücher in der Kapelle bemalt hat, bevor wir sie aufhalten konnten.«
»Du liebe Güte,
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